Protestmarsch der Kulturschaffenden in Berlin
vom 31.07.2020 veröffentlicht über meinMemoWir, die Initiative “Künstler! Hilfe! Jetzt!” rufen zum großen Protestmarsch der Kulturschaffenden auf! Soloselbstständige - also auch freischaffende KünstlerInnen - sind beim Corona-Konjunkturpaket übergangen worden. Dagegen wehren wir uns! Mit einem Protestmarsch (Künstlerparade) am Sonntag, 9. August in Berlin. Start der Parade: 13 Uhr Treffpunkt Kurfürstendamm / Ecke Tauentzienstraße. Die anschließende Kundgebung findet um ca. 17.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor auf dem Platz des 18. März statt.
Kommt, macht mit, verbreitet den Aufruf, schützt die Kulturszene, seid bunt, kreativ, lebendig! Und hier sind unsere Forderungen an die Politik:Künstler! Hilfe! Jetzt! Solo-Selbstständige - also auch alle freischaffende KünstlerInnen - wurden beim Corona-Konjunkturpaket komplett übergangen. Unternehmen mit mehreren Angestellten wird großzügige Konjunkturhilfe bereitgestellt, doch wir Berliner Solo-Selbstständige werden nach ersten Soforthilfen auf Hartz IV verwiesen. Das akzeptieren wir nicht! Freischaffende KünstlerInnen haben durch Veranstaltungsabsagen einen horrenden Einnahmenausfall, keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld und nur in seltenen Fällen Anspruch auf Gagenausfallszahlungen. Auf diese Ungleichbehandlung wollen wir mit unserem großem Protestmarsch „Künstler! Hilfe! Jetzt!“ am 9. August 2020 aufmerksam machen. Wir rufen neben unseren freischaffenden KollegInnen auch alle festangestellten KünstlerInnen und unser Publikum zur solidarischen Unterstützung auf.
Forderung 1: Kunst ist systemrelevant! Kunst spiegelt und reflektiert die Gesellschaft, zeigt Tendenzen und Problematiken auf, beugt Radikalisierung vor, bildet Meinungsvielfalt ab und trägt so zum demokratischen Diskurs bei. Daher sollte Kunst als systemrelevant betrachtet und dementsprechend ernst genommen werden. Auch trägt kulturelle bzw. künstlerische Bildung ganz wesentlich zur individuellen Entwicklung und zur Ausprägung sozialer Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen bei. Dass die ohnehin staatlich geförderten Kulturinstitutionen durch das Corona-Kulturpaket über Wasser gehalten werden ist wichtig. Dennoch sind unzählige freie Events und Festivals ausgefallen und viele Spielstätten können trotz der Öffnung nicht rentabel arbeiten, weil teils nur 30% der Sitzplätze verkauft werden dürfen. Bund oder Länder sollten die freigelassenen Sitzplätze finanzieren. In diesen Spielorten und Institutionen sind auch wir freischaffenden KünstlerInnen tätig. Doch selbst wenn diese Spielstätten irgend wann wieder vollständig geöffnet sind, sind inzwischen viele Künstler pleite, können nicht weitermachen oder mussten auf einen anderen Beruf umsatteln. Man kann eine künstlerische Aktivität bzw. Laufbahn nicht einfach an- und ausknipsen. Wir fordern die Wertschätzung der freischaffenden KünstlerInnen, die einen großen Teil des kulturellen Lebens ausmachen. Wir haben in der Krisenzeit durch Verzicht auf Auftritte die Gesellschaft geschützt. Deshalb wäre es nur gerecht, wenn die Gesellschaft und der Staat uns ebenfalls schützen.
Forderung 2: Befristete monatliche Unterstützung Die vom Land Berlin schnell und unbürokratisch bereitgestellte „Corona-Soforthilfe“ war bereits am 31.5.2020 erschöpft. Viele KünstlerInnen bekamen 5.000 Euro, die in Kürze aufgebraucht sein werden. Danach werden wir auf Hartz IV verwiesen, doch die vereinfachten Antragsbedingungen zu Hartz IV werden von den Jobcentern zum Teil nicht umgesetzt und oftmals greift Hartz IV aus verschiedenen Gründen nicht. Was wir daher brauchen ist: Für alle selbstständigen KünstlerInnen eine befristete monatliche Unterstützung in Form einer Art "Künstler-Kurzarbeitergeld", das sich am individuellen durchschnittlichen Monatseinkommen von 2019 bemisst, mindestens aber 1180,- Euro. Davon sollen die Lebenshaltungskosten wie Miete, Essen und Krankenversicherung gedeckt werden. Diese Unterstützung soll so lange dauern, bis eine Ausübung des Bühnenberufs wieder in vollem Umfang möglich ist, d.h. bis zur vollständigen Aufhebung der Corona-Maßnahmen.
Forderung 3: Wirtschaftsfaktor Kultur - Kreativbranche nicht aushungern lassen! Die Kultur- und Kreativbranche erwirtschaftet jährlich um die 100 Milliarden Euro, das sind 3% des Bruttoinlandsprodukts. Außerdem hängen an dieser Branche 1,7 Mio Arbeitsplätze. So viel wie an keiner anderen Branche. Andere Wirtschaftszweige, in denen ebenfalls ein hohes Infektionsrisiko besteht, werden momentan bevorzugt behandelt, wie z.B. die Tourismus-Branche. Es ist extrem kurzsichtig, soloselbstständige KünstlerInnen - und darüber hinaus alle soloselbstständigen Kreativen - nicht durch ein Konjunkturpaket zu unterstützen und damit diesen Wirtschaftszweig aushungern zu lassen.