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Reise durch die Welt der Liebe

vom 06.03.2010 veröffentlicht über meinMemo

Am Donnerstagabend erhielt das Publikum im Meidelstetter Adler auf einer "Studienreise in erogene Klimazonen" einen kurzweiligen kabarettistischen Nachhilfeunterricht in Sachen Liebesglück.


Am Donnerstagabend erhielt das Publikum im Meidelstetter Adler auf einer "Studienreise in erogene Klimazonen" einen kurzweiligen kabarettistischen Nachhilfeunterricht in Sachen Liebesglück.



Anlässlich des "IV. Internationalen Kongresses für Sexualforschung und Sexualpsychologie" wurden die Gäste im Meidelstetter Adler auf eine Reise in erogene Klimazonen entführt. "Professorin" Olga Lomenko und deren "Assistent" Dimitrij Sacharow nahmen dabei kein Blatt vor den Mund. Obwohl die beiden Talente meisterlich verstanden, das Gefühlsbarometer im gut besuchten Adler kräftig steigen zu lassen, blieben sie auf ihrer Reise souverän oberhalb der Gürtellinie.



Mit viel Ironie und Klischee, gemischt mit Fantasie und Feingefühl, spürt das in Deutschland weit bekannte und mit glanzvollen Trophäen ausgezeichnete Duo den unterschiedlichen Lebens- wie Liebeswelten in aller Herren Länder und aller Frauen Lenden nach. Dimitrij karikierte dabei in vorzüglicher Weise den etwas hilflos-trotteligen, manchmal quirligen, dann wieder verschlafenen Professoren-Assistenten. Mit Bravour aber begleitete er seine "Professorin" bei deren polyglotten Musikeinlagen auf dem Klavier.



So wurde zunächst der Amerikaner in seiner Bigotterie, seinem aufgeblasenen Rolls-Royce-Gebaren, aber auch seinem Leben in völligen Gegensätzlichkeiten zwischen James-Dean-Verehrung und Pfadfinderleidenschaft ordentlich an den Pranger gestellt. Schon auf der nächsten Station der Forschungsreise wurde in Spanien Halt gemacht, um voller Ironie festzustellen, dass 70 Prozent der Männer Machos sind, 30 bis 40 Prozent als Muttersöhnchen gerne bei Mama wohnen, weshalb die Geburtenrate am niedrigsten sei ("adios Embrios") und dass die spanische Frau den Stierkampf reichlich satt hat.



Olga wusste das Publikum zu nehmen und natürlich besonders die Männer. Die nahm sie auf ihrer lustvoll-kurzweiligen Reise besonders gerne aufs Korn; und das nicht immer nur schmeichelhaft und liebevoll. Ganz klar stellte sich dabei aber heraus: Leidenschaftlicher als der Russe kann niemand lieben - Ein echter Kerl, der seiner Frau in den Pelzmantel hilft, damit er selbst nicht den Schnee schippen muss; einer, der ihr die Hand küsst, damit seine Wodkafahne ihr nicht in die Nase weht. Aber verwirklichen sich in der Nacht seine kühnen Träume vom wild reitenden Kosaken? In Japan - der nächsten Station der wissenschaftlichen Studienreise - wurde auch mit geheimsten Gedanken nicht Versteck gespielt - dort nämlich sind die Wände reis-dünn, weshalb sich die Frage aufdrängt, wie sich ein japanisches Paar vergnügen kann, ohne dass die Nachbarn gleich Applaus klatschen. Mit Witz gemischt erfährt man den Japaner als wahren Samurai, der seiner Frau brav den Müll runterbringt und ihre Libido mir "Reiki"-Übungen bändigen muss, damit die dünnen Wände nicht zusammenbrechen. Endlich - und natürlich mit Spannung erwartet - ging die erogene Reise auch durch Deutschland. Doch, o weh, im Land der Dichter und Denker gleichen männliche Gesichter eher einer "Faltengrübellandschaft", weil "man" sich darüber zergrübelt, wie "es" ihr gesagt werden soll. Und während der deutsche Mann im Kopf die Beziehung bis Punkt 21 durchgegangen ist, endete diese eigentlich schon bei Punkt 1, dem gefürchteten Korb. Und so sind die Deutschen - obwohl Erfinder der "blauen Blume" und der Romantik - in der Liebe am liebsten unglücklich.



Mit den zarten Klängen von "Lass es Liebe sein" sorgte Olga anschließend für Gänsehautstimmung. Mit dem Franzosen als wahrhaftigem Genießer ging die Reise auf ihre letzte Station, um zugleich auch mit amourösen Klischees über ihn zu brechen. Dass das Putzen im "Adamskostüm" Spaß machen kann und sich dabei so manches bewegt, vermittelte die Künstlerin auf erotische Weise. Jetzt erst zog Olga auch die letzten Register feinsten Kabaretts und offenbarte sich als Allroundtalent, das auf der Bühne zuhause ist. Denn während Tanz und Gesang fielen - endlich - und doch unerwartet überraschend, temperamentvoll-leidenschaftlich, so manch überflüssige Hüllen der üppig-fraulichen Gestalt Olgas auf den Bühnenboden, während manche Blicke - natürlich ganz verstohlen und heimlich - vom klavierspielenden Dimitrij auf ganz andere Zonen fielen. Wie ein Feuerwerk, das die beiden anlässlich einer "Wiederverheiratung" eines Ehepaars aus dem Publikum zündeten, endete das zweistündige Programm vor einem überaus begeisterten Adler-Publikum: heiß, farbenfroh, facettenreich und gefühlsbetont. Eine Delikatesse gelungenen Kabaretts.