FAMAB – Das Musical
Um es klar zu machen: Ich mag die Gattung Musical nicht besonders. Seit „My Fair Lady“, „West Side Story“ oder „La Cage aux Folles” habe ich nichts wirklich neues gesehen. Dass die renommierte Folkwang Universität der Künste aus Essen auch Musicaldarsteller ausbildet, war dann auch so etwas wie ein roter Faden in der FAMAB-Award-Show im Essener Colosseum-Theater, einem Hotspot der Stage-Musicals im Ruhrgebiet. Demnächst wird dort „Elisabeth“ gegeben.
Nach dem „Blühende-Landschaften-Vegas“-Feuerwerk, das Insglück im letzten Jahr in Leipzig abfeuerte, war es schwer für die Essener Agentur TAS Emotional Marketing um Thomas Siepmann, in die zugegeben großen Fußstapfen zu treten. Der Party-Part vor und nach der Zeremonie war durchweg gelungen.
Die Einlagen der Bühnenshow lagen in der Verantwortung von Folkwang-Dozent und Regisseur Achim Lenz, der scheinbar wenig von der Eventbranche wusste. So waren die Showeinlagen der sehr engagierten Studenten in diesem Jahr für die Branche doch überwiegend verschossenes Pulver. Besonders dann, wenn es besonders „anspruchsvoll“ oder „künstlerisch“ wurde, wie der herrlich respektlos moderierende Aljoscha Höhn kommentierte und damit die durchaus vorhandenen gelegentlichen ungeplanten Lacher und Seufzer im Publikum kanalisierte.
So wurde dann der neutralere „Drum Battle“ à la Max Roach/Elvin Jones/Buddy Rich von drei Jazz-Schlagzeug-Studenten in der Mitte der Zeremonie dankbar angenommen. Ansonsten wäre Kürze die Würze gewesen. Hauptsächlich will das Fachpublikum doch eher mitbekommen, weshalb ein Preis vergeben wurde, was nicht immer in den viel zu knappen Einspielern deutlich wurde.
“Ich hätt’ getanzt heut Nacht“
Gelungen war Thomas Siepmanns Dankesrede an die Beteiligten und Sponsoren. Vor allem der Ausflug ans anekdotische Kiosk in Herne zeigte dann, worauf es im Revier, dem Pott, dem Ruhrgebiet am meisten ankommt: auf die Menschen, ihre Gradlinigkeit, und ihre Fähigkeit, Herausforderungen anzunehmen und natürlich ihre herzliche Offenheit. Davon hätte die FAMAB-Award-Show viel mehr vertragen. So war der stilisierte Zechenturm auf der Bühne ein wenig einsam. Ach, hätte FAMAB-Geschäftsführer Jan Kalbfleisch wenigstens eine flotte Stepp-Einlage geboten! Im Finale musste Aljoscha dann ran und singen. Er hat es todesmutig tapfer und unter dem großen Beifall des Publikums gemeistert.
“There’s No Business Like Show Business”
Hinter den Kulissen wirkte der bewährte Ablaufregisseur Jochen Hinken, so dass aus den Award-Überreichungen trotz der vielen Preise und Kategorien der Zeitfaden nicht verlorenging. Die Trophy ist immer noch ein Apfel mit bronzener, silbernder oder güldener Schale. Die neuen Kategorien sind wohldurchdacht und nachvollziehbar. „Adam“ und „Eva“, wie die Preise für Architektur und Event früher hießen, sind damit Geschichte.
“Step into the Future!” – die Zukunft der FAMAB-Awards
Die Zukunft der FAMAB-Awards liegt aber nicht im Pott, sondern im Süden in Ludwigsburg, wohin es den Eventzirkus in den nächsten drei Jahren ziehen wird. Den 12. November 2015 kann man sich schon mal vormerken. Die „Raum-Welten“, die dortige, relativ neue Plattform für Szenografie, Architektur und Medien, wird integriert werden. Das wird der Eventbranche neue Impulse bringen.
“To dream the impossible dream”
Zu den Preisen: Es gab würdige Sieger, aber auch würdiges Bronze und Silber. Unter den Empfängern wieder einmal Pure Perfection von Jan Rogozinski , die mit 42 Mann und Frau angereist waren und erneut die Stimmung während der Award-Zeremonie anheizten. Sie erhielten Event-Silber in der Sortierung „Best Public Event 2014“ und noch einmal Bronze.
Es waren aber auch Novizinnen unter den Einreichern. So ging gleich ein güldener Apfel in der Schlachtschiffklasse „Best Corporate Event 2014“ an Petra Lammers von onliveline, die mit einem „Energiesee“ für die Fraunhofer Gesellschaft debütierte. Einem sehr sauber durchchoreografierten Werk, das die Faszination von Wissenschaft auf einfache Art und Weise und durch direkte Bildsprache in den Vordergrund stellte.
In der Kategorie „Cross | BEST Live PR 2014” ging Gold an die ehemalige Agentur „Jung von Matt – Alster/relations/next“. „Die Rache des Champagners”, einen Event mit einer großen Prise der immer noch zu seltenen Event-Zutat Humor. Für einen hanseatischen Weinhandel ließ man ein Schiff an einer gigantischen Champagnerflasche zerschellen. So bestechend einfach ist gute Kommunikation, nicht immer, aber manchmal!
“We’re gonna rock it tonight”
Die Aftershow-Party auf allen räumlichen Ebenen im Anschluss konnte man sich dem Charme dieser Industrie-Location hingeben, die Leistungs-Show der LECA-Caterer war wie immer ein Höhepunkt. Die Stimmung war rauschend. Beim Networking wurden neue Fäden gesponnen. Deejay plus als Stimmungsgaranten rockten den Partysaal und die frei improvisierte Musik der Band re:loom zeigte das hohe Niveau, das Künstler erreichen können. Eine Inspiration für die Folkwang-Studenten, weiter hart an sich zu arbeiten!