Helene Fischer mit Sennheiser 965 Kapsel

Mikrofone für Künstler

 Einleitung *

Manche Sänger denken, es gehe nur darum, die eigene Stimme ein wenig zu verstärken. Weit gefehlt. Die Wirklichkeit ist wesentlich komplizierter, aber auch gut zu durchschauen. Was machen Mikrofon und PA? Sie wandeln! Und zwar wandelt das Mikrofon am Anfang der Signalkette in Wellenform befindliche Luftbewegungen in elektrische Signale um. Ein Kabel transportiert diese dann elektrischen Signale zu einer Bearbeitung, die meistens in Form eines Mischpultes daherkommt und welches neben dem Mischen meherer dann auf zumeist zwei Kanäle, eben in der Regel auch die Aufgabe der ersten Klangfilterung übernimmt. Das so bearbeitete Signal wird dort in ein wenig angehoben und dann in einen Leistungsverstärker geschickt. Damit wird das Signal in die Verfassung gebracht, einen erneuten Schallwandler zu betreiben. Und zwar ist der ein Stück Pappe mit einer Spule in einem magnetischen Feld. So wird die elekrische Energie wieder in bewegte Luft umgesetzt, die man mit dem Ohr bestenfalls auch in feinen Nuancen wahrnehmen kann.

Soundklüngel

Es ist logisch, dass nur die Elemente eines Signals in der Folge berarbeitet werden können, die zuvor auch aufgefangen werden. Das heißt, Qualität zahlt sich im späteren Hörerlebnis aus! Das ist nicht nur für das Publikum wichtig, sondern auch für die singenden und sprechenden oder ein Instrument spielenden Künstler, die heutzutage ihr eigenes Signal über sogenannte Monitore zur Kontrolle zugespielt bekommen. Unsere Testerin vor den Mikrofonen, die Sängerin und Schauspielerin Claudia Gahrke, drückt das so aus, dass man sich bei guter Technik wie in einer Sphäre bewegt. Gute Technik beflügelt tatsächlich die Performance, und es ist verständlich, dass Spitzenkünstler ohne Spitzentechnik nicht mehr auftreten. Ein wirklich gutes Mikro kann aber auch einen Durchschnittsänger oder Redner beflügeln. Wobei die Bedürfnisse für Gesang und Rede durchaus unterschiedlich sind.

Vier Bühnengroßmembran-Mikrofone im Test

Zum Test haben wir vier sogenannte Bühnengroßmembranmikrofone herangezogen, die man auch gut für Redner benutzen kann und die sich im Showalltag bewährt haben. Zum Vergleich haben wir das legendäre SM58 genommen, das eines der ersten wirklich robusten Bühnen-Werkzeuge war, mittlerweile aber von vielen anderen Kandidaten geschlagen wird. Wie auch von unseren Testkandidaten. Das Vorurteil, dass das SM58 den Kondensatormikros in der Rückkopplungsfestigkeit überlegen sei, gehört auch schon lange ins Reich der Legenden. Dass das SM58 so beliebt ist, ist nicht nur der großen Robustheit bei einem vergleichsweise niedrigen Preis geschuldet, sondern auch der Trägheit, „man kennt sich, man hilft sich“ … wie der Kölner saacht!

*Profis dürfen die Einleitung getrost überspringen und ab hier weiterlesen!

Unsere vier bzw. fünf Vergleichskandidaten haben wir im Studio vollkommen linear über ein ADT-Pult aufgenommen und dort den Grundsound verglichen. Dann ging es auf die Bühne, wo ein ebenfalls linear eingestelltes Soundcraft-Pult genutzt wurde. Am anderen Ende der Kette waren hochwertige FÖÖN-Clia-Monitore im Nahkampfeinsatz, die die Leistungsfähigkeit der Mikrofone unterstützen und nicht abwürgen. In Verwendung waren dafür digitale Powersoft-Digam-Endsufen. Wer zwischen 350,00 und 1.200,00 Euro für sein Mikro ausgibt, singt auch nicht über Billigstbrüllwürfel. Die FÖÖNs sind von sich aus schon keine unfreiwilligen Rückkopplungsgeneratoren, unsere Testkandidaten konnten sich alle problemlos auch im nahesten Clinch behaupten.

Die Stradivari unter den Mikrofonen

Mikrotech Gefell M 900

Mikrotech Gefell M 900

Mit dem M 900 bereitet die Thüringer-Mikrofonschmiede Microtech-Gefell ein Angebot, dass man eigentlich nicht ausschlagen kann, wenn man/frau die Studiosolidität der Stimme auch auf der Bühne haben will. Die Adjektive dafür sind extrem präzise und glänzend sauber. Reibe- und Zischlaute sind im Charakter natürlich, also unauffällig . Der integrierte Popfilter macht eine gute Arbeit. Das Mikrofon hat einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt, der allen Druckgradientenempfängern zu eigen ist. Mit ein wenig mehr Abstand, den das Mikro durchaus verträgt, kann man auf abschwächende Reglerdreherei in den Tiefen aber verzichten. Der Nahbesprechungseffekt wird von versierten Sprechern und Sängern gerne aktiv genutzt, um die Stimme noch etwas anzudicken. Das Mikrofon hat auch eine sehr gute Wiedergabe außerhalb der direkten Sprecheinrichtung, was normalerweise, Schallwandler mit kleineren Membranen besser können. Das ist für Reden, bei denen der Rednerkopf den Blick durchs Publikum schweifen lässt von Vorteil. Also auch überall dort, wo der Blick noch mal nach unten auf den Text geht wie bei Lesungen. Das Mikro kann man getrost wählen, wenn man/frau einen Universalisten für Bühne und Aufnahmen haben möchte. Auffallend ist der hohe Ausgangspegel von 17 mV! Das ist ein Mikro mit Suchtpotential.

Gesang trocken:

Gesang bearbeitet:

Sprache trocken:

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Das Mikrofon von Westernhagen und Metallica

Audio Technica AE 5400

Audio Technica AE 5400

Etwas gemächlicher geht es beim Audio Technica Artist Elite 5400 zu. Da sind es aber dann auch noch satte 10,0 mV. Der Dynamikumfang ist mit 133 dB sehr hoch. Es ist das günstigste Mikrofon in unserem Testfeld von Bühnengroßmembrankondensatoren und damit der Preis-Leistungssieger. Es ist präzise in der Abbildung und gibt dem Sänger ordentlich Schub. Wie das Microtech Gefell kommt es mit einer festen Nierencharakteristik daher. Es verfügt auch über einen integrierten Popschutz, der allerdings nicht ganz so wirksam ist, wie beim zugegeben mehr als dreimal so teuren Microtech Gefell. Somit kann man nicht wirklich diese Spitzenpräzision des letzteren Mikros erwarten. Die S-Laute werden so beim Audio Tcehnica auch leicht geschliffen. Die Kapsel stammt vom bewährten Studiomikrofon AT 4050. Dieses Artist Elite 5400 kann man wirklich getrost jedem in die Hand drücken, der auf die Bühne will. Und für alle Vocalartisten, die nicht zuletzt aus hygienischen Gründen ein eigenes Mikro haben wollen, mit dem jeder halbwegs eingearbeitete Tontechniker sofort zurechtkommen wird, ist es eine Top-Kaufempfehlung.

Gesang trocken:

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Sprache trocken:

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 Sennheisermikrofon auch mit Bling-Bling

Sennheiser e965

Sennheiser e965

Das Sennheiser e965 macht in verschiedenen Varianten eine gute Figur. Es ist auch als Kopf für die bekannt gut klingenden und zuverlässigen Funkstrecken erhältlich. Erstaunlicherweise machte es mit den Clia-Bühnenlautsprechern bzw. –monitoren bei Karl-Heinz „Kalla“ Kuntze noch mal einen recht großen Sprung. Es ist dabei vor allem für weibliche Stimmen schmeichelnd. Helene Fischer weiß ein Lied davon zu singen. Und zwar mit swarowskiapplizierten Handfunken: Bling-Bling! Der Output des Mikrofons liegt bei ordentlichen 7 mV; das ist zwar der niedrigste im Kondensatortestfeld, Shure gibt für SM58 aber nur eine Empfindlichkeit von 1,88 mV an! Wenn man den Korb abschraubt, kann man die Charakteristik von der normalen Niere mit bester Rückwärtsdämpfung bei 180 Grad auf eine engere Superniere mit größerer Rückwärtsdämpfung bei 120 Grad umschalten und damit an jede übliche Bühnensituation anpassen.

Gesang trocken:

Gesang bearbeitet:

Sprache trocken:

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Neues Mikrofonkonzept aus Wien

Lewitt MTP 940 CM

Lewitt MTP 940 CM

Mit dem Lewitt MTP 940 CM beschreitet ein ehemalige Projektmanager der AKG neue Wege. Trotzdem schneidet das Mikrofon in unserem Vergleichstest an letzter Stelle der Großmembraner ab. Schlecht ist es aber durchaus nicht. Das wäre zutiefst ungerecht, aber im Vergleich konnte es in der Köngisdisziplin Klang gegen die anderen drei, vor allem gegen den Primus-Gefell und auch das Audio Technica nicht „anstinken“. Roman Perschon hat ein vielfältig einstellbares Mikrofon entwickelt, das bei Partner Ken Yang in China präzise gefertigt wird. Da gibt das Testmodell keinen Anlass zu klagen. Die Charakteristik lässt sich zwischen Breiter Niere, Niere und Superniere umschalten. Der Hochpassfilter bietet gleich zwei Optionen mit 12 dB/Oktave bei 100 Hz und 6 dB/Oktave bei 250 Hz. Und auch der Grenzschalldruckpegel lässt sich gleich mit zwei Stufen auf bis zu 156 db erhöhen. Und selbst die grüne LED lässt sich abschalten. Mit 10 mV bei der Empfindlichkeit liegt das Lewitt im oberen Feld der Handhelds. Der Klang erinnert ein wenig an so manches AKG Mikro. Man würde das mit „bedeckt“ zutreffend beschreiben. Es erinnert somit vein wenig an den Sinatra-Klassiker C535 von AKG. Es ist das hörbar das pop-empfindlichste Mikro der Testreihe. Dem lässt sich aber mit dem beiliegenden Schaumstoffwindschutz abhelfen. Der integrierte akustische Popschutz ist nicht wirklich ausreichend. Als abschließender Pluspunkt muss der hohe Dynamikumfang von 135 dB erwähnt werden.

Gesang trocken:

Gesang bearbeitet:

Sprache trocken:

Sprache bearbeitet:

Die Legende zum Vergleich: Shure SM58

Shure SM58 Shure 565

Shure SM58 Shure 565

Das dynamische Mikrofon Shure SM58 ist das wohl bekannteste und weltweit am häufigsten eingesetzte Gesangsmikrofon. Es beruht auf dem Shure 565, mit dem das legendäre Woodstockfestival aufgezeichnet wurde. Das gibt es nun seit mehr als 45 Jahren. Still rocking!

Vergleichsaufnahmen Shure SM58

Gesang trocken:

Gesang bearbeitet:

Sprache trocken:

Sprache bearbeitet:

 Fazit

Die Suche nach dem heiligen Gral kann ein Ende haben. Mit Rauschen oder Artefakten hat keines dieser getesteten Mikrofone für Künstler auch nur im Geringsten zu tun!

  • Rangliste mit Endverbraucherpreisen:
    1. Microtech Gefell M 900:     1.199,00 €
    2. Audio Technica AE 5400:      359,00 €
    3. Sennheiser e965:                     455,00 €
    4. Lewitt MPT 940 CM:                499,00 €
    5. Shure SM 58 LC:                       109,00 €

Wir danken allen leihgebenden Firmen, der Sängerin und Schauspielerin Claudia Gahrke, sowie Reinhard Finke (Valve Records) und Karl-Heinz Kuntze (FÖÖN Audiotecture)!

Echt spannend, oder?! Übrigens: Das richtige Unterhaltungsprogramm macht jede Veranstaltung unvergesslich. Wenn du auf der Suche nach einer Idee für deine nächste Feier bist, schau doch mal bei www.goforartists.com vorbei. Ein Angebot für die kinderleichte Künstlerbuchung vom Team von memo-media.