»Eine gute Showinszenierung ist das Gegenteil von Zufall«
Die Kunst der Showinszenierung besteht darin, viele Elemente geschickt zusammenzufügen. Ziel ist es, das Publikum emotional zu berühren und zu begeistern. Dies gelingt über das Schaffen eines besonderen Erlebnisses. Hierfür können unterschiedliche szenische Mittel eingesetzt werden.
Wenn die Performance über den künstlerischen Selbstzweck und die Eigendarstellung hinaus auch Spezifisches ausdrücken soll, sind für die Auswahl und Gestaltung der Inhalte einige Fragen hilfreich. Wo und in welchem Rahmen findet die Aufführung statt? Was soll kommuniziert werden und gibt es eine Geschichte dazu? Über was oder wen wird präsentiert? Wie wird das Geschehen dargestellt und eingebettet?
Sind diese Aspekte erst einmal eingeordnet, können die Szenerie sowie die Gestaltungsmittel gesetzt und erarbeitet werden. Hierbei geht es vornehmlich um folgende Elemente:
- Aktionsfläche, Bühnengröße und Design
- Art und Anzahl von Darsteller:innen
- Dramaturgie und Choreografie
- Kostüme und Requisiten
- Musik und Soundeffekte
- Mediale Inhalte, Video und Text
- Lichtstimmung und Lichteffekte
- Spezialtechnik wie Kinetik, Laser und Pyro
Eine gute Inszenierung ist das Gegenteil von Zufall. Es geht darum, die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgewogen einzusetzen und harmonisch wirken zu lassen.
Um eine gewünschte Wirkung zu erreichen, müssen Ausgangspunkte und Ziele definiert werden. Welche Zielgruppe wird angesprochen? Wie werden die Zuschauenden abgeholt? Was für Gefühle möchte man auslösen? Durch Events mit Live-Shows kreiert man gemeinsame Ereignisse. Der Saal verdunkelt sich, alle Augen richten sich zur Bühne, Künstler:innen präsentieren Außergewöhnliches und nicht Alltägliches. Es entsteht eine kollektive Wahrnehmung, über die man sich im Anschluss austauschen kann und die bestenfalls nachhaltig in Erinnerung bleibt.
In den letzten zwei Jahren fanden Firmenevents und Kultur meist nur noch virtuell oder hybrid statt. Veranstaltungen sind in den digitalen Raum verlagert worden. Für Künstlerprogramme hat dies entscheidende Auswirkungen mit sich gebracht.
Bei Aufzeichnungen oder Live-Streams können Zuschauende die Inszenierung über ihre Bildschirmfläche nicht hautnah erleben. Das Geschehen wird aus der Ferne und meist nur auf zweidimensionaler Ebene übermittelt. Selbst im Falle dreidimensional animierter Inhalte, kann der Betrachtende die Show zwar mit räumlicher Tiefe anschauen, aber nicht gleichermaßen ins Gesehene eintauchen. Das kommt also der Gewohnheit des Fernsehens oder Videospielen gleich. Alle Inhalte werden auf eine Fläche gebracht. Die Kommunikation zwischen Dargebotenem und Zuschauendem erfolgt somit nicht mehr in direktem Verhältnis von Mensch zu Mensch. Das Erleben im Miteinander wird damit eingeschränkt.
Digitale Formate eignen sich bei Corporate Events für die Informationsvermittlung durch Redner:innen, Filme und Animationen. Im Gegensatz dazu lassen sich Showinszenierungen nicht so leicht auf eine zweidimensionale Ebene übertragen, da der Effekt des emotionalen Erlebens nicht äquivalent ist. Die künstlerische Gestaltung muss in diesem Fall neu überdacht und angepasst werden. Einen hohen Stellenwert nimmt hierbei die filmische Aufbereitung ein. Perspektiven müssen gewählt werden, Sequenzen sind in Schnitte zu unterteilen, Licht muss den Kameras entsprechen. Zudem kommt der Aussage in Form einer Geschichte und der Eingliederung in den Gesamtzusammenhang größere Bedeutung zu. Darüber hinaus ist die Aufmerksamkeitsspanne vor dem Screen geringer als beim Live-Event, sodass die Dauer der Performance kürzer ausfallen sollte.
Sicherlich wird von dem derzeitigen Boom der digitalen Veranstaltungen auch vieles bleiben. Es wird sich zeigen, welchen Platz Showinszenierungen in dieser Form einnehmen können. Feststeht jedoch, dass das direkte Erleben von Mensch zu Mensch auf Dauer nicht ganz ersetzt werden kann. Wir wollen die schönen Momente des Miteinanders im echten und realen Raum nicht missen.
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