Cris Kindergesicht

Mehr Hauptstadt geht nicht – Stadtführungen mit art:berlin by cpb

Streetart "Blue" in der Nähe der Berliner Oberbaumbrücke

Streetart “Blue” in der Nähe der Berliner Oberbaumbrücke

Der riesige Kopf, der mit weißen, leeren Augen auf mich herunter starrt, besteht aus vielen hunderten Menschenkörpern. Sie sind ineinander verschlungen, klettern übereinander oder hängen aneinander. „Blue“ heißt das Streetart-Gemälde, das an einer Mauer in der Nähe der Oberbaum-Brücke in Berlin prangt. Junior-Projektleiterin Kristin Chrzan von cpb culturepartner berlin hat mich hierhergeführt, um mir eines ihrer persönlichen Highlights der Streetart-Tour durch Berlin zu zeigen. „Wie die vielen kleinen Menschen zusammen einen großen Menschen bilden, finde ich beeindruckend. Es gibt so viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten“, sagt Kristin. „Es ist auch immer wieder toll zu hören, was die Gäste für Ideen dazu einbringen.“

Ich muss zugeben, hätte Kristin mir das Gemälde nicht gezeigt, wäre ich vermutlich daran vorbeigelaufen. Dabei ist es tatsächlich beeindruckend, schon aufgrund der Größe und auch aufgrund der vielen kleinen Details, die man erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt. Aber die Hauptstadt ist groß, laut und bunt – und ich Landei bin schon nach kurzer Zeit völlig überfrachtet von Eindrücken. Zum Glück kennt Kristin das und führt mich zielgerichtet durch Berlin.

Stadtführungen zeigen versteckte Ecken

Ob als Einzelperson wie ich oder als Gruppe mit 20, 50 oder 100 Personen lassen sich mit art:berlin viele verschiedene und individuell abgestimmte Stadt-Führungen durch Berlin realisieren und die Hauptstadt einmal ganz anders erleben. Neben Streetart kann man auch Architektur oder einzelne Stadtteile als Schwerpunkte herausgreifen. Egal mit welchem Fokus – es gibt viele versteckte Ecken, die man als Tourist sonst kaum entdeckt und ich werde immer wieder überrascht, was sich in teilweise auf den ersten Block recht schmuddelig anmutenden Winkeln oder teilweise auch an bekannten Plätzen so alles verbirgt.

Push & Styro Engel

Push & Styro Engel – art:berlin zeigen auf ihren Stadtführungen auch versteckte Streetart-Kunstwerke.

Auch die Guides von art:berlin finden immer wieder Neues, schließlich entstehen jeden Tag neue Streetart-Kunstwerke, aber auch architektonische Highlights – die Stadt lebt. „Was Streetart angeht: Viele Künstler*innen arbeiten illegal, aber es gibt auch Wohnbaugesellschaften, die Flächen für Auftragsarbeiten anbieten“, erklärt Kristin. Während manche Kunstwerke getaggt, also mit einem individuellen Erkennungszeichen des Künstlers signiert sind, gibt es auch viele Streetart-Werke, die von unbekannten Künstlern erstellt wurden. Diese Vielfalt wollen Kristin und ihr Team den Menschen auf ihren Touren näherbringen.

Der Austausch mit den Gästen ist einfach toll“, sagt Kristin. „Das ist nicht 08/15, sondern ein Geben und Nehmen. Manche erzählen unterwegs Anekdoten von sich selbst und wir können wiederum die Geschichte der Kieze von Berlin einfließen lassen.“ Dabei hat art:berlin ein großes Portfolio an Guides, die auch fremdsprachige Führungen anbieten.

Streetart gibt es auch virtuell zu sehen

Junior-Projektleiterin Kristin Chrzan von cpb culturepartner berlin zeigt mir ihre Hauptstadt.

Junior-Projektleiterin Kristin Chrzan von cpb culturepartner berlin zeigt mir ihre Hauptstadt.

Nicht nur live vor Ort, sondern auch online lassen sich Streetart-Führungen begleiten. Die virtuellen Führungen sind DAS Highlight von art:berlin, schließlich muss man dafür nicht extra nach Berlin reisen, sondern kann sich die Hauptstadt von überall aus der Welt ins Wohnzimmer holen. Die Online-Formate gibt es in zwei Varianten: In der ersten Version kann man einen Guide live auf seiner Tour durch die Stadt begleiten. Der Guide zeigt mittels Kamera live seine Stadt und die Streetart-Kunstwerke und geht dabei auch in den Austausch mit seinen Gästen am PC. „Das ist fast so, als wäre man vor Ort.“

Alternativ kann man einer großes Portfolio an Guides von art:berlin folgen und bekommt so einen gerafften Überblick über die Themen. „Die Kieze sind dabei nicht nur abgefilmt, sondern es entsteht, wie bei den anderen Führungen auch, ein Dialog mit den Teilnehmern*innen, die Fragen stellen und ihre eigenen Interpretationen erzählen dürfen.“

Nach mehr als zwei Stunden zu Fuß durch die sommerlichen Straßen von Berlin klingt eine virtuelle Tour für mich sehr verlockend. Erschöpft, aber auch voll mit schönen Eindrücken lassen wir uns in die Stühle eines Straßencafés mit Blick auf die Spree fallen und genießen das bunte Treiben. Kristin hat Recht: Mehr Hauptstadt geht nicht.