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Leidenschaft ist der wahre Erfolg – Etienne von eh showbox

„In der Leidenschaft lebt der Mensch. In der Vernunft existiert er nur.“ – Diese Worte sind mir nach meinem Gespräch mit Etienne ganz besonders in Erinnerung geblieben. Etienne Herr ist der Gründer von eh showbox aus München und entwickelt internationale Show-Acts für Firmenevents. Ihn hat die Corona-Pandemie besonders getroffen. Nicht nur, weil er in der Eventbranche tätig ist, sondern auch, weil ihm die Soforthilfe verweigert wurde. „Bis Ende des Jahres können wir uns zum Glück noch über Wasser halten“, so der Unternehmer. In dieser Situation, in der die meisten vor Verzweiflung am Rad drehen würden, bleibt Etienne erstaunlich ruhig und positiv. Und seine optimistische Haltung ist nicht nur bewundernswert, sondern sogar ansteckend.

Erst Jochen Schweizer, dann die Selbstständigkeit

eh showbox vertikale Showacts

Bis heute zählen vertikale Show-Acts zu den Kernproduktionen von eh showbox.

Vor genau zehn Jahren gründete Etienne sein Unternehmen eh showbox. Bis zu dem Zeitpunkt war er in dem Agentur-Netzwerk der Marke Jochen Schweizer über zehn Jahre lang tätig. Zunächst in der Produktentwicklung und schließlich im Vertrieb von großen Veranstaltungen. Genau in dem Bereich entdeckte er seine Leidenschaft für Showproduktionen und Marketingevents. „Ich habe dabei mitgewirkt, die unterschiedlichsten Acts zu konzipieren und mit zu entwickeln – zum Beispiel den Vertical Catwalk , erzählt mir Etienne, „Wir waren damals von Esprit beauftragt worden, in einer Fußgängerzone einen Catwalk zu organisieren. Aufgrund von Platzmangel musste eine kreative Lösung her. So kamen wir auf die Idee, den Catwalk einfach um 90 Grad zu drehen und die Models vertikal laufen zu lassen.“

Als sich die Marke Jochen Schweizer immer stärker in Richtung „Erlebnis“ orientierte, ergriff Etienne die Chance und übernahm den Show-Bereich, aus dem er dann sein derzeitiges Unternehmen heraus gründete. Bis heute zählen vertikale Show-Acts zu den Kernproduktionen des Unternehmens. Mit diesem kreieren er und sein Team für Firmen und internationale Kunden beeindruckende Showprogramme und haben zudem spannende Eventmodule im Repertoire. Dabei stand für den Unternehmer schon immer eines im Fokus: die emotionale Dimension und das Erlebnis für die Kunden.

Kreativer Kopf ohne künstlerischen Background

„Ich selbst habe gar keinen künstlerischen Background. Ich würde mich vielmehr als vertriebsorientierten, kreativen Kopf bezeichnen“, so Etienne. Seine Begeisterung für Artistik und Akrobatik ist mit seiner Tätigkeit im Show-Business gewachsen. „Die emotionalen Reaktionen der Zuschauer sind für mich der größte Mehrwert an meinem Job“, verrät der Unternehmer. Vor allem die Kreativität und Möglichkeit, Produkte und Marken emotional aufzuladen – das sind seine Leidenschaft und sein Ansporn. Die wirtschaftliche Komponente spielt für ihn nur eine Nebenrolle. „Wer in erster Linie finanziellen Reichtum anstrebt, ist in diesem Business auf dem Holzweg“, ergänzt er.

In anderen Kulturen unterwegs – aber nicht als Tourist

Besonders reizvoll sind für Etienne Aufträge im Ausland – vor allem in asiatischen und arabischen Gebieten. „Es ist immer eine spezielle Herausforderung, im Ausland eine Show-Produktion auf die Beine zu stellen. Aber genau das macht den Reiz und die Abwechslung aus, die mich sehr bereichert“, sagt Etienne, „Für mich geht es dabei nicht nur um die beruflichen Möglichkeiten, sondern auch um die persönliche Weiterentwicklung. Als Geschäftspartner in anderen Kulturen unterwegs zu sein, ermöglicht mir, eine ganz andere Perspektive einzunehmen und prägende Erfahrungen zu sammeln.“

In China verhaftet und Neues dazugelernt

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Tanz an der Fassade eines Wolkenkratzers.

Ein besonders einprägsames Erlebnis hatte der Unternehmer vor acht Jahren in Peking. Dort wurde er von einer großen internationalen Agentur beauftragt, an einem 300 Meter hohen Wolkenkratzer Akrobaten in einer Höhe von 250 Metern an der Fassade tanzen zu lassen. Klingt spannend – geht auch spannend weiter. Denn die Aktion endete in einem chinesischen Untersuchungsgefängnis. „Die Agentur, die uns beauftragt hatte, hatte keine Genehmigungen. Als die Polizei vorbeikam und die Situation kontrollierte, wollte sie unser gesamtes Team verhaften. Ich habe als Kopf des Teams und Verantwortlicher aushandeln können, dass nur ich in Haft genommen werde, gemeinsam mit dem Agentur-Chef“, erinnert sich Etienne zurück.

Ihm wurde sein Pass abgenommen und gedanklich sah er sich schon in einem chinesischen Gefängnis sitzen. Doch Etienne hatte Glück. Einige Stunden später kamen zwei Vertreter des Wolkenkratzers, an dem die Show stattfand, in der Wache vorbei und übergaben mehrere „Dokumente“ an die Behörde. Daraufhin wurden wir wieder frei gelassen. An dieser Stelle mussten wir etwas schmunzeln und hatten wohl denselben Gedanken. „Diese Aktion hat mich auf jeden Fall darin belehrt, wie geduldig doch am Ende Papier sein kann und wie unterschiedlich in den Ländern entsprechende Situationen gehandhabt werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte seine Aufträge innerhalb Deutschlands belassen. Hier ist alles strikt geregelt und Verträge haben Gültigkeit.“ Doch in der Unsicherheit liegt die Weiterentwicklung und das Wachstum, so Etienne über seine Erfahrungen.

Die Erfüllung liegt hinter der Angst

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Die Corona-Pandemie stellt eh showbox vor eine große Herausforderung: Die Anfragen bleiben aus!

„In der Leidenschaft lebt der Mensch. In der Vernunft existiert er nur“, sagt er. Wir beide schweigen nach diesem Satz für einen Moment. Der geht tief! Und er spiegelt so perfekt den Eindruck wider, den ich von Etienne während unseres Gesprächs bekommen habe. „Die schönsten Erlebnisse und Erfahrungen machen wir außerhalb der Komfortzone und unseren vermeitlich sicheren Umgebung. Wer sich persönlich weiterentwickeln möchte, muss Herausforderungen annehmen und Ängste überwinden.“ Und die vergangenen Wochen sind – wie für jeden einzelnen von uns – auch für Etienne und sein Team eine enorme Herausforderung. Seit März hat er keine einzige Anfrage mehr erhalten und alle geplanten Projekte wurden bis Ende des Jahres abgesagt. „Es ist nicht nur so, dass uns jegliche Einnahmen wegbrechen, sondern auch die Planungsgrundlage fehlt. Wir haben sämtliche Kosten so gut es ging heruntergefahren und überlegen derzeit an neuen Projekten, um diese Zeit zu überstehen. Wir rechnen bereits damit, dass sich dieses Jahr für unser Show-Geschäft nichts mehr ändern wird und dass es auch nächstes Jahr nur sehr langsam wieder Fahrt aufnimmt. Die Verunsicherung auf allen Seiten ist einfach enorm groß“, so der Unternehmer.

Neue Konzeptideen und die Zuversicht, dass es weitergeht

Doch Etienne ist nicht der Typ, der regungslos zuschaut und abwartet. Etienne ist optimistisch und entwickelt derzeit gemeinsam mit seinem Team neue Ideen in den Bereichen virtual reality und Eventmodule: „Die Eventmodule waren bislang nicht unser Kerngeschäft, doch wir passen uns flexibel an. Wir erarbeiten Konzepte, um virtuelle Events und Teambuilding-Maßnahmen in die Unternehmen zu bringen. Denn was die Menschen nach Home-Office und Quarantäne dringend brauchen, sind Möglichkeiten, um das Miteinander wieder zu stabilisieren.“

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Etienne ist optimistisch, dass es wieder mit großen Shows für eh showbox weitergehen wird.

Über ein Worst-Case-Szenario hat sich der Unternehmer natürlich auch schon Gedanken gemacht und seine Einstellung begeistert mich: „Jeder sollte sich Gedanken über einen Plan B machen. Es ist wichtig, zu erkennen, ab welchem Moment man die Reißleine ziehen sollte. Ich bin davon überzeugt, dass es immer die Möglichkeit gibt, ein neues Business aufzubauen, wenn es auf Leidenschaft basiert. Die meisten stellen sich lediglich die falsche Frage. Es geht nicht darum, sich zu fragen, womit man möglichst viel Geld verdienen kann, sondern für wen man mit welcher Tätigkeit den größten Wert bietet. Es geht natürlich nicht von heute auf morgen, sein persönliches Mindset zu hinterfragen. Dieser Prozess braucht Zeit und erfordert auch unbequeme Gedankengänge. Doch wer diesen Weg geht und erkennt, wie er für andere wertvoll sein kann, findet seine Bestimmung. Alles andere folgt automatisch.“

Für den Moment ist Plan B für Etienne aber noch keine Option. Er ist davon überzeugt, dass es im Showbusiness weitergehen wird, auch wenn der Weg derzeit mehr als steinig ist. Doch am Ende sind auch die Monate dieser Corona-Pandemie ein Learning und eine Herausforderung, die in gewisser Weise dazu beitragen, persönlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Und ich bin mir sicher: Ganz gleich, wie es kommt, Etienne und sein Unternehmen eh showbox gehen diesen Weg weiter und sind nicht nur für mich, sondern sicher auch für viele andere eine Inspiration in diesen Zeiten. Danke, Etienne, für deine positiven Impulse!