Althoff Grandhotel Schloss Bensberg_Luftansicht_Foto Jannis Hagels

Faszination Schloss – Burgen und Schlösser als Eventlocations

Knole: fast eine Stadt

Burgen und Schlösser üben auch auf fortschrittliche Geister zuweilen eine große Faszination aus. So beschrieb Virginia Woolf vor 100 Jahren den Landsitz Knole House begeistert als ganze Stadt und nicht nur als Haus. Während Burgen in erster Linie dem Schutz dienten und den Feinden trotzten, dienten Schlösser von jeher der Repräsentation. Versailles, Neuschwanstein und Sanssouci gehören zu den bekanntesten in ganz Europa. Einige dieser besonderen Bauwerke stehen auch als spannende, manchmal luxuriöse Resorts zur Verfügung und beherbergen nicht mehr den Adel, sondern Hotel-, Event- und Tagungsgäste. Die angeschlossenen Restaurants tragen stolz die gesammelten Michelinsterne auf dem Schild wie die Ritter einst ihre Wappen. Und anders als früher sind Atmosphäre und Charakter dieser besonderen Architekturen nicht nur wenigen, durch Geburt bestimmten Menschen vorbehalten, sondern sie stehen jeder und jedem offen, der diese für einen jeweiligen Anlass nutzen will und den entsprechenden Obolus entrichten kann.

BURG SATZVEY

Während der Hochadel gerne Höhenburgen errichtete, so nutzte der niedere Ministerialadel gerne Wassergräben im Flachland, um sich vor Angreifenden zu schützen. Burg Satzvey ist solch eine Burg und hat ihre Ursprünge im 12. Jahrhundert. 1747 gelangte die Burg durch Verkauf an Karl Otto von Gymnich in den Besitz des rheinischen Adelsgeschlechtes von und zu Gymnich. 1977 wurde der Besitz dem damals ältesten Sohn Franz Josef Graf Beissel von Gymnich übertragen. Um die Burg erhalten zu können und Geschichte und Traditionen vergangener Epochen zu bewahren, entschloss er sich, die Anlage 1981 dem Publikum zugänglich zu machen und veranstaltet dort gemeinsam mit seiner Frau Jeannette und seiner Tochter die historischen Ritterfestspiele und andere Events wie Mittelaltermärkte oder Hexenfeste. Verantwortlich zeichnet heute Patricia Gräfin Beissel. Die Burg liegt 40 Kilometer vor den Toren Kölns und steht festlichen Familienfeiern oder Firmenevents offen. Indoor mit bis zu 200 Personen, outdoor mit bis zu 1.000. Beliebt ist die »Mittelalterliche Gasterey«, ein deftiges Rittermahl nach mittelalterlichem Vorbild. Bei flackerndem Kerzenlicht werden die Gäste mit Musik und Gaukelei, herzhaften Speisen und kühlen Getränken in die vergangenen Zeiten entführt. Bei Outdoor-Festivitäten stehen die Gastronomie-Stände auf dem Gelände zur Verfügung und es können mittelalterliche Spiele im Schatten der Burg durchgeführt werden.

GRAND HOTEL SCHLOSS BENSBERG

Joachim Wissler ist besternter Küchenchefdes Grand Hotel Schloss Bensberg

Joachim Wissler ist besternter Küchenchef
des Grand Hotel Schloss Bensberg

Möchte man in der Metropolregion Köln bleiben, wünscht es aber barocker, dann steht das von Althoff betriebene Grand Hotel in dem im frühen 18. Jahrhundert erbauten Jagdschloss bereit. Die Mittelachse des Gebäudekomplexes ist exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet, der 14 Kilometer Luftlinie entfernt liegt. Im Schlosshotel ist seit 1997 Luxus angesagt. Joachim Wissler ist seit dem Jahr 2000 der Küchenchef des Restaurants Vendôme im Grand Hotel. Unter seiner Leitung wurde es bereits 2001 mit einem Stern vom Guide Michelin bewertet. Aktuell ist es mit zwei Sternen ausgezeichnet. Nach Ansicht des Gastronomiekritikers und auch Gastautors der showcases Jürgen Dollase ist Wissler einer der bedeutenden Repräsentanten der modernen Kochkunst zwischen klassischen Techniken und Avantgarde. Für ganz besondere Momente gibt es das Separee für den Chef’s Table. Das Zwei-Sterne-Restaurant bietet seit 2022 auch ein vegetarisches Menü auf höchstem Niveau. Die umfassende Kulinarik ist der Unique Selling Point des Schlosses. Stilvoll eingerichtete Tagungsräume, alle mit Tageslicht, runden das MICE-Angebot ab. Der Ballsaal und eine befahrbare Eventhalle mit 300 m2 sind für Bestuhlungen bis zu 300 Personen geeignet. Das Grand Hotel verfügt über 84 Zimmer und 36 Suiten.

SCHLOSSHOTEL MÜNCHHAUSEN

Geht das Ganze auch eine Nummer kleiner? Natürlich, ohne aber auf Komfort oder Geschmack zu verzichten. Das Schlosshotel Münchhausen wurde durch Tim Raues TV-Sendung »Star Kitchen« bekannt. Es steht dem Grand Hotel Bensberg dank Küchenchef Stephan Krogmann nur noch mit einem Michelin-Stern nach. Das Hotel auf dem Lande im Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln, im Herzen Deutschlands in Niedersachsen und nahe der Märchenstraße, verfügt über 67 Zimmer und Suiten sowie zwei Restaurants. In der Nähe finden sich zwei Golfplätze. Das Schloss wurde im 16. Jahrhundert von Hilmar von Münchhausen erbaut, einem Vorfahren des »Lügenbarons« Hieronymus Carl-Friedrich Freiherr von Münchhausen. 2004 wurde es von Grund auf restauriert und zu einem Hotel umgestaltet. 2006 war es während der Sommermärchen-WM für fast sechs Wochen die Heimat der französischen Fußball-Nationalmannschaft. Es sind sechs moderne Tagungsräume für bis zu 250 Personen vorhanden und diese sind teilweise mit dem PKW befahrbar. Das Hotel bezieht für alle seine Facilities Ökostrom. Eigentümer war bis zu seinem kürzlichen Tod der Unternehmer Friedrich Popken, bekannt durch die Modekette Ulla Popken. Aber es bleibt in der Familie. Um das Jahr 1700 verfügte das Schloss übrigens über eine der größten Sammlungen exotischer Pflanzen. Die Ananas ist heute das Markenzeichen des Schlosshotels.

SCHLOSS ELMAU

Bayern kann man schon mögen. Das Alpenpanorama bietet den Hintergrund für ein paar der schönsten Schlösser Deutschlands. Man muss aber gar nicht auf die unerreichbaren Schöpfungen Ludwigs des II. zurückgreifen. Schloss Elmau ist als Tagungsund Eventlocation schon seit einigen Generationen greifbar. Nicht nur für Angela Merkel und Barack Obama, die sich beim G7-Gipfel auf der Bank vor den Bergen ablichten ließen. Am Fuß des Wettersteingebirges streckt sich die Reformarchitektur vom Anfang des 20. Jahrhunderts in den weißblauen Himmel. 2005 wurde das Gebäude, in dem schon Loriot und der Stargeiger Yehudi Menuhin ihre Erholung suchten, von einem Brand heimgesucht. Das damalige Hotel wurde aber von der Enkelgeneration wieder aufgebaut und verließ den Weg der Reformbewegung hin zum modernen Komfort. Ein Retreat wurde 2015 hinzugebaut. Schloss Elmau gehört jetzt zur Allianz »The Leading Hotels of the World«. Es zählt zu den ultimativen Spots für anspruchsvolle Meetings, Incentives, Conferences und Events mit zehn bis 210 Personen. Von Anfang an bot Elmau aber eben nicht nur die Stille der Berge. Tanz, Lesungen und Konzerte gehören von Beginn an zum Programm, das bis heute fortgeführt wird. Das Schloss verfügt über einen tollen Konzertsaal sowie luxuriöse Spas und mehrere – zum Teil mit Michelinsternen ausgezeichnete – Restaurants. Es führt neben fünf Hotelsternen plus die sogenannten Künstlerzimmer als kleinste Größeneinheit mit 20 m2. Insgesamt stehen über 147 Zimmer und Suiten zur Verfügung. Einige Traditionen wie der morgendliche Tanz und die rotierende Tischordnung wurden von Dietmar Mueller-Elmau abgeschafft. Es gibt aber immer noch Yogastunden vor der herrlichen Bergkulisse. Aber ohne Dogma. Das Hotel ist von München aus in anderthalb Stunden zu erreichen. Von Innsbruck aus in 40 Minuten. Garmisch-Partenkirchen ist der wintersportliche Nachbar.

SCALARIA AM WOLFGANGSEE

Auf der österreichischen Seite der Alpen präsentiert sich das Eventresort Scalaria am Ufer des oft besungenen Wolfgangsees im Salzkammergut. Mit seiner Mischung aus historischem Schloss von 1890 und modernem Hotel ist es ein Hybrid. Dieser verfügt über eine Seebühne, sechs eigene Eventlocations, zwanzig Meeting-Räume für zehn bis 1.500 Teilnehmende und über 210 eigene Designerzimmer. Das historische Schloss wird durch moderne Eventtechnik in modernen Räumen ergänzt. Dazu zählen drei multifunktionale Schwebebühnen, hochauflösende Screens in 8k, Laser- und Showlicht-Technik inhouse sowie eine Wasserwand zur Projektion. Der historische Teil der Scalaria kann als gesamte Etage exklusiv gebucht werden. Die große Empfangshalle und die vier eigenen Schlossräumlichkeiten sorgen für stilvolles Flair für bis zu 90 Personen in Galabestuhlung. Der dazugehörige Garten mit Panoramablick auf das Wasser des Sees bietet Platz für 120 Gäste. Der Wolfgangsee zaubert dann nochmals sein ganz eigenes Licht.

Zugegeben, ein Hauch von Luxus weht durch diese Ausgabe der showcases. Adel verpflichtet halt. Tradition, Komfort und zukunftsträchtige Technik sind im heutigen MICE-Business aber keine Widersprüche. Siehe Scalaria. Auf einer Burg wie Satzvey geht es natürlich deftiger zu als in den Schlössern in Bensberg, Münchhausen und Elmau, in denen man sich nach Strich und Faden verwöhnen lassen kann. Man kann dort aber auch in entspannter und konzentrierter Atmosphäre tagen. Stil und Eleganz sind heute nicht mehr nur einer durch Gottesgnade begünstigten Minderheit zugänglich. Selbst der Luxus am Top End hat sich demokratisiert.