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Gelungenes Sounddesign dank dem Einsatz von Kompressoren

Kirchen gehören zu den schwierigen akustischen Umgebungen, wenn man mit elektronischer Verstärkung arbeiten und ein gelungenes Sounddesign erreichen will. Dies liegt oftmals an hohen Nachhallzeiten und den Echos von überall, die machen dem Tontechniker das Leben schwer. In der Tontechnik und im Sounddesign geht es immer darum, ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Nutzsignal und Störschall zu finden. Das kann man so schaffen, indem man die Lautsprecher möglichst nahe an das Publikum heran stellt: Dafür benutzt man Nearfills und die Delay Lines. Aber nicht immer kann man damit arbeiten. Ein Trick ist es ist es, stattdessen dann Kompressoren einzusetzen. Die verdichten das Nutzsignal und es wabert weniger herum.

Sounddesign bei der Ausstellungseröffnung von René Böll

Die Aufgabe, die vor mir lag, war eine hochkarätige Ausstellungseröffnung des Malers René Böll mit einem halben Dutzend Rednern, einer rezitierenden Schauspielerin – die alle gut verstanden werden mussten – und einem Harfenisten mit einem sehr schönen keltischen Instrument.

Aus dem Tonstudio ist mir die Firma ADT-audio aus Gladbeck schon gut bekannt. Der Live-Event war eine gute Möglichkeit, die Kompressoren der Firma allesamt einmal für den FOH-Einsatz auszuprobieren. Bevor es an den Live-Event ging testeten wir den FET-Kompressor (TM114), den Opto-Kompressor (TM111) und den VCA-Kompressor (TM222) mit Stimme und Akustikgitarre im Studio, um Vergleichsklänge für Sie zu haben.

ADT-audio Sounddesign Kirche

ADT-audio TM222

Test im Tonstudio für Vergleichsklänge

Den FET-Kompressor und den Opto-Kompressor verwendeten wir auf Stimme. Den VCA-Kompressor, der am unauffälligsten regelt, nahmen wir dort für eine hochwertige Akustikgitarre. FET-Kompressoren sind seit rund 50 Jahren im Einsatz und der Typ 1176 von Urei ist so etwas wie der weltweite Studio Standard von Frank Sinatra bis heute ganz aktuell. Der FET-Kompressor von ADT-audio regelt sehr ähnlich, macht es aber mit einem wesentlich geringeren Klirrfaktor. Gegenüber dem 1176 fehlt eigentlich nur der All-Button-Modus, ein Effekt, der mit dem Ur-FET- Kompressor möglich ist. Das ist aber kein Nachteil. Der TM114 bringt das Signal definiert nach vorne.

Gelungenes Sounddesign

ADT-audio TM114

Wo im FET-Kompressor ein Feldeffekttransistor arbeitet, werkelt im Opto-Kompressor ein optisches Wandlerelement. Das Vorbild für diese Gattung ist der L2A2, der eben so lange wie der Urei 1176 die Toningenieure dieser Welt verzückt. Die Variante von Gerd Jüngling, von ADT-audio, kann damit echt mithalten und das für einen wesentlich günstigeren Preis. Opto-Kompressoren sind die “Weichspüler” ihrer Gattung. Das Signal wird angenehm smooth, ohne dass die Konturen abgeschliffen werden. Besonders beliebt sind Opto-Kompressoren auch für Bassspuren. Wir sollten den TM111 später auf den Rednerstimmen einsetzen, während der FET-Kompressor für die Schauspielerin ausgesucht wurde, wo er die Stimme konturierte und nach vorne brachte.

Sounddesign

ADT-audio TM111

Ein VCA ist ein integrierter Schaltkreis, quasi ein geschlossenes Verstärkerelement, das nun an die Stelle des optischen Elements oder das Feldeffektransistor zur Regelung tritt. Mit einem niedrigen Schwellwert (Treshold) bleibt die Kompression durchgängig auf dem Signal ohne jedoch besonders aufzufallen. Die Regelung ist sehr diskret. Aber hörbar! Den VCA Kompressor setzten wir in seiner Stereo-Ausführung dann später bei dem Event für die keltische Harfe ein. Im Tonstudio stand uns eine hochwertige Furch-Gitarre zur Verfügung. Und so klingen die Kompressoren im Vergleich:

  • Microtech Gefell M 300 ohne Kompressor Gesang:
  • Microtech Gefell M 300 ohne Kompressor Sprache:
  • Microtech Gefell M 300 durch ToolMod 111 Gesang:
  • Microtech Gefell M 300 durch ToolMod 111 Sprache:
  • Microtech Gefell M 300 durch ToolMod 114 Gesang:
  • Microtech Gefell M 300 durch ToolMod 114 Sprache:
  • Microtech Gefell M 300 Gitarre ohne Kompressor:
  • Microtech Gefell M 300 durch ToolMod 222 Gitarre:

Untypische Mikrofone im Vergleich

Shure SM8

Wir nutzten die Gelegenheit, gleichzeitig auch ein paar untypische Mikrofone der Firma Microtech Gefell, die vor allem für ihre Großmembrankondensatormikros bekannt sind, einzusetzen. Auch diese probierten wir vor dem Event im Studio und machten Vergleichsaufnahmen. Wir ließen das dynamische Tauchschpulenmikro MD 100 gegen das neue hochwertige Shure SM8 antreten.

Beide sind exzellente Bühnenmikrofone, die für solche Tauchspulenmikros erstaunlich fein auflösen. Das Microtech Gefell überzeugte darüber hinaus mit sehr feinen Mitten, so dass wir uns nicht nur entschlossen, dies für die Stimmen bei dem Event einzusetzen, sondern wir wollten es gleich behalten. Die Mittenauflösung- und darstellung erinnert an den Klang des berühmten Neumann U 87, das ebenfalls einen Welt-Studio-Standard gesetzt hat. Wir verglichen das MD 100 noch mit dem „berüchtigten“ SM58 und dem Telefunken M80, das bislang als eines der besten dynamischen Live-Mikros galt. Ich meine, ich hätte das auch schon bei Gregory Porter gesehen.

Hörproben der Mikrofone

 Shure SM58 Gesang:

 Shure SM58 Sprache:

 Shure SM8 Gesang:

 Shure SM8 Sprache:

 Telefunken M80 Gesang:

 Telefunken M80 Sprache:

 Microtech Gefell MD 100  Gesang:

 Microtech Gefell MD 100 Sprache:

 

Typ Charakteristik Empfindlichkeit Frequenzbereich Gewicht in g Preis in €
Shure SM58 Niere 1,85 mV/Pa 50 bis 15000 Hz 298 109
Shure KSM8 Niere 1,88 mV/Pa 40 bis 16000 Hz 300 499
Telefunken M80 Superniere 1,54 mV/Pa 50 bis 18000 Hz 387 310
Microtech Gefell MD 100 Niere 1,6 mV/Pa 50 bis 16000 Hz 375 410

Ergebnis: Absolut gelungenes Sounddesign in der Kirche!

Microtech Gefell M 300

Die keltische Harfe wurde später mit den zwei super fein auflösenden M 300 von Microtech Gefell abgenommen, die im Studio auch schon an der Akustikgitarre verzauberten und die wir für den Kompressortest nutzten. Die Marke Schoeps hat bei dieser Kleinmembrankondensator-Mikrofon-Bauart weltweit die Nase vorn, aber die Stäbchen aus Thüringen halten mit! Sie sind sehr treu durch das gesamte Frequenzspektrum auch abseits der Einsprechachse, dämpfen gut rückwärts, sind sehr wiedergabeecht, ohne kalt zu klingen.

Der Live-Event überzeugte tontechnisch nicht nur den anwesenden Schauspielstar und erfahrenen Sprecher Günter Lamprecht, es gab sehr viele Menschen im Publikum die unsere Tontechniker auf den exzellenten Klang ansprachen. Projekt gelungen. Ein gelungenes Sounddesign in der Kirche bei Reden, Rezitation und Harfenklängen: Dies alles sollte der hohen Qualität der Bilder des Malers René Böll nicht hinterher hinken und den Besuchern der Ausstellung zusätzlich zum optischen Genuss einen hohen akustischen hinzufügen, ohne dass die Lautsprecher etc. zuviel Raum einnahmen.

Mission accomplished!