SSM2_grau

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt – Ein modernes Glossar des Eventcaterings

Bowl: Als Poke Bowl bekannter kühler Eintopf aus Hawaii. Die Zutaten nennt man gerne Ingredients und obendrauf kommen Toppings. Nach der pikanten Variety ist jetzt die süße Version für die HipsterInnen da. Aloha und Maika‘i maika‘i!

Digitalisierung: Das ist wahrscheinlich der einzige Bereich der Live-Kommunikation, der von der Digitalisierung zumindest nicht im Front-End, also auf dem Teller betroffen ist. Zugegeben: auf der Best of Events gab es schon 3D-Drucker mit Pfannkuchen oder Marzipan.

Inszenierung: Mit Essen spielt man nicht, hieß es früher. Aber kommt es darauf noch an? Angesichts der überwiegend industriellen Nahrungsmittelproduktion konnte es hilfreich sein, sich wieder mit den Werten des Genusses auseinanderzusetzen. Und wenn diese ins Eventcatering einfließen und uns bewusster genießen lassen, ohne gleich mit dem erhobenen Kochlöffel daherzukommen, wäre doch etwas erreicht.

Nachhaltigkeit: Wahrscheinlich ist das Eventcatering inzwischen der wirklich am wenigsten umweltschädliche Bereich unseres Schaffens. Man sollte jedenfalls ordentlich nachfragen, ob Sustainability am Feigenblatt serviert wird oder ernst gemeint und noch seriöser gelebt wird.

Quotenköche: Um die Lichters und Lafers ist es still geworden. Auch Ralf Zacherls Bart ist ab. Dabei lief ohne Quotenfrauen und -männer beim Catering kaum etwas. In fast jedem Konzept kamen sie vor und waren dann mehr Entertainment-Act, denn wirkliche kulinarische Handwerker. Mal schauen, ob mit den löffelschwingenden Netflix-Stars wie David Chang das Format eine Renaissance erlebt. Oder habe ich jetzt einen Trend kreiert?

Supermeat: Eher Science-Fiction als Realität, die auf den Teller kommt. Tierleidfreies Fleisch ist eine schöne Utopie. Es wird dazu eifrig in Start-ups experimentiert, da man darin den Stein der Weisen für die Welternährung sieht. Im Augenblick ist es aber noch das teuerste Fleisch der Welt, gegen das Kobe-Rind wie das Sonderangebot von Penny scheint. Ein großer Schönheitsfehler: Die Nährlösung für die Produktion aus Stammzellen stammt aus getöteten Kälberföten.

Tafel: Die Tafelbewegung als gutes Gewissen des Caterings, wenn die übriggebliebenen Brosamen vom Tisch der Reichen an die Armen verteilt werden. Aus ökologischer Sicht sinnvoll, aus sozialer Sicht zumindest zwiespältig.

Titanic Menü: Das letzte Dinner begann mit Canapés à l’amiral mit Garnelen und endete zehn Gänge später mit Eclairs mit Schokolade und französischer Vanillecreme. Dazwischen lagen kulinarische Kollisionen mit Fleischbergen. Wer es dann noch schaffte, konnte sich an frischem Obst und Käse delektieren. Mit dieser Magenfüllung konnte man wahrlich nicht gut schwimmen. Wie sähe das Menu heute aus, wenn wir mit dem Kreuzfahrtschiff der Klimakatastrophe entgegenschippern?

Vegan: Das ist die radikale Schwester von Veggie und zugleich Objekt zahlreicher meist schlechter Witze. Im Eventcatering noch nicht wirklich angekommen. Dabei ist das Angebot tierfreier Produkte langst bei Lidl und Co gelistet.

Seit über zwei Jahrzehnten konzeptioniert Stephan Schäfer-Mehdi von Studio Bachmannkern Projekte der Live-Kommunikation. Durch die auskömmliche Beschäftigung mit der sinnlichen Inszenierung von Unternehmensbotschaften in Zeit und Raum erwachten, anlässlich einiger Projekte in Belgien, die kulinarischen Interessen an der Inszenierung von Events. Er bloggt, schreibt und unterrichtet, wenn er nicht gerade Kommunikation in Raumen denkt oder seine Söhne zum Fußballplatz fährt.