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Nachhaltige Kunst: Sanfte Wesen aus der Zukunft

Der Niederländer Theo Jansen hat die letzten 26 Jahre aus Plastikröhren, Folien und Recyclingflaschen faszinierende kinetische Objekte gebaut. Er nennt die großen, windgetriebenen Maschinen “Strandbiester” und hofft, dass sie immer besser den Gezeiten standhalten und irgendwann sogar ohne ihn zurechtkommen. Seine “Sanften Wesen aus der Zukunft” sind ein einzigartiges Symbol für nachhaltige Kunst.

Tiere aus recycelten Materialien

nachhaltige kunst theo jansen

Die “Strandbiester” von Theo Jansen erhalten ihre Energie vom Wind.

nachhaltige-kunst-theo-jansen-2nachhaltige-kunst-theo-jansen-2Ihre Erscheinung ist spektakulär! Sie heißen: Animaris Umeris, Animaris Percipiere Rectus oder Animaris Rhinoceros Transport. Es sind Tiere, die nicht gefüttert werden müssen, denn sie erhalten ihre Energie vom Wind. Der Wissenschaftler und Bildhauer Theo Jansen hat sie aus recycelten Materialien geschaffen: überdimensionale Strand-Skulpturen, die an Insekten erinnern und deren Hauptgerüst aus gelben Plastikröhren besteht. Man muss diese seltsam-schönen Wesen in Bewegung erleben, um den eigentlichen Zauber, der von ihnen ausgeht, zu erfassen. Sie fangen den Wind mit hauchdünnen Flügeln ein und beginnen sich plötzlich zu regen. Sobald ihre Fühler Wasser oder zu lockeren Sand erspüren, die ihre Bewegungen beeinträchtigen könnten, ändern sie ihre Laufrichtung. Und auch, wenn man weiß, dass ein ausgeklügeltes mechanisches System ihre fragilen Plastikglieder in Bewegung setzt, glaubt man, sie seien lebendig.

Der Ursprung der “Strandbiester” als nachhaltige Kunst

Ursprünglich hatte der Physiker sie als Methode erdacht, um die Niederlande vor dem Versinken in der Nordsee zu bewahren. Jansen schrieb an einer Wissenschaftskolumne, in der es darum ging, die Erosion niederländischer Sanddünen zu verhindern. Ihm kam der Gedanke, er könne vielleicht eine Art windgetriebener Gerüste für den Strand entwickeln, die Sand sammeln und so Dünen formen.

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Jansen begann zu experimentieren und kreierte nachhaltige Kunst in Form einer neuen Spezies.

Wie sehen solche Tage aus, an denen eine neue Spezies erschaffen wird? Theo Jansen erinnert sich, dass das Wetter besonders schön war, als er zum Heimwerker-Markt ging, um jene Plastikröhren zu kaufen, die normalerweise als Kabelkanäle verwendet werden. An jenem Nachmittag gab er sich das Versprechen, ein Jahr lang mit diesen Plastikröhren zu verbringen. Er begann zu experimentieren, vergaß darüber jedoch schnell den eigentlichen Zweck, immer stärker fasziniert von der Möglichkeit, eine neue Lebensform zu kreieren. Seitdem ist ein Vierteljahrhundert vergangen und seine Geschöpfe haben eine enorme Entwicklung durchlaufen. Die Biester, in denen sich Kunst, Bionik und Ingenieurswissen vereinigen, wurden hochkomplex und immer lebensechter. Jansen gelang es, sie den speziellen Herausforderungen des Strands immer mehr anzupassen, so dass sie Stürme und Fluten besser überstehen können.

 

Jansens Kreaturen sind zum Lebensprojekt geworden

Gerade hat er seine Menagerie in San Francisco präsentiert, inzwischen sind Jansens Strandtiere weltberühmt. Für den vor 68 Jahren in Scheveningen geborenen Künstler sind sie zum Lebensprojekt geworden, er arbeitet nur noch an seinen außergewöhnlichen Kreaturen, mit denen er in einer Art Symbiose lebt. Er sagt, er sei ihnen verfallen und jedes seiner Tiere besitze eine eigene Identität. All jenen, die ihn für ein wenig verrückt halten, gibt er unbedingt recht. Doch altersunabhängig ist das Publikum begeistert und beginnt beim Anblick seiner Biester zu lächeln.

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Die außergewöhnlichen Kreaturen sind inzwischen weltberühmt.

Es gibt Parasiten, deren Taktik darin besteht, den von ihnen befallenen Wirt an ihrem Reproduktionsprozess zu beteiligen. Sollte Theo Jansen nicht nur ein großartiger Künstler, sondern in diesem Sinne auch ein »Wirt« sein, so ist er dies offenkundig gerne. Er hofft, auch die nächsten 20 Jahre noch an der Weiterentwicklung seiner Strandbiester als nachhaltige Kunst arbeiten zu können. Und seine Geschöpfe? Die fangen weiter den Wind und laufen unbeirrt der von ihrem Schöpfer erträumten Zukunft entgegen.