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Es werde Licht: Das Œuvre des Designers Moritz Waldemeyer

Moritz Waldemeyer ist der angesagteste Designer für Lichtinszenierungen aus London. Sein Studio Waldemeyer inszeniert seit 2004 Objekte wie Stars. Das Studio gründete er und betreibt es bis heute zusammen mit Nazanin Farahbod. Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums stellte er sich den Fragen von showcases und gibt Einblick in sein Œuvre.

Wie bist Du zum Design gekommen?

Rihanna in einem Lichtkostüm von Moritz Waldemeyer

Rihanna in einem Lichtkostüm von Moritz Waldemeyer

Das ergab sich fast von selbst. Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen und habe mich schon immer für Technik begeistert. Design ist die Disziplin, die beides vereint. Der Weg dahin war allerdings nicht ganz direkt, sondern ging vom Mathe-Spezialabi zur Banklehre, dann Business und kurz darauf Mechatronics an der Uni, Forschungswissenschaftler bei Philips, bis ich mein eigenes Studio aufgemacht habe, was anfangs auch mehr ein Ingenieurbüro war.

Wieso spielt Licht so eine zentrale Rolle in Eurer Arbeit?

Während des Studiums hab ich mich sehr für Mikrocontroller interessiert, also kleine programmierbare Chips, die man sehr gut mit LEDs kombinieren kann. Das war Anfang der 2000er, als die Entwicklung von LEDs als Leuchtmittel losging. Dank meiner Arbeit bei Philips war ich da von Anfang an mit dabei und erkannte das unglaubliche kreative Potenzial von Elektronik kombiniert mit LEDs. Und somit ist Licht unser wichtigstes kreatives Medium geworden.

Was sind Eure wichtigsten Stationen?

Eine Zusammenarbeit von Moritz Waldemeyer mit Couturier Hussein Chalayan

Eine Zusammenarbeit mit Couturier Hussein Chalayan

Der Leuchter »Lolita« von Ron Arad war der Startpunkt für das Studio, da er den Einstieg in die internationale Designszene auf allerhöchster Ebene ermöglichte. Dank Nadja Swarovski arbeiteten wir innerhalb kürzester Zeit mit vielen der bekanntesten Designer zusammen, unter anderem auch Zaha Hadid, Philippe Starck und Hussein Chalayan. Die Chalayan-Kollektionen zeigten zum ersten Mal Elektronik auf dem Pariser Laufsteg und sind mittlerweile Teil der Modegeschichte. Sie eröffneten dann die Musikwelt für uns, da die Stilisten der Musiker solche Effekte auf der Bühne sehen wollten. Zu unserem eigenen Erstaunen kleideten wir sehr bald Bono, Rihanna, Will.I.Am und JK in Licht.

Zur gleichen Zeit ging unsere Idee einer LED-Kerze mit dem bekannten Lichtdesigner Ingo Maurer (1932 bis 2019) in Produktion und diese wurde in die permanente MoMA-Sammlung aufgenommen. Sie ist auch in der Münchner Pinakothek und im London Design Museum zu sehen.

Und last but not least hatten wir die Ehre, das Konzeptfahrzeug zu Bentleys 100-jährigem Jubiläum komplett zu beleuchten. Das war unser erstes wirkliches Autodesign-Projekt, bei dem wir an der Formgebung des Fahrzeugs teilnehmen konnten. Dies eröffnete wiederum eine komplett neue Welt für das Studio und wir haben seitdem auch für Lotus, Geely und Harley Davidson gearbeitet.

Eure neueste Arbeit ist ein leuchtendes Pendel. Willst Du die Schwerkraft abschaffen?

Das leuchtende Pendel »Halo« von Moritz Waldemeyer für das London Design Festival 23

Das leuchtende Pendel »Halo« für das London Design Festival 23

Mit dieser Frage werden wir eine kurze Reise in den Physikunterricht machen müssen: Die Pendelfrequenz berechnet sich T = 2 Π √ (L/g) – das beinhaltet g und man sieht, dass die Schwerkraft für die Bewegung des Pendels absolut notwendig ist. Christopher Wren interessierte sich auch sehr für Physik und Astronomie und er war aus seiner eigenen Sicht nur nebenberuflich Architekt. Deshalb die Wahl des Pendels »Halo« in der Kirche von Christopher Wren, die als sein Meisterstück gesehen wird. Aber mal von der Wissenschaft abgesehen, dient das Pendel in der Installation auch als meditatives Objekt. Dank der hohen Kuppel (siehe L in der Formel) bewegt sich das Pendel sehr langsam und erlaubt dem Betrachter, in sich zu gehen und auch oh- ne religiösen Hintergrund eine spirituelle Erfahrung in der Kirche zu haben.

Was hast du an besonderen Corporate Events gemacht?

Auch Automarken wie Bentley oder Audi nutzen das Können von Moritz Waldemeyer

Auch Automarken wie Bentley oder Audi nutzen das Können von Moritz Waldemeyer

Wir arbeiten oft und gern mit Corporate Clients. Im weitesten Sinne fällt der Großteil unserer Projekte in diese Kategorie. Ganz besondere Projekte waren sicher unsere Audi-Kollaborationen. Wir haben Audi mehrmals über die Jahre bei Kunst- und Design-Events vertreten als auch bei der Frankfurter IAA. Für uns sind die besten Marken-Kollaborationen die, wo wir uns auch persönlich für die Produkte begeistern und gleichzeitig enge persönliche Beziehungen mit unseren Kunden aufbauen, die auf Vertrauen und Passion beruhen und die oft lange nach dem Projekt andauern. Andere Beispiele dafür sind Panerai und Bentley.

Wovon träumst Du, wenn Du an weitere, kommende Projekte denkst?

Wir hoffen, dass wir in Zukunft ein größeres Publikum erreichen können und ihnen kreative, überraschende und besinnliche Erfahrungen bescheren dürfen. Wie zum Beispiel mit »Mythos Mozart« in Wien, das an seinem Sterbeort das Leben und Werk des großen Komponisten feiert. Wir arbeiten im Moment auch daran, die LED-Kerze einem größeren Publikum nahe zu bringen.

Danke für das Interview.