„In diese Welt will ich auch!“ – Johann Prinz, Sprungbrett-Preisträger 2019
Er betritt die Bühne. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist seine Ausstrahlung bis in die letzten Zuschauerreihen zu spüren. Denn sein Körper, seine Mimik, seine gesamte Aura strahlen pure Kraft und gleichzeitig eine entspannende Gelassenheit aus. Er ist völlig bei sich. Körper und Geist sind miteinander verbunden – in jeder Sekunde. Und sobald er an seinen Strapaten in der Luft schwebt, beginnt ein Feuerwerk artistischer Höchstleistung. Was Johann Prinz zeigt, ist bedingungslose Leidenschaft für die Artistik. Er verleiht dem Wort „Berufung“ eine Gestalt, die Gänsehaut auslöst. „Wenn ich auf der Bühne performe, befinde ich mich in einem Tunnel. Das ist pure Konzentration und Wachheit! Ich bin total im Moment“, so der Artist.
Die Inspiration zur Artistik
Angefangen hat Johanns artistische Geschichte in einem Fuldaer Turnverein, als er acht Jahre jung war. Aufgewachsen ist er in der hessischen Rhön, in Langenbieber. Schon zum damaligen Zeitpunkt trainierte er dreimal die Woche und besuchte erstmals mit elf Jahren ein Sommercamp des Kinderzirkus Laluna. Davon erfahren hatte er über zwei Künstler-Freunde der Familie: das Clownspaar Caspar und Gaya. Beim Dresdner Schaubuden Sommer, internationales Sommerfestival für Theater, Vergnügen und Musik, erlebte er die beiden Clowns in Action – in diesem Moment wusste Johann: „In diese Welt will ich auch!“. Und er hat sich diesen Wunsch verwirklicht. „Rückblickend zählen Caspar und Gaya für mich zu den Schlüsselfiguren auf meinem Weg in die Artistik“, erzählt er mir bei unserem Treffen.
Mit 16 Jahren zur Artistenschule Berlin
Sein Weg führte ihn mit 16 Jahren zur Staatlichen Artistenschule in Berlin. Auf eine Videobewerbung folgten zwei Probetage und dann – obwohl sich Johann erstmal nur einen Eindruck von der Schule verschaffen wollte – die Aufnahme im Februar 2015. „Das war eine ganz schöne Umstellung vom Dorf in die Großstadt Berlin zu ziehen“, sagt er schmunzelnd. Er hatte das Glück, einen freien Platz im Internat zu ergattern, in dem er das erste Jahr seiner Ausbildung wohnte. „Mit 16 Jahren war ich einer der Ältesten im Internat. Das war schon etwas komisch“, verrät er mir. Ich spüre ihm die Erleichterung an, als er mir dann von seiner ersten Wohnung erzählt, die sich praktischerweise direkt gegenüber der Schule befand. Und dort stand während seiner gesamten schulischen Laufbahn vor allem eines im Fokus: Disziplin, Disziplin, Disziplin!
Hartes Training und viel Disziplin
Hartes Training stand von Anfang an auf seinem Stundenplan. Nachdem Johanns erster Trainer in Elternzeit ging, forderte ihn sein Vertretungslehrer richtig heraus. „Er hat mich so gepusht, dass ich schnell große Fortschritte machte. Insbesondere in künstlerischer Hinsicht. Denn darauf hat mein Lehrer noch mehr Wert gelegt als auf eine perfekte technische Ausführung“, so Johann. „Durch das Turnen in meiner Kindheit hatte ich eine steife und sehr geradlinige Haltung. Genau daran haben wir gearbeitet und verschiedene Stilrichtungen ausprobiert.“ Für die Wahl seiner Disziplin musste Johann übrigens nicht viel ausprobieren. Er ließ sich von Zirkus-Videos inspirieren und war schnell von den Strapaten angetan. „Außerdem hatte ich als Kind beim Turnen schon immer viel Spaß an den Ringen“, ergänzt er. Neben der Luft-Artistik zählt die Partnerakrobatik mit anspruchsvollen Handstand-Elementen zu seinem artistischen Schwerpunkt.
Ziele für Johanns artistische Zukunft
2019 absolvierte Johann die Staatliche Artistenschule – mit dem Abitur in der Tasche als staatlich geprüfter Artist. Die Premiere der Absolventenshow „SPIN!“ mit Familie und Freunden im Publikum zählt für ihn zu seinen bisherigen Bühnen-Highlights. Und mit seinen Mitstreitern hat er auch noch einiges vor: „Der Plan ist, mit ‘SPIN!’ noch einige Galas zu besuchen. Außerdem freue ich mich auf weitere Shows mit der Company ‘Lunart’, bei der ich mitwirke. Mit der Company durfte ich schon tolle Show-Erfahrungen sammeln und wir haben uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam noch viel mehr zu erreichen. Besonders viel Freude bereiten mir auch die Partnerakrobatik-Acts mit meinem Freund Lenny wie zum Beispiel auf der BOE 2020 in Dortmund“, so Johann.
Johann Prinz – Sprungbrettpreisträger 2019
Mit seiner künstlerischen sowie technischen Leistung überzeugte er vergangenes Jahr nicht nur die Prüfer seiner Schule, sondern auch die „Sprungbrett“-Jury bestehend aus memo-media, der Internationalen Kulturbörse Freiburg, Andrea Wittwer von der ZAV Berlin und dem Förderverein der Artistenschule. Diese kürte den Absolventen zum Sprungbrett-Preisträger 2019. Den Preis überreichten ihm Kerstin Meisner, memo-media, und Susanne Göhner, Internationale Kulturbörse Freiburg, auf der diesjährigen Messe in Freiburg. Während seines Auftritts herrschte absolute Stille, danach tosender Applaus. Ein Veranstalter brachte es auf den Punkt: „Ich habe schon oft Strapaten-Acts gesehen, aber das hier ist wirklich nochmal etwas ganz Besonderes! Wow!“ Denn was Johann Prinz beherrscht, ist nicht nur faszinierend, sondern für ihn als jungen Artisten eine wertvolle Fähigkeit: das perfekte Zusammenspiel aus pulsierender Kraft und innerer Ruhe. Chapeau!