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Show-Act mit Überraschungseffekt vom Upside Down Orchestra

Das Upside Down Orchestra ist nicht nur der Beweis dafür, welchen Impact Social-Media als Ort zum Netzwerken und Connecten haben kann. Es ist vor allem ein inspirierendes Beispiel dafür, dass wahre Kunst selbst durch Corona nicht auszubremsen ist.

Die Künstler Antonino Secchia, Jonas Dürrbeck, Lukas Kastl und die Künstlerin Carmen Lück haben sich 2021 mitten in der Pandemie zusammengeschlossen und gemeinsam einen Show-Act mit Überraschungseffekt konzipiert. Warum die Show-Premiere selbst für das Ensemble ein echtes Überraschungsei war, hat mir Carmen in einem Interview verraten.

So viel vorab: Wir waren von der Performance der Truppe so begeistert, dass wir sie im Rahmen des 21. Kleinkunstfestivals Usedom mit dem diesjährigen memo-media-Sonderpreis ausgezeichnet haben. Wer für seinen nächsten Event auf einen Show-Act mit Überraschungseffekt setzen möchte, sollte jetzt unbedingt weiterlesen.

Der Start: Show-Zusage für ein interkulturelles Projekt der Stadt Regensburg

Show-Act mit Überraschungseffekt Upside Down Orchestra

Jonas ist Berufsartist und der Initiator des Upside Down Orchestras.

Jonas, Initiator der Gruppe, ist Berufsartist und mit seiner Kraftakrobatik im Duo, aber auch solo unterwegs. Es war mitten im Lockdown, als er von dem Kulturprogramm MišMaš erfuhr, einer internationalen kulturellen Veranstaltung der Stadt Regensburg in Kooperation mit deren tschechischen Partnerstadt Pilsen. Er wurde von der Stadt angefragt, ob er ein einstündiges Programm mit Akrobatik und Artistik zeigen könne. Obwohl es ein solches Programm zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab, sagte Jonas einfach mal ins Blaue zu und machte sich dann an die Arbeit, eine passende Show zusammenzustellen.

Die Gründung des Upside Down Orchestras

„Während seiner Suche nach Künstlern für die Show wurde Jonas über eine Instagram-Story der Stadt Regensburg auf Antonino aufmerksam. Nino hatte ein paar Videos mit seiner selbstkomponierten Musik hochgeladen“, erzählt Carmen. Die Artistin lebt mit Jonas nicht nur in einer gemeinsamen Wohnung, sie ist auch in einer festen Beziehung mit ihm. „Da wir noch nach einem musikalischen Part für die Show Ausschau hielten, freuten wir uns, dass Nino sofort zusagte. Er hat Musik studiert und experimentiert gerne mit elektroakustischen Kompositionen“, berichtet Carmen.

Show-Act mit Überraschungseffekt Upside Down Orchestra

Carmen ist amtierende Weltmeisterin in der Disziplin „Cyr Wheel“.

Auch der Vierte im Bunde war schnell gefunden: Mit 22 Jahren ist Lukas der Jüngste des Ensembles. Kennengelernt haben sich die Künstler durch eine Artistik-Gruppe, die Jonas trainiert. Als Lukas von der Show für das Kulturprogramm MišMaš erfuhr, war er Feuer und Flamme, daran mitzuwirken. Er bereichert das Kollektiv mit seinem Talent für Breakdance und Tricking. Carmen selbst ist im Duo mit Partnerakrobatik oder solo als Cyr-Wheel-Artistin auf Bühnen unterwegs. In der Disziplin „Cyr Wheel“ wurde sie 2018 in der Schweiz sogar mit Silber und Gold zur Weltmeisterin ausgezeichnet.

Eine Leinwand als Verbindungsstück der Acts

„Wir wollten eine Show kreieren, die unsere einzelnen Acts auf besondere Weise miteinander verbindet. Im Varieté entsteht die Verbindung üblicherweise durch die Überleitungen einer Moderation. Da diesen Part niemand von uns übernehmen wollte, musste eine andere Lösung her“, erzählt die Artistin. „So entstand die Idee, im Laufe der Show auf einer Leinwand ein Bild entstehen zu lassen, indem jeder Einzelne von uns während seines Acts das Bild mit Farbe ergänzt.“

Die Herausforderung: keine Probemöglichkeiten während des Corona-Lockdowns

Show-Act mit Überraschungseffekt Upside Down Orchestra

Das Ensemble hatte während Corona keine Möglichkeit, den Show-Act mit Überraschungseffekt zu proben.

In der Theorie klang so weit erst mal alles gut. In der Praxis stellte Corona das frisch gegründete  Kollektiv jedoch direkt vor die erste Herausforderung: Wo trainieren, wenn alle Trainingsmöglichkeiten geschlossen sind? Den vier Künstler:innen blieb nichts anderes übrig, als auf einem öffentlichen Basketballplatz zu improvisieren. Doch damit ging Herausforderung Nummer zwei einher:

„Wir hatten weder die Möglichkeit, unsere Acts live mit musikalischer Begleitung zu proben, da Antonino mit seiner Looping-Station und elektroakustischen Instrumenten auf Strom angewiesen ist. Noch konnten wir die Idee ausprobieren, während unserer Performances ein Kunstwerk auf einer Leinwand entstehen zu lassen“, erzählt Carmen, „Im Grunde hat jeder seinen Act einzeln nur für sich trainiert. Antonino komponierte parallel zuhause in enger Absprache mit uns die Musik. Das Zusammenfügen aller Elemente und auch die Idee mit der Leinwand waren bis zur Premiere eine einzige gedankliche Visualisierung.“

Show-Act mit Überraschungseffekt – nicht nur für das Publikum

Eines muss man dem Upside Down Orchestra lassen: Mut hat das Ensemble! Und eine Menge Vertrauen in sich und in den Lauf der Dinge. Denn nur zwei Monate später war der Tag gekommen, an dem es seine Show – die bis dato nur in der Theorie funktionierte – auf der Bühne vor Publikum aufführte. Diese Show war somit nicht nur für das Publikum, sondern auch für das Ensemble selbst ein riesengroßes Überraschungsei. Klar, dass an dieser Stelle eine Frage ganz besonders unter den Nägeln brennt: Wie ist die Premiere gelaufen?

Show-Act mit Überraschungseffekt Upside Down Orchestra

Die Show-Premiere des Upside Down Orchestras war ein voller Erfolg.

„Tatsächlich ist alles genau so gelaufen, wie wir es uns die ganze Zeit in unseren Köpfen ausgemalt hatten! Es war unglaublich, hinterher das Endergebnis auf der Leinwand zu sehen. Das hat uns richtig glücklich gemacht. Einzig das Putzen und Aufräumen nach der Show hatten wir nicht bedacht. Das war schon sehr aufwendig, da einiges an Farbe auf der Bühne und den Requisiten gelandet ist“, schmunzelt Carmen.

Um der Show nicht den Überraschungseffekt zu nehmen, bleibt es unser Geheimnis, welches Motiv die Leinwand am Ende offenbarte. Doch so viel sei verraten: Es ist ein Kunstwerk entstanden, das nicht nur optisch etwas hermacht, sondern auch eine besondere Message kommuniziert.

Anpassungen der Show für Bühnen, Festivals und Straßentheater

Genau so wie in der Premiere hat das Upside Down Orchestra seine Show nie wieder aufgeführt: „Unsere Show lebt von der Veränderung und wir passen vor jedem Aufritt gewisse Elemente neu an. Außerdem musste aufgrund des Aufwands eine Alternative zu der Wandfarbe her. Deswegen haben wir zu Holy Powder gewechselt, um die Show nicht nur flexibler, sondern auch ökologisch nachhaltiger zu gestalten“, erklärt die Artistin, „Und praktischerweise lässt sich Holy Powder nach der Show auch wesentlich einfacher wegwischen als Wandfarbe.“

Uns hat der Show-Act der Truppe nicht nur hinsichtlich der Performance begeistert. Sondern vor allem der damit verbundene Mut und das Vertrauen, das die Basis für den Erfolg des Ensembles bildet. Mit ihrer Philosophie sind die Vier eine echte Inspiration – und absolut verdient die diesjährigen Preisträger unseres Sonderpreises.

Hut ab und herzlichen Glückwunsch!