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Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit auf Festivals

Meiner Meinung nach ist es möglich, schon mit recht kleinen Veränderungen Festivals und Events deutlich nachhaltiger zu veranstalten. Als Erstes, glaube ich, ist es wichtig, ein Modell zu erschaffen, das die Transporte reduziert. Wir können mit Anbietern zusammenarbeiten, die die Gäste mit dem Bus shutteln, damit nicht jeder mit seinem eigenen Pkw anreist. Gut ist es auch, wenn Festivals selbst die Übernachtungen anbieten. Man sieht es ganz deutlich in den Niederlanden, wo es inzwischen gang und gäbe ist. Denn es reisen immer weniger Leute mit eigenen Zelten an. Es gibt eine Zeltstadt mit Rezeption, und jeder kann sein Zelt beziehen wie ein Zimmer im Hotel. Es ist für den Gast bequemer und man tut etwas für die Umwelt, wenn nicht jeder mit seinem Zelt anreist oder mit den Pavillons, die oft stehengelassen werden und die Müllberge erhöhen.

Und müssen es wirklich Dixie-Toiletten sein? Komposttoiletten sind geruchlos und werden rund um die Uhr betreut. Die stinkenden Dixies sind oft ein Faktor für Unzufriedenheit bei den Festivalbesucher:innen, wie Umfragen zeigen. Und wenn man dieses Thema angeht, lohnt sich das erst einmal höhere Investment durch mehr Zufriedenheit.

Natürlich ist es durch die Corona-Auflagen und die veränderte Situation schwieriger geworden, sich CO2-Kompensation zu leisten. Es lohnt sich also, das ganze Festival durchzurechnen, wo CO2 gespart werden kann. Das sind auch schon scheinbare Kleinigkeiten. Zum Beispiel das Pfandsystem – nutzen wir Plastikmarken oder Pfandmarken aus Restholz? Gehen wir vielleicht den Weg von Cashless-Systemen, damit grundsätzlich kein Bargeld im Spiel ist. Das geht mit aufladbaren Systemen vor Ort oder schon zu Hause und macht es übrigens auch deutlicher einfacher in puncto Service.

Eine grundlegende Frage ist natürlich: Wie gehen wir mit Energie um? Wir haben vor zwei Jahren einen Dienstleister vermittelt, der eine ganze Bühne mit Solarstrom ausgestattet hat, und das funktionierte auch während des gesamten Festivals. Und neuerdings gibt es auch Anbieter, die Festivals mit Wasserstoffgeneratoren versorgen.

Ich finde es immer erstrebenswert, dass Veranstaltungen die Besuchenden mit einbeziehen: Was wollt Ihr, was ist Euch wichtig im nächsten Jahr – vegetarisch, vegan, Anreise? Was können wir noch für Euch tun in Richtung Nachhaltigkeit auf Festivals? Auf diese Besucherstimmen zu hören, ist ganz, ganz wichtig, um eine runde Großveranstaltung zu entwickeln.

Robert Stolt ist gelernter Veranstaltungskaufmann. Das Beraten begann nebenberuflich. Er betreut als Produktionsleiter das gemeinnützige Festival »Tag am Meer« in Meckpomm, das 2022 wieder stattfinden soll. Inzwischen ist seine Consultingfirma Fuchs & Hirsch professionalisiert und gemeinsam werden über 50 Festivals beraten, einen guten Start hinzulegen oder diese Festivals auf ihrem Weg durch die Jahre besser, das heißt auch nachhaltiger zu machen. Am 26. und 27. November diesen Jahres plant er die »Future of Festivals«, auf der diese Themen gemeinsam in Berlin diskutiert werden sollen.