Ein bisschen Tschingdarassasa und Bumsfallera
Schlager: Der Begriff »Schlager« erschien erstmals Ende des 18. Jahrhunderts. In einer Wiener Zeitschrift betitelte ein begeisterter Kolumnist zündelnde Operettenmelodien als Schlager.
Schlagermusik: Darf nicht zu komplex daherkommen. Die Melodie sollte leicht nachvollzieh-, mitsing- und merkbar sein. Das Lied muss gleich ins Rückenmark gehen und Ohrwurmqualitäten besitzen. Dann werden bei der Hörerschaft Assoziationsketten und Glückshormone freigesetzt, die schlussendlich zum Kaufanreiz führen.
Die Schlagerbotschaft: Inhaltlich beschäftigt sich der Schlager mit den großen Kernthemen des Lebens: Liebe, Freundschaft, Hoffnung, Leid, Genuss, desweilen auch Fußball. Für mich ist Schlagermusik gelebtes, gesungenes Primärbedürfnis und bildet ungefiltert einen Einblick in den gemeinen Menschen in uns.
Zur Psyschologie des Schlagers: Der Schlager ist eine der schönsten Drogen der Jetztzeit. Er führt über die Verdrängung von Sorge und Stress über die Intensivierung des Gegenwartserlebnisses zur Flucht in nostalgische, regressive Zustände, die dem Traum bei halbwachem Zustand ähneln.
Schlagerkommerz: Ach, da will ich gar nichts von wissen.
Was verdient die Bezeichnung Schlager? Spätestens seit die Toten Hosen mit »An Tagen wie diesen« die Punkmusik mit dem klassischen Schlager versöhnt und die CDU-Oberen nach ihrem letzten Wahlgewinn gezeigt haben, dass auch sie tief im inneren verkappte Kommerz-Punker sind, wissen wir: Der Schlager hat eine weitere Bastion für sich eingenommen. Schlager heißt eben Hit, und der macht in der Tat vor keiner Musikrichtung halt.
Der Schlagerinterpret: Im Optimalfall bilden Interpret und Musik zusammen mit dem Text eine kompakte Einheit. Das Paket muss stimmen. Hat der Schlagerinterpret z. B. das Image eines jugendlichen Casanovas, widmet er sich vornehmlich leichteren Themen der Liebesanbahnung und versucht, das auch in seinem äußeren Erscheinungsbild zu transportieren. Ein Problem bildet hier die Erosion der Zeit. Ich meine das fortschreitende Alter des Künstlers mit vorgegebenem Verfallsdatum seines Körpers. Doch dazu mehr unter »Operative Eingriffe in der Schlagerwelt«!
Hossa! Ein Ausdruck des Entzückens. Adäquate sind in den unterschiedlichsten Musikrichtungen zu finden: »We go!« z. B. beim Blues Rock. »Oh Yeah« beim Rock oder »Oh Lord, oh Mama«.
Kritik am Schlager: Ist absurd. Der Schlager hat noch nie behauptet, die Wahrheit abzubilden. Das Schlagerland ist ein Traumland, wo Milch und Honig blüht, wo Tränen nicht lügen können und es Wunder immer wieder gibt. Also, mal nicht alles so Aluhut-mäßig auf Verschwörung durchleuchten. Stellt euer Gefühlszentrum einfach auf Empfang, erwartet keine aufklärerisch-, investigativen Botschaften und kommt mit auf die Reise. Entspannt für ein paar Momente des Glückes, damit ihr morgen im Beruf wieder kraftvoll zubeißen könnt.
Wie sang Tina York 1974 in ihrem Schlagerhit: »Wir lassen uns das Singen nicht verbieten«? »Ein Schlager heißt doch nur ein bisschen Freud. Ein bisschen Tschingdarassasa und Bumsfallera gehörte doch schon allzeit zum Leben….« Stimmt!
Operative Eingriffe in der Schlagerwelt: Fake News!