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Die Next Generation des Festival Mondial du Cirque de Demain 2019

Dass es ganz ohne Ellenbogen, Neid und Missgunst von stattten geht ist bei Wettbewerben eher selten. Das Festival Mondial du Cirque de Demain in Paris steht für Gemeinsamkeit – Artisten, Veranstalter, Schulen und Agenturen treffen sich einmal im Jahr zum weltweiten Klassentreffen in Paris und demonstrieren, bewundern und bewerten artistisches Können auf höchstem Niveau.

Diego Salles gewinnt beim Festival Mondial du Cirque de Demain 2019 Bronze.

Diego Salles gewinnt beim Festival Mondial du Cirque de Demain 2019 Bronze.

Milena und Christopher kommen ursprünglich vom Kinder- und Jugendzirkus. beiden jungen Trapezkünstler haben sich als Jugendliche auf der Suche nach einem passenden Trainingspartner gefunden. Nach der Schule haben sich zusammen an den verschiedensten Artistenschulen europaweit beworben. Ihr Wahl fiel auf Rotterdam, die Codarts bildet seit 2006 auch Artisten aus und steht für eine ganz eigene Handschrift innerhalb der Artistikszene. Und so ist dann auch die Trapeznummer der beiden Wahl-Hamburger – Milena fliegt noch, wenn andere längst schon wieder aufgefangen werden. 2018 wurden sie zum ersten Mal zum Cirque de Demain eingeladen – doch Christopher verletzte sich im Vorfeld. So wurde die Teilnahme um ein Jahr verschoben und der Act »Perspektiven« konnte noch einmal reifen. Bis zur Brillanz – Milena und Christopher, die schon zum Show-Wochenanfang in Paris anreisten, um ausreichend Zeit für die komplizierte Aufhängung ihrer Trapeze zu haben, tauchten ganz und gar in die Atmosphäre des Festivals ein und schwangen sich frei. Was sie ablieferten in den drei Shows, riss die Zuschauer von den Sitzen und machte alle fast atemlos. Und wurden mit dem Prix de Cirque Phenix belohnt.

Nur noch glücklich sind die beiden nach ihren Auftritten in Paris: glücklich, das Festival besucht zu haben und diesen ganz eigenen familiären Zusammenhalt gespürt zu haben, glücklich über die Gespräche, die sie geführt und die Kontakte, die sie gemacht haben und stolz auf den Preis, den sie gewonnen haben. »Man kennt uns jetzt«, erzählt Christopher. So viele Telefonate fangen mit dem Satz an: »Wir haben euch in Paris gesehen!«

Die Wise Fools beim Cirque de Demain 2019.

Die Wise Fools beim Cirque de Demain 2019.

Ganz ähnlich erzählt Sefa von Hyperhook von dem Festival. Hyperhook, das sind junge Tricking-Künstler, die in Paris mit einer perfekt synchronen Regenschirm-Choreographie aufgetreten sind. Tricking, diese neue Form der Artistik vereint zwei der ältesten Bewegungskünste – Kampfsport und Akrobatik – zu einer freien und modernen Art der Darstellungskunst. Kicks werden mit Twists und Flips in kreativen, ausgefallenen Kombinationen zusammengeführt. Sefa, Markus und Vladimir von Hyperhook kennen sich schon lange. Immer wieder wurden sie unabhängig voneinander für Show-Produktionen gebucht, bis dann der Gedanke entstanden ist, die Kräfte zu koppeln und als Gruppe aufzutreten. Premiere des Acts „Brotherhood“ war dann im Herbst 2018 bei Urbanatix in Bochum. Christian Eggert, der Initiator und Regisseur von Urbanatix, ist mit den drein nach Paris gereist und hat sie dort unterstützt, mitgebangt und mitgefiebert – mit Erfolg! Den Specialpreis der Jury dürfen sie jetzt ihr Eigen nennen. Für Eggert, der sonst bei Cirque de Demain nach Talenten Ausschauhält anstatt sie zu featuren, war dieser Seitenwechsel spannend: »Es ist toll, die Entwicklung von Hyperhook so nah begleiten zu können. 2014 sind waren sie zum ersten Mal Teil der Urbanatix-Show und jetzt sind wir zusammen bei diesem bedeutenden Festival. Wohlbemerkt haben die drei nie eine Artistenschule besucht! Das macht ihren Erfolg in Paris zu etwas wirklich Besonderem!»

Animalische Perfektion: Ess Hödlmoser & Troy James aus Kanada.

Animalische Perfektion: Ess Hödlmoser & Troy James aus Kanada.

Auch für Marula Eugster Rigolo bedeutete der Cirque de Demain in diesem Jahr die Manifestierung der nächsten Generation. Sie ist mit der Sanddorn Balance eingeladen worden. Ihr Vater, Mädir Eugster Rigolo, Autor, Choreograph und Ideengeber der Sanddorn Balance, ist Stolz über den Auftritt seiner Tochter auf dem Festival Mondial du Cirque de Demain: »Ich freue mich sehr, dass meine jüngste Tochter Marula eingeladen wurde auf diesem weltberühmten Festival die Sanddorn Balance zu zeigen! Der Auftritt dort hat ihre Identität als Künstlerin bestätigt und sie ist endlich aus meinem Schatten und dem ihrer Schwester Lara Jacobs Rigolo, die die Sanddorn Balance bei Cirque du Soleil zeigt, herausgetreten. Marula ist ja quasi mit der Sanddorn Balance aufgewachsen und nun zeigt sie selbstbewusst ihre Version dieser besonderen Choreographie. Besonders berührt hat uns beide, dass Alain Pacherie, der Leiter des Festivals, Marula mit seinem Ehrenpreis ausgezeichnet hat.« Paris und das Festival Cirque de Demain, sind immer die Reise wert. Die nächste Generation internationaler Artisten betritt hier erstmals die ganz große Bühne.

Ein Tipp gibt es für die, die Milena und Christopher und die Hyperhooks in diesem Jahr nicht in Paris sehen konnten. Bei der »Young Stage« Festival im Mai in Basel trifft man sie in der Manege wieder. Und viele andere junge Artisten der Next Generation von Weltklasseniveau.