jan-delay-2021 2 (c) Thomas Leidig

Der funkigste Chefstyler und Headliner Jan Delay

„Jaa – checkt mich aus“, fordert Jan Delay musikalisch auf. Seine Intention war sicher nicht, ihn auszuchecken, ob er auch Corporate Events macht. Aber tatsächlich ist der „Chefstyler“ und „Headliner“ nicht nur für Konzerte und Festivals buchbar, sondern auch für Marketing-Events.  

Die dicken Beats und die derbe Mucke bekommt man also als Original, gerade auch wieder mit seiner Band Disko No 1.

Jan Delay mit seiner Band Disko No.1

Jan Delay mit seiner Band Disko No. 1

Jan Delay experimentiert gerne mit verschiedenen Musikstilen. Unter einem anderen Pseudonym war er vor zwei Jahrzehnten mit den »Absolute Beginners« als Hip-Hopper im Studio und auf Bühnen unterwegs. Sein erstes Solo-Album als JD war dann Reggae-lastig, die deutschen Texte kritisch und politisch, was seinem Erfolg und seiner Popularität keinen Abbruch tat. 2006 überraschte er mit dem zweiten Album »Mercedes-Dance« seine Fans mit gekonnten jazzigen und fetten funkigen Sounds. Es folgten viele Projekte, unter anderem ein Ausflug in die Rockmusik oder ins Synchronstudio. Treu blieb und bleibt er sich bei den Texten, die manchmal den Tiefgang seiner Bässe erreichen und bei jedem besseren Poetry Slam auch pur mithalten könnten.

Erst 2021 erschien das zweite Album mit der Band Disko No. 1 als sein fünftes Studioalbum: »Earth, Wind und feiern«. Es ist ein wenig Retro mit dubbigem Reggae, gescratchtem Hip-Hop und bläserakzentuiertem Funk. Mit den Trackskehrt der, laut Musikexpress, bestangezogene Entertainer des Landes zu seinen Anfängen zurück. Für die, die hören wollen wie das aktuell auch live funktioniert, gibt es inzwischen einen Live-Mitschnitt des Auftritts im Hamburger Hafen. Da gibt es dann auch Klassiker wie »Klar« und »Oh Jonny« oder mit »Alles gut« ein neues Stück mit vermeintlich positiven Vibes.

Um die geht es schließlich bei Corporate Events. Und das können wir alle bei der Rückkehr zu live in diesen komplizierten Zeiten gebrauchen. Das Video zu dem Song »Alles gut« ist mit Jan Delay vor der Szenerie von Fridays for Future gedreht worden. Der Musiker ist kein abgesofteter Pop-Ken. Er war und bleibt ein Künstler mit Haltung, der auch gerne mal einen krassen Spruch heraushaut und damit für Schlagzeilen sorgt. Da bezeichnet er Heino als Nazi oder kritisiert den Kapitalismus: »Auf der einen Seite verteufele ich den Kapitalismus, aber ich lerne auch, mich damit zu arrangieren«, sagte er im Interview mit der Stuttgarter Zeitung.

Sein Engagement gegen Neo-Nazis ist vorbildlich, aber auch das Thema Klimaveränderung und Konsumverzicht erspart er denen nicht, die einfach nur auf seine Grooves abfeiern wollen. Wer aber genau diesen Künstler will, kann ihn auch für Corporate Events kriegen.

der Künstler Jan Delay

der Künstler Jan Delay

Ich habe es oft genug erlebt, dass Kunden es so sehen, als sei es die reine Ehre, für ihre Marke aufzutreten. Weil die Künstler:innen satt Geld erhalten, sollen sie ihre künstlerische Freiheit an der Garderobe abgeben und die gewünschte Playlist gehörigst umsetzen. Wer Angst vor ehrlichen Texten hat, sollte auf die vielen konformen Performer zurückgreifen.

Dabei werden die Begriffe Haltung und Purpose in den Konzernen so gern verwendet. Es stünde den Unternehmen dabei gut zu Gesicht, sie nicht nur als Floskeln zu nutzen, sondern auch ehrlich ein- und umzusetzen.

Eine echte Marke hat Charakter und Souveränität. Sie steht selbstkritisch zu ihrer Vergangenheit und ihren Fehlern. So braucht sie bei ihren Events keine austauschbaren Barbies und Kens auf der Bühne. Kommen wir zu Jan Delay und Disko No. 1 zurück. Wie sagt er so schön: »Also alle, die feiern wollen sagen (Hey) / Und alle, die rocken wollen, die sagen (Hoo) / Ihr seid auf jeden Fall richtig bei Jan De(lay).«

VON STEPHAN SCHÄFER-MEHD