Gogol und Mäx

Es darf gelacht werden! – Über Klassische Musik und Humor

Mäx alias Max-Albert Müller von den Konzertakrobaten Gogol & Mäx lotet die Tiefen von Humor und klassischer Musik aus.

HUMOR UND KLASSIK

Diese Kombination gibt’s doch gar nicht, wird eventuell der Leser voreilig mutmaßen. Schließlich eilt ja der klassischen Musik der Ruf voraus, eine Pilgerstätte des heiligen musikalischen Ernstes (und seiner kulturbeflissenen Gattin Ernestine) zu sein. Sorgfältigste Vorbereitung inklusive (idealerweise) intensivem Studium der einschlägigen Fachliteratur sowie die sorgsame Wahl der passenden, möglichst knitterfreien Konzertkleidung werden als unabdingbare Voraussetzung für ein erstklassiges und ergreifendes Erlebnis in den heiligen Hallen des seriösen Musizierens gefordert.

SCHUBERT

Wie soll da Fröhlichkeit aufkommen, ist die Frage. »Kennt ihr eigentlich fröhliche Musik? Ich kenne keine«, hat Franz Schubert einmal geäußert. Und einer aktuellen Kritik (Konzerthaus Freiburg, Juni 2018) entnehmen wir mit Staunen und Verwunderung, dass die Kritikerin den »mit Humor« überschriebenen ersten Satz aus Schumanns »Fünf Stücke im Volkston«, Opus 102, als »gar ernst und düster« gespielt empfand. Ach herrje, es scheint nahezu ausweglos zu sein: Klassische Musik und Humor schließen sich eben doch aus!

Konzert mit Humor und Komik von Gogol und Maex in der Stadthalle Korntal. Foto Philipp von Ditfurth / Fotojournalismus.org.

Konzert mit Humor und Komik von Gogol und Maex in der Stadthalle Korntal. Foto Philipp von Ditfurth / Fotojournalismus.org.

PASTORALE

Jetzt nur mal mit der Ruhe, wird der fachkundige Kenner einwerfen und zahlreiche Beispiele heiteren kompositorischen Schaffens nennen. So zum Beispiel: Beethoven, Symphonie Nr. 6 (Pastorale), 3. Satz, Stichwort »Dorfmusikanten«. Fraglich nur, ob tatsächlich eine Mehrzahl der ZuhörerInnen die von Beethoven humoristisch-kompositorisch genial inszenierten »Schludrigkeiten« erkennt: dass er der Oboe mehrfach absichtlich den Einsatz vermasselt oder der Klarinette einen unmotivierten Purzelbaum verordnet, bevor das Ganze dann in einen zünftigen Bauerntanz übergeht.

SCHABERNACK

Und wenn Mozarts »ein musikalischer Spaß« KV522 von Wolfgang Hildesheimer (»Mozart«, 1977) analysiert wird und dieser feststellt, dass »das Objekt dieser wahrhaft grandiosen Parodie (…) nicht falsches Musizieren (…), sondern stümperhaftes Komponieren« sei, dann hört spätestens da der Spaß für die Allgemeinheit auf. Mit anderen Worten: Ohne sachkundige Erläuterungen durch musikwissenschaftlich geschulte Kompositions-Erklärer blüht genial vertonter klassischer Schabernack ganz wunderbar, aber leider auch allzu oft im Verborgenen! Und deshalb, hören wir den heiligen Ernst ganz ernsthaft sagen, lassen wir das mit dem Humor wegen drohender Erfolglosigkeit doch wohl besser bleiben!

So viel Humor, wie Gogol & Mäx in die klassichen Musik bringen, hätte wohl niemand darin erwartet.

So viel Humor, wie Gogol & Mäx in die klassichen Musik bringen, hätte wohl niemand darin erwartet.

GESCHICHTSBUCH

Eben nicht! Denn eine illustre Schar von Künstlern widmete und widmet sich gestern, heute und gewiss auch morgen mit riesigem Erfolg dem Bemühen, das Zwerchfell ihres Publikums in klassikbasierte, musikhumoristische Schwingungen zu versetzen. Werfen wir mal schnell einen Blick in das Geschichtsbuch dieser hoch spezialisierten Musikerfraktion. Ein großes, wenn nicht das größte aller Kapitel im Fachbuch der sich mit klassischer Musik befassenden Humoristen ist einem gebürtigen Dänen gewidmet. Victor Borge – wer Zeit findet, diesen heute eventuell nicht (mehr) geläufigen Namen auf Youtube nachzuschlagen, der sollte ein großes Zeitfenster für diesen grandiosen Komiker und fantastischen Pianisten reservieren. Die unvergleichlichen pianistischen Ausflüge, Parodien (inklusive der unglaublich komischen Anmoderation seiner Konzertbeiträge) werden wohl auf ewig und immer ein allgemeingültiger Maßstab sein.

HUMOHREN

Bei uns, den klassikbasierten Musikhumoristen steht alleine die musikalische Botschaft im Vordergrund. Und diese nahezu wortlose Botschaft an das Zwerchfell und die Humohren hat in unserer zugetexteten Welt zu unserem großen Glück einen immer größer werdenden Mozart-Bach-Chopin-lachfreude-staunenden Fanclub. Hallelujah.