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Robert Wilson: Bühnenräume und Bühnenträume

Der Texaner Robert „Bob“ Wilson inszeniert und stellt im Rheinland aus. Bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und im Düsseldorfer Schauspielhaus inszeniert er die Geschichte vom „Sandmann“. ETA Hoffmanns Erzählung ist eine düstere. Wilson wird sie mit viel Licht inszenieren: „Düsternis braucht viel Licht!“

Robert Wilson und seine Inszenierungen

Robert Wilson Zeichnung

Die Düsseldorfer Altstadt Galerie Till Breckner zeigt Robert Wilsons Zeichnungen.

Robert Wilson stammt aus einer theaterfernen, texanischen Familie. Er hat auch nicht Theater studiert, sondern Architektur. Das sieht man seinen Inszenierungen an. Sie sind Lichtgebäude oder großes Bildertheater. Bevor er ans Proben geht, zeichnet er viel. Er hat eine genaue visuelle Vorstellung und wird später die „Tonspur“ mit dem Text hinzufügen. Aber das, was der Texaner macht, ist so ziemlich das Feinsinnigste, was die Bühnen der Welt zu Stande bringen.

Seine Zeichnungen stellt er aus und sie sind erwerbbar. Die Düsseldorfer Altstadt Galerie Till Breckner zeigt parallel seine Stückzeichnungen der verschiedenen Jahrzehnte und zwei Videos. Hier ist der Ursprung von Wilsons Ideenreichtum sichtbar. Dieser Reichtum besteht ironischerweise in der Reduktion.

Vom Texas-Mann kann man viel lernen

Bob Wilson war am Anfang des Jahrtausends bei der Firma Vorwerk für einen preisgekrönten Teppichboden wie Event verantwortlich. Die Beteiligten schwärmen noch heute davon. Vom Texas-Mann kann man viel lernen. Unter anderem, dass es auf der Bühne wie in der Kunst keine Natürlichkeit gibt. Alles, was Wilson macht, ist konstruierte Künstlichkeit. Seine Schauspieler macht er zu Marionetten. Wie große Spielfiguren beleben sie seine formale Welt. Bob hat sich als junger Mann von Kleist Aufsatz zum „Marionettentheater“ stark beeinflussen lassen. Hier liegt der Ursprung seiner typischen Bewegungen, die er seine Schauspieler ausführen lässt. Diese sehr formelle Art des Spiels entspricht gar nicht dem Westen, sondern der fernöstlichen Theatertradition, wie auf Bali, wo man alleine einen Kanon von dreihundert Augenbewegungen lernen muss, wenn man vor das Publikum will. Alles will seine Form haben: „Je mechanischer ein Schauspieler sein kann, desto freier ist er.“

Ohne Licht gibt es keinen Raum

Das erzählt Robert Wilson dann auch gerne. Er ist ein guter Geschichtenerzähler – on und off stage. Das Licht setzt er immer sehr früh im Probenprozess ein. Für den Architekten Wilson heißt es „Ohne Licht gibt es keinen Raum“. Das Licht gibt die Struktur. Die Zeit ist dann eine vertikale Linie und der Raum die horizontale im wilsonschen Koordinatensystem.

Robert Wilson "Der Sandmann"

Im Düsseldorfer Schauspielhaus inszeniert Robert Wilson die Geschichte vom „Sandmann“.

Sein dramatisches Tun ist kein Illustrieren, es geht um das Verstärken des Textes und der Intention. Der Klang der Worte wird später im Prozess angelegt. Das hält er ebenso wie der ebenfalls bildmächtige und viel zeichnende Fellini zu seiner Zeit. Das innere wie das äußere Auge wird bedient.

Wilson interessiert die Ruhe im Theater, nicht die Geschäftigkeit und der Lärm. Es entstehen psychologische Bilder, die direkt der Seele entspringen. Der Weg dahin ist mit vielen Wiederholungen gepflastert. Also harte Arbeit auf dem Pfad der Leichtigkeit.

Sein zeichnerisches Werk zeugt von dieser Konstruktionsarbeit. Diese Zeichnungen und die Videos sind in der Galerie Till Breckner begleitend zur Inszenierung im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen. Eine Aktion, die mit aufklärerischer Dankbarkeit angenommen werden kann. Die Premiere ist am 3. Mai 2017 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Die Düsseldorfer Premiere findet am 20. Mai 2017 statt. Der Weltbürger des Theaters hat erstmalig im Rheinland Station gemacht. Ich werde wieder dabei sein.