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KI & KONSORTEN

… oder das virtuelle Paradies lässt bitten und lädt zur Himmelfahrt

Durch künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, Robotiks und Augmented Reality verändern wir nicht nur unser Selbst- und Weltbild. Sondern wir erschaffen durch technische Konstrukte eine multiple Zauberwelt und eine allseits bereite Wunschmaschine, die nicht nur unsere obsessiven Eigenbilder, unser unersättliches Begehren und unsere Allmacht-Fantasien nährt, sondern ihnen eine multisensuell-neurologische Interaktionsplattform verfügbar macht.

HOMUNKULUS

In den hinter uns liegenden kulturellen Epochen hatte die menschliche Einbildungskraft ein solches Projekt bereits visionär vorformuliert und sich schon am Automaten und dem künstlichen Menschen, dem Golem, versucht.

KUNST

Die Künstler – insbesondere die Maler – schickten sich immer schon an, dem Imaginären durch zunehmend ausgefeiltere Visualisierungs-Techniken Realität zu verleihen. Diesen Job vollenden nun die Hohepriester eines allumfassenden, alles durchdringenden und globalen KI-Projektes.

REALWERDEN

Dieses Projekt lässt sich mit den Worten des Philosophen und Kultursoziologen Dietmar Kamper beschreiben als »Das Realwerden des Imaginären«. Ich verweise auf seine Texte »Zur Geschichte der Einbildungskraft« Hanser, München/Wien 1981. Und »Zur Soziologie der Imagination« Hanser, München/Wien 1986.

AVATARE

Unsere technischen Avatare offenbaren unsere geheimen und unbewusst virulenten Eigenbilder und Verfügbarkeitsfantasien!

Reschkowski zieht Verbindungen zwischen Kunstgeschichte und künstlicher Intelligenz.

Reschkowski zieht Verbindungen zwischen Kunstgeschichte und künstlicher Intelligenz.

NEUE EPOCHE DES SEHENS

Wir treten in eine neue Epoche des Sehens, Einsehens, Übersehens, Vorhersehens und Interagierens ein, bei der unser bisheriges Weltverständnis schleichend zerbröselt wird. Die Unterscheidungen von Innen- und Außenwelt, von real und nicht real, von körperlich und geistig, von natürlich und unnatürlich werden fluid.

TRANCE

Wir können das Realwerden von technisch generierten Imaginationen auch als eine kollektive Trance beschreiben, um durchdrungen von biblisch gestimmten Erlösungswahn und Endzeitschrecken einer schnöden und mühsamen Welt zu entkommen.

ELEKTRONISCHE PARALLELWELT

Getrieben von Allmachtfantasien und libidinös angepeitscht durch Unterhaltungs-Obsessionen sind wir anfällig und leicht verführbar für das Realwerden einer elektronisch generierten Parallelwelt, zu der sich nicht allein mehr Fenster öffnen, sondern Tür und Tor angelweit aufstehen, sobald wir den Helm und bald die multisensuelle Ganzkörperkluft anlegen, mit der wir uns in die Virtualität beamen können.

KI UND ROBOTNIKS

Und wir schicken uns an, mittels KI und Robotniks sowohl unseren Golem als auch verfügbare Arbeitssklaven zu schaffen, die uns erst die körperliche Arbeit, dann das Denken und Entscheiden, letztendlich auch noch unser organisch basiertes Leben streitig und überflüssig machen.

Robert Reschkowski ist Performance Künstler und Personal-Performance-Coach.

Robert Reschkowski ist Performance Künstler und Personal-Performance-Coach.

Die technischen KI-Avatare sollen jederzeit dienstbar sein und uns ein virtuelles Himmelreich zaubern, damit wir uns aus den Niederungen unserer schnöden Realität jederzeit herausbeamen können in einen Trancezustand absoluter schwereloser Glückseligkeit. Amen.

Der Düsseldorfer Performancekünstler und Personal-Performance-Coach Robert Reschkowski betrachtet die Künstliche Intelligenz und die trügerischen Abbilder, die virtuelle Realitäten darstellen, offen wie kritisch. Er analysiert sie mit dem Abstand des Philosophen, der neue Phänomene beschreibt. Wenn man allerdings in die Kunstgeschichte schaut – und das genau tut Reschkowski –, ist das Spiel mit den scheinbaren Identitäten ein alter Hut, wie der literarische Golem, der als künstlicher Mensch vom Menschen aus Lehm geschaffen wurde.