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„Die Welt verändert sich schon wieder, bevor die Pandemie richtig vorbei ist“

01.03.2022 | Mary Kirillova ist die Geschäftsführerin des Baltic Event Industry Club und Gründerin der Job-Plattform eventcv.com. Beim Amber Prize, der Plattform für die Eventbranche in Nordeuropa, bringt der BEIC am 28. – 29. November 2022 in Tallinn Eventprofis, Kunden und kreative Köpfe zusammen, um gemeinsam über die Herausforderungen und Chancen der Branche zu diskutieren – und die besten Events zu prämieren. memo-media ist natürlich auch dabei.

Mary, was schätzt Du an der Eventindustrie am meisten, was macht sie so besonders?

„Events waren immer schon ein besonderes Kommunikationsinstrument. Sie bringen Menschen zu definierten Zielen zusammen. Man redet, hört zu, diskutiert – und gemeinsam kommt etwas Neues heraus. Events sind eine Mischung aus Kunst und Business. Sozusagen eine künstlerische Plattform für Geschäftsideen und zwischenmenschliche Kommunikation. Gerade jetzt sehen wir wieder, wie wichtig Kommunikation ist.“

Die Corona-Pandemie hatte eine enorme Auswirkung auf die Eventbranche weltweit. Doch die Branche wurde von der Politik nur wenig wahrgenommen – was war das Problem?

„Bei Events geht es um Kommunikation zwischen Menschen. Und Menschen sind das schwierigste Geschäft. In den unterschiedlichen Ländern wird die Veranstaltungswirtschaft verschiedenen Sektoren zugeordnet: von Kultur über Tourismus bis zu Wirtschaft. Wir haben keine gemeinsamen und verständlichen Strukturen. Die Budgets sind groß, aber da wir meist als Bindeglied zwischen Auftraggebern und Dienstleistern fungieren, oft nicht sichtbar. Unsere geistige Leistung wird nicht immer gesehen, aber wir kreieren die Konzepte, schreiben Szenarien und verbinden Menschen. Wir sind soziale Wesen, deshalb wird es immer Events geben. Aber wie wir unsere Branche nach außen repräsentieren und sie sichtbar machen, das müssen wir gemeinsam diskutieren.“

Wie ist die aktuelle Situation der Eventindustrie in Europa – und wie in den einzelnen Ländern?

„Die Lage in Europa ist sehr unterschiedlich. Einige Länder, etwa die skandinavischen, sehen zuversichtlich in die Zukunft. Andere, wie die baltischen Staaten, sind vorsichtiger. Viele wissen, dass die Rückkehr zur Normalität nicht einfach wird. Die Welt hat sich geändert und wir stehen vor neuen Herausforderungen. Events wurden teurer, viele Kunden haben das noch nicht akzeptiert. Der Fachkräftemangel macht unser Dasein nicht leichter. Auch neue Beziehungen mit Technologien und Studios müssen wir angehen. Viele Staaten haben Innovationen auf den Markt gebracht, die sich sehr vom bislang Dagewesenen unterscheiden und es ist noch nicht klar, wohin die Reise geht. In Verbindung mit der aktuellen Entwicklung in der Ukraine zeigt sich, dass sich die Welt erneut ändert, bevor die Pandemie richtig vorüber ist. Die Wirtschaft, und damit die Event-Branche, wird sich weiter ändern. Wir sind überzeugt, dass deswegen jetzt der Zeitpunkt für einen intensiven Austausch ist.“

Mit dem Amber Preis gibt es ein Forum, das ein Treffpunkt und die größte Networkingplattform in Nordeuropa ist. Große internationale Namen der Branche kommen zusammen – was ist die Idee und das Ziel dahinter?

„Unsere Plattform ist einzigartig. Sie bringt die Veranstalter aus den verschiedenen Ländern der Region zusammen. Wir geben ihnen die Chance, sich auszutauschen, ihre Arbeiten zu vergleichen, bieten Chancen auf neue Geschäftsmöglichkeiten – oft werden Agenturen zu Partnern oder Dienstleistern bei großen, internationalen Projekten. Gerade jetzt ist ein praktischer Wissensaustausch sehr wichtig für junge Talente. Aber vor allem ist es ein Ort für Inspiration, Kontakte und Networking. Und um die großartige Veranstaltungsbranche auf internationalem Niveau zu erleben.“

An wen richtet sich das Event?

„An alle, die sich als Teil der Branche verstehen: Agenturen, Firmenkunden und große Marken, Veranstaltungsorte, Hotels, technische Ausstatter, neue Marktteilnehmer, Studios und Online-Kommunikationsplattformen, Catering und Kreativagenturen. Alle, die neue Kontakte knüpfen wollen, die sehen möchten, wie sich die Branche in anderen Ländern entwickelt, die Partner, Inspiration und Emotion durch den Austausch mit Kollegen suchen.“

Auf der Veranstaltungs-Website findet sich ein Zitat, das ins Auge fällt: „Für Menschen aus den baltischen Staaten ist das, was wir die Ostsee nennen, das baltische Meer, manche nennen es auch Westsee. Nur die baltischen Fischer haben sie schon immer ‚das große Meer‘ genannt.“ Wie hängt das mit der Eventbranche zusammen?

„Die Länder rund um die Ostsee sind sehr eng vernetzt. Es gibt auch eine politische Initiative, die den Austausch zwischen den Staaten fördert. Unsere Region wird als klein wahrgenommen, ist aber sehr divers. Von den glänzenden und günstigen baltischen Staaten mit ausgezeichnetem Service über die tiefgründigen und wirtschaftlich-philosophischen Ideen der Skandinavier zu den, natürlich, sehr klaren Deutschen und dem interessanten Polen. Aufgrund der Globalisierung sind viele führende Marken in einem Land vertreten, müssen aber ihre Message in ganz Nordeuropa verbreiten. Mehr noch, dieselben Marken können Projekte in allen Teilen der Ostseeregion umsetzen. Unsere Plattform bietet eine einzigartige Gelegenheit, Kollegen aus der Eventindustrie zu treffen, sich mit deren Projekten zu messen, Geschäftsideen und Partnerschaften zu entwickeln, die sich durch unsere Nähe und ein gutes Verständnis der lokalen Kultur ergeben.“

Auf was freust Du Dich am meisten?

„Auf die Gespräche mit Kollegen und interessante Diskussionen. Die Richtung der Branche zu verstehen und, natürlich, Networking. Wir sehen uns auf dem wichtigsten Treffen der Eventindustrie des Nordens!“