Universalmikrofon

Universalmikrofon Neumann U 47 fet im Test

Das Neumann U 47 fet ist genau besehen eine Neuauflage einer Neuauflage. Der Erfinder Georg Neumann hatte sich das mal anders gedacht. Als das Röhrenzeitalter zu Ende ging, die Telefunkenröhren für den Nachkriegshit U 47 knapp wurden, erfand er mit dem U 67 und dessen Nachfolger U 87 neue Hits für Rundfunkanstalten und Tonstudios. Er war der Auffassung, wer ein U 47 unbedingt noch haben wolle, der solle sich dies dann eben auf dem Gebrauchtmarkt besorgen. Auf Anfrage des amerikanischen Vertriebs begann man 1969 aber eine Transistorvariante zu entwickeln, die bis 1986 produziert wurde und bis 1989 zu haben war. Das letzte Exemplar ging an den Sender RIAS. 2015 war es Zeit für eine (durchaus überraschende) Reissue, die der Georg Neumann GmbH, Berlin, dann allerdings aus der Hand gerissen wurde. Und das trotz eines stolzen Preises von 3.600 Euro. Ist das doch die Chance an eine wohlklingende, ausgewogene Legende in gewohnter Neumannqualität zu kommen.

Universalmikrofon Neumann U 47 fet

Eine Legende: das Universalmikrofon Neumann U 47 fet

Familienaufstellung der Kondensatormikros

Universalmikrofon Neumann U 47 fet

Kern des Schmuckstücks ist die Kondensatorkapsel K 47 mit goldbedampfter PE-Mebrane

Kern des Schmuckstücks ist die Kondensatorkapsel K 47 mit goldbedampfter PE-Membran, die auf dem genialen PVC-Ahnen M7 beruht, die Georg Neumann bereits 1932 entwickelte und vom Neumann-Nachfolge-Betrieb Microtech Gefell in Thüringen heute noch gefertigt und deren moderne Mikros damit immer noch bestückt werden. Mehr zu Microtech Gefell und den Neumannzusammenhängen der Kriegs- und Nachkriegswirren ist in einem früheren Blog nachzulesen, und das Thema soll also hier nur gestreift werden. Neumann-Entwickler und Projektmanager Martin Schneider nennt die M7 Kapseln, die bis 1960 im U 47 verbaut wurden und dann durch die haltbarere PE-Folien-Nachfolger ersetzt wurden, und deren Mikrofone gerne die Vorfahren. Das immer noch auf Röhrenverstärkertechnik basierende U 67 wäre dann der Onkel mit der damals neu entwickelten K 870/67-Kapsel. Dessen Transistornachfolger U 87 wäre somit der Cousin, mit dem das U 47 fet sich die Schaltung teilt.

Universalmikrofon mit originalgetreuer Spitzentechnik

Universalmikrofon Neumann U 47 fet

Das Neumann U 47 kann man getrost auch an eine Basstrommel  stecken

Es gab bereits einige Nachbauten des U 47 fet anderer Boutiquemikrofonhersteller. Am nächsten kommt man aber dem Original bei Neumann, was kein Wunder ist. Die Prototypen sind vorhanden und auch die Originalzeichnungen und das Know-how! Die Kapsel wurde durchgängig als Doppelmembranversion für das M 49 und seine Nachfolger über die Jahrzehnte bis heute gebaut. Man darf sich trotzdem nicht wundern, wenn antike Exemplare etwas anders klingen, weil diese natürlich einem Alterungs- und Verschleißprozess unterliegen, der sich eben auch bei besten Komponenten und sorgfältiger Fertigung nicht ausschließen lässt.

Der Sound einer Legende

Das Universalmikrofon klingt trotz einer Anhebung bei zwei kHz sehr angenehm linear. Es schmeichelt Stimmen und trägt diese nach „vorne“, was eine große Nachbearbeitung der Signale erspart. Es reagiert schnell auf Impulse, weshalb es auch gerne an der Bassdrum oder am Bass eingesetzt wird, zumal es hohe Schalldrücke verzerrungsfrei verträgt. Man kann es also auch getrost in eine Basstrommel stecken, ohne Angst um die wertvollen Innereien haben zu müssen. Das Gleiche gilt für die Aufnahme von allen Blechblasinstrumenten.

Das Mikrofon ist auf vielen legendären Aufnahmen zu finden. Die Georg Neumann GmbH hat eine Liste der ebenso legendären Künstler und Studios zusammengestellt. Die Liste ist auf deren Website veröffentlicht. Take On Me!