Der ultimative Studiomikrofontipp für professionelle Vocals
Das Microtech Gefell M 990
Der vergleichsweise kleine Hersteller Microtech Gefell in Thüringen fertig das Röhrenmikrofon M 990 seit 1999. Eigentlich ist er berühmt für die seit den Dreißigern des letzten Jahrhunderts von Hand gefertigte M7-PVC-Kapsel, die dem gemeinsamen Georg-Neumann-Erbe entstammt, hat aber mit der M930 mit PE-Membran eine „moderner“ abgestimmte Kapsel entwickelt. Das Spitzenmodell der Serie mit diesem Schallwandler ist eben dieses M 990, das die gleiche Schaltung wie das M7-Röhrenpendant M 92.1 S besitzt. Das ist günstig für die Produktion. Somit ist ein absolutes Spitzenmikro für rund 2.600,00 Euro erhältlich. Wenn man bedenkt, was für ein gut erhaltenes AKG C 12 hingeblättert werden muss, ist das ein Schnäppchen, denn das M 990 ist ähnlich abgestimmt, obwohl es im Gegensatz zu der ebenfalls schlanken Österreicherin keine rand-, sondern eine mittenkontaktierte Kapsel besitzt.
Was die M930-Kaspel, auch im M 990, neben ihrer getreuen Wiedergabe besonders auszeichnet, ist, dass sie die Nierencharakteristik über den gesamten Frequenzbereich besonders treu einhält und das in einer für eine Großmembrankapsel erstaunlichen Art und Weise. Das macht das M 990 auch für Projektstudios geeignet, die nicht über die besten akustischen Bedingungen verfügen.
Weiter unten sitzt der Röhrenverstärker und ist mit einer EF86-Pentodenröhre ausgestattet, die als Triode verschaltet ist. Man kennt dies auch aus dem gerade wieder aufgelegten Klassiker Neumann U 67. Diese Schaltungsart erfordert eine sehr exakte Selektion dieser Röhren, um die geringe Rauscharmut von -13 db-A zu erreichen. Allerdings begünstigt diese Triodenschaltung Oberwellen mit geradzahligem Index, wie die Fachleute feststellen. Die beliebten wie typischen K2-Oberwellen, die angenehm klingen und für den feinen Röhrensound mit ursächlich verantwortlich zeichnen, sind Produkt dieser speziellen Schaltung.
Oberhalb von zwei Kilohertz, tritt beim M 990 der Frequenzverlauf aus der Linearität heraus, um bei drei Kilohertz sechs Dezibel im Plus zu betragen. Die Höhen sind weich und seidig. Das Signal ultrafein aufgelöst. Der Bass ist straff. Damit ist das Mikrofon ideal für alle die, die ein C12-ähnliches suchen, aber nicht 12.000 Euro und mehr ausgeben wollen oder können. Mit seiner Abstimmung ist es besonders bei eher nasalen Stimmen zu empfehlen, die beim U 47 auf Probleme stoßen. Hohe männliche, beziehungsweise weibliche Stimmen, auch im Alt, können sich über dieses Mikrofon freuen.
Für den Schmelz ist ein Pikatron-Ausgangsübertrager zuständig. Das Signal ist bei einer Empfindlichkeit von 28 mV/Pa sehr kräftig. Der Dynamikumfang beträgt 106 dB.
Neben dem Gesang ist das Mikro natürlich für Sprache ideal, ebenso aber auch für alle akustischen Instrumente, die fein abgenommen werden möchten. Was das Äußerliche Anbelangt, ist zum dunklen Bronzeton auch die Ausführung im hellen Nickelteint hinzugekommen.
Das Mikrofon ist kein Massenprodukt. Unser Testmodell hatte die Seriennummer 505. Microtech Gefell hat im letzten Jahr seinen neunzigsten Geburtstag gefeiert. Menschen, die tolle Mikrofone suchen, können froh sein, dass die Firma die Fährnisse des Zweiten Weltkriegs, die deutsche Teilung, die Wiedervereinigung und die Treuhand gut überstanden hat.
Jeder, der ein Microtech-Gefell-Mikro in seiner eigenen Umgebung zu Hause testen möchte, bekommt ein solches für die Rückportogebühr zugesandt. Welcher Hersteller macht das schon?
https://www.microtechgefell.de/mikrofon?wl=289-M990
Wir haben das Microtech Gefell M 990 gegen ein frühes, gut gewartetes, U 47 nachgerüstet mit K49-Kapsel antreten lassen. Die Vorverstärkung übernahm, wie immer, ein linearer Kanalzug in einem ADT 5MT.