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Die Vernetzung in der Veranstaltungswirtschaft – fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft

Die Coronakrise hatte nicht nur katastrophale Auswirkungen auf die Veranstaltungs- und Event-Marketing-Branche, sondern zeigte auch, dass es im Gegensatz zu anderen hochkarätigen Branchen an einer wirkungsvollen, politisch aktiven Lobbyarbeit für die Veranstaltungsbranche fehlte. Im Laufe der sich zuspitzenden Coronakrise setzten sich kluge Köpfe zusammen und mischten das bis dorthin existierende Verbandsmosaik auf, um die Lobbyarbeit effektiver zu gestalten. Aus dem Wirtschaftsverband FAMAB wurde die Vereinigung »fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft« – mit neuem Konzept und neuer Ausrichtung.

Der entscheidende Schritt für den neuen Weg ist, dass sich der fwd: nicht als klassischer Wirtschaftsverband, sondern als Vereinigung für die Interessenvertretung sieht. In seinem Selbstverständnis steht fwd: für die disziplinenübergreifende Vereinigung der gesamten deutschen Veranstaltungswirtschaft und damit auch für die Eventbranche. Zu den Zielen von fwd: heißt es: »Mit dem Ziel der politischen und gesellschaftlichen Interessenvertretung setzt sich fwd: für die Zukunftssicherheit dieser Schlüsselbranche ein.« In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass fwd: für die sechst- größte deutsche Branche steht mit über 100.000 Betrieben, einer Million Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 130 Milliarden Euro (Zahlen Ende 2019).

Der Wandel des Verbandes über die Jahrzehnte bildet sich auch im Logo ab

Der Wandel des Verbandes über die Jahrzehnte bildet sich auch im Logo ab

Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen und für die möglichst große Anzahl von Unternehmen und Beschäftigten in der Veranstaltungsbranche zu agieren, bietet die Vereinigung ungewöhnliche Möglichkeiten für eine Mitgliedschaft an: von ideellen Unterstützer:innen (Follower) über persönliche Mitgliedschaften (Supporter, Member) bishin zu Unternehmensmitgliedschaften (Small, Medium, Large Company).

Dieses Mitgliedsmanagement ist wesentlich effektiver als die klassische Mitgliedschaft in einem Wirtschaftsverband, in dem man oft mehr konkurriert als miteinander agiert.

Eine weitere Maßnahme des fwd: trägt zur Effektivität bei: Man hat sich frühzeitig dazu entschlossen, Landesverbände zu gründen, um Einzelpersonen und Unternehmen besser vor Ort abzuholen. Zurzeit existieren bereits fünf Landesverbände. Ein sechster Landesverband in Nordrhein-Westfalen steht in Aufbau. Des Weiteren ist der fwd: auf verschiedenen Social-Media-Plattformen aktiv, um die Personen der Veranstaltungsbranche zu informieren und auch politisch abzuholen.

In puncto Organisation bilden zurzeit elf Personen aus verschiedenen Bereichen der Veranstaltungsbranche den Vorstand. Die Geschäftsführung obliegt Alex Ostermaier, vormals Geschäftsführer des etablierten Veranstaltungsdienstleisters Neumann & Müller, und Silke Schulte, langjährige Mitarbeiterin der FAMAB-Geschäftsstelle. Erste Erfolge bei der Interessenvertretung stellten sich, auch während der akuten Coronazeit, schnell ein. Der fwd: verschaffte sich zielgerichtet Zugang und Gehör zu politischen Gremien, Parteien sowie Politiker:innen und konnte die fachlichen wie auch wirtschaftlichen Faktoren der Veranstaltungsbranche einbringen.

RÜCKBLICK: FME IM FAMAB

fwd:-Geschäftsführer ist Alex Ostermaier, vormals Geschäftsführer des etablierten Veranstaltungsdienst- leisters Neumann & Müller

fwd:-Geschäftsführer ist Alex Ostermaier, vormals Geschäftsführer des etablierten Veranstaltungsdienst- leisters Neumann & Müller

Mitte der 90er Jahre erkannten einige führende und erfolgreiche Eventagenturen – unter ihnen Vok Dams, Kogag, G&D –, dass man für die Eventagentur-Branche ein Sprachrohr benötigte, um sich im Marketingmix gegen die dominierenden Beratungs- und Werbeagenturen durchzusetzen. Bis zu dieser Zeit respektierten sich die Eventagenturen zwar, standen aber in ständiger Konkurrenz. Unter dem Druck der Marketinganforderungen einigte man sich, das »Forum für Marketing-Eventagenturen« (FME) zu gründen. Als Dachverband wählte FME den FAMAB.

Dieser wurde im Jahr 1963 als Fachverband Messe- und Ausstellungsbau (FAMAB) gegründet und hatte seinen Sitz in Rheda-Wiedenbrück. Die Verantwortlichen des FME sahen im FAMAB eine gewisse inhaltliche Nähe und hofften, dass sie durch den etablierten Verband mehr Gehör in der Branche erhalten könnten. Unter Leitung von Vok Dams, der am 19. Mai 2023 im Alter von 85 Jahren unerwartet verstorben ist, und mit Hilfe der wortgewaltigen FAMAB-Geschäftsführerin Elfie Adler versuchte das FME, das Image der Eventagenturen zu verbessern sowie die Professionalität der Eventagenturen bei Marketingstrategien, -konzeptionen und -durchführungen darzustellen.

Vok Dams, der am 19. Mai 2023 im Alter von 85 Jahren unerwartet verstorben ist

Vok Dams, der am 19.05. 2023 im Alter von 85 Jahren unerwartet verstarb

Die Eventagentur-Szene hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein schlechtes Image. Die Werbebranche schob auch die professionellen Eventagenturen in die Ecke von Partymachern, Hochzeitsplanern oder Hotelbuchungsagenturen. Vok Dams hatte mit seiner gleichlautenden Eventagentur allerdings schon ein großes Renommee in der Branche – im Inland wie auch im Ausland – erlangt, sodass er kraft seiner hoch angesehenen Persönlichkeit sowie den Erfolgen seiner Eventagentur den FME in der Marketingbranche protegieren und auch die Rolle von professionellen Events im Marketingmix mehr Bedeutung verleihen konnte. Auf Verbandsebene organisierte das FME u. a. den »Deutschen Eventtag« mit bedeutenden Fachvorträgen und Programmen, schuf den erfolgreichen EvA-Award sowie den Nachwuchs-Award DAVID und stellte Qualitätskriterien auf, um die Professionalität der Eventbranche im Marketingmix zu dokumentieren.

DER NÄCHSTE SCHRITT: KOMMUNIKATIONSVERBAND UND BRAND-EX

Anfang 2014 gab es einen Wechsel in der Geschäftsführung des FAMAB. Auf Elfie Adler folgte Jan Kalbfleisch – und damit auch ein Paradigmenwechsel. Die starre Aufteilung des Verbandes in Messe- und Eventbranche wurde aufgelöst und der Headline »Kommunikation« untergeordnet. Aus »FAMAB Fachverband Messe- und Ausstellungsbau« entwickelte man »FAMAB Verband Direkte Wirtschaftskommunikation« und in einem weiteren Schritt den »FAMAB Kommunikationsverband«.

Um besser wahrgenommen zu werden und sich besser darzustellen, stieg der Verband im Jahr 2017 bei der Fachmesse »Best of Events« (BOE) als fachlicher Träger ein und wandelte die FAMAB-Awards in das Format »BrandEX« um. Die Entwicklung der »BrandEX«- Veranstaltungen hat allerdings starke Abnutzungserscheinungen gezeigt. Für die Staffel 2024 hat man sich strukturelle Reformen überlegt und legte eine Bewerbungsphase in drei Schritten an. Spannend und einer Eventbranche affin ist, dass die Jury-Runden transparent gestaltet und in der letzten Stufe des Award-Prozesses die besten Einreichungen während der BrandEX-Veranstaltung auf der BOE live bewertet werden sollen.

DER WANDEL: AUS FAMAB WIRD FWD:

Die Coronapandemie und ihre katastrophalen Auswirkungen auf die Veranstaltungswirtschaft haben gezeigt, dass die Ausrichtung eines Verbandes auf Selbstdarstellung nicht ausreicht, um Schaden von der existenzbedrohten Branche abzuwehren und für notwendige Unterstützungen zu kämpfen – besonders auf politischer Ebene und bei Ministerien. Im Juni 2021 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der FAMAB Kommunikationsverband in »fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft« umbenannt und die Neuausrichtung in die Wege geleitet. Programm, Aufgaben, innere Struktur und Präsenz wurden neu festgelegt, die Geschäftsstelle in Rheda-Wiedenbrück übernommen. Damit waren die Weichen für eine wirksame Interessenvertretung sowie eine fachlich fundierte Aufarbeitung der Kernthemen der Veranstaltungswirtschaft gestellt.