Austrian Audio473 (Custom)

Vienna Calling – Kopfhörer für Tonkünstler

Als Ernst Pless und Rudolf Görike 1947 die Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft m.b.H. in Wien gründeten, begründeten sie zugleich eine große Tradition, hervorragende und innovative Produkte zu entwickeln. Mikrofone und Kopfhörer, die Künstler bis heute lieben. Das Großmembrankondensatormikro von 1953 AKG C 12 ist immer noch weltweit im Einsatz und eine echte Legende. Wir konnten es vor einiger Zeit testen. Das Mikro mit dem Kürzel C 414 wurde in der Nachfolge für mehr als 50 Jahrzehnte zum Archetyp wirklicher Universalmikros.

Weil das Leben aber kein Märchen ist, gibt es für AKG, mittlerweile zum Samsung-Konzern zugehörig, kein Happy End. Wien wurde für das billigere Ungarn verlassen. Der historische Standort endgültig geschlossen. 22 ehemalige Mitarbeiter*innen mit ihren kumulierten 350 Jahren Entwicklungserfahrung blieben zurück, wagten Neues und gründeten 2017 die Firma Austrian Audio. Sie übernahmen das erstklassige Akustiklabor der AKG und begannen neue Mikrofone in guter alter Wiener Tradition neu zu erfinden.

In echter Wiener Tradition stellte Austian Audio zuletzt den Hi-X55-Kopfhörer vor.

In echter Wiener Tradition stellte Austian Audio zuletzt den Hi-X55-Kopfhörer vor.

Auf der NAMM 2020 im kalifonischen Anaheim stellte das Unternehmen dann mit dem Hi-X55 die ersten professionellen Kopfhörer vor. Um sich auf dem inzwischen sehr breit beschickten Markt zu behaupten, wurde ein allseits mechanisch sehr hochwertiges Produkt entwickelt, das auch in der Audioqualität besticht. Bei den ohrumschließenden Muscheln mit Memoryschaum handelt es sich um geschlossene Modelle, die den Lärm von außen gut abschirmen, aber auch beim Einsatz als Monitor vor dem Mikro kaum etwas durchdringen lassen. Dabei sitzt das Teil, bei dem alle mechanisch belasteten Details aus Metall gefertigt sind, auch nach Stunden noch im stürmischen Produktionsalltag exzellent wie ein Chanelkostüm bei Holly Golightly nach einer New Yorker Partynacht.

Und auch der Sound stimmt. Da absolute Klangneutralität physikalisch bei Überträgern von Elektrizität in Luftschwingungen (und umgekehrt) in unserem Kosmos noch nicht möglich ist, kommt es auf die gewollte Abstimmung an. Der Hi-X55 verrichtet ohne anzustrengen oder zu ermüden sein Werk. Die Bässe sind definiert, die Höhen so klar, dass der Kopfhörer ein gutes Instrument ist um kritische S-Laute unter die Lupe zu nehmen. Für Sprachaufnahmen ist er deshalb nahezu ideal. Ich habe ihn mit diversen analogen und digitalen Tonträgern gefüttert: mit traditionellem Vinyl (Oscar Peterson, Ray Brown, Niels-Henning Ørsted Pedersen, Ella Fitzgerald, Neil Young) wie mit mittelalten CDs von Björk, Michael Nyman oder Kate Bush und hochaufgelösten Files von Bodo Primus und Claudia Gahrke. Letztere hat den Kopfhörer als Monitorlautsprecher bei einem Liveevent genutzt und war sehr angetan.

Der Austrian Audio Hi-X55 ist nicht nur für Ton-Techniker geeignet.

Der Austrian Audio Hi-X55 ist nicht nur für Ton-Techniker geeignet.

Der übliche Verkaufspreis liegt bei 299 Euro. Diesen Preis ist er absolut Wert. Ich werde meinen 20 Jahre alten Klassiker240 DF von AKG mit dem Austrian Audio ablösen. Die Impedanz des Austrian Audio ist auch für moderne mobile Produktionsbedingungen, also niedrig, abgestimmt. Er lässt sich auch gut mit dem Tablet oder Smartphone betreiben und nicht nur in traditionellen Studioumgebungen.

Für Künstler*innen und Tonmenschen, die einen neuen Kopfhörer suchen ist der Hi-X55 ein sicherlich langlebiger, ehrlicher Gefährte „Made in Austria“. Er kommt mit einem Tragebeutel zum Schutz, in den er sich yogagelenkig zusammenfalten lässt. Der Frequenzgang ist mit 5 Hz – 28 kHz angegeben. Mit dem abnehmbaren und verriegelbaren Kabel zusammen wiegt er 370 Gramm. Der Kopfbügel hat genauso wie die Muscheln austauschbare Polster. Bei der sehr hohen Verarbeitungsqualität dürfte die Notwendigkeit dazu aber geraume Zeit auf sich warten lassen. Der Hi-X55 sitzt über Stunden bequem und das auch bei sehr unterschiedlichen Kopfgrößen.