Wolfgang Altenstrasser in Aktion

Das kleine Agentur-ABC von Wolfgang Altenstrasser

CHO Agenturen lieben Abkürzungen. Und sie lieben besonders den CHO, den Chief Happiness Officer. Da Agenturen oft wenige Angestellte aufweisen, ist der CHO in der Regel kein Mitarbeiter, sondern ein Hund. Seine Erfolgsquote bei der Motivation ist genauso hoch wie bei einem Menschen, dafür aber deutlich preiswerter. Da alle Mitarbeiter den tierischen CHO verwöhnen wollen, müssen Besitzer oft zu drastischen Maßnahmen greifen. Bei uns lief ein sehr süßer Golden Retriever durch die Agentur mit einem Schild um den Hals, auf dem »Bitte nicht füttern« stand. Ich glaube, er hat die Welt nicht mehr verstanden, warum so nett streichelnde Wesen keine Leckerlis mehr horten.

DEADLINE Ein Element der Arbeitswelt, das für ordentlich Stress bei allen Beteiligten sorgt. Dabei ist es interessant festzustellen, dass Deadlines grundsätzlich zu eng gesetzt sind. Natürlich ist es vollkommen egal, wann eine Deadline definiert wird, denn es wird immer eng und die Intensität der Arbeit nimmt kurz vor dem Termin rasant zu.

HOMEOFFICE Homeoffice oder auch Mobile Office ist besonders seit der Pandemie eine weitverbreitete und akzeptierte Arbeitsform geworden. Zwar galt das schon vorher für kreatives Arbeiten, hat aber seitdem alle Bereiche der Agenturwelt erreicht. Gründe dafür und dagegen gibt es reichlich. Außer Frage steht, dass damit die Work-Life-Blend, also die Vermischung von Arbeit und privatem Leben, verstärkt wird. Die lustigen Erlebnisse bei einem größeren Meeting mittels der Software Teams werden wir wohl bald vermissen.

METAVERSE Begegnung im virtuellen Raum. Kein Wunder, dass dieses neue Phänomen besonders für Eventagenturen einen besonderen Reiz darstellt. Hier locken ungeahnte Möglichkeiten. Sicher hat auch die Pandemie zur Attraktivität beigetragen. Da war doch vor 20 Jahren schon mal was mit Avataren im virtuellen Raum? Man nannte es Second Life.

PITCH Hierbei handelt es sich um das ultimative Lust-Frust-Barometer aller Agenturen. Der Pitch wird geliebt und gefürchtet zugleich. Geliebt, weil er die Chance eröffnet, ein Projekt zu gewinnen. Gefürchtet, weil er die Motivation der Mitarbeiter nachhaltig zerstören kann. In der Regel treten drei Agenturen gegeneinander an. Das bedeutet, dass nach statistischem Mittel nur jedes dritte Mal Freude aufkommt. Aber wie heißt es so schön: No risk, no fun.

PRÄMIENSYSTEM Wünscht man sich längere und intensive Diskussionen mit Mitarbeitern, dann ist es zu empfehlen, ein Prämiensystem einzuführen, mit dem individuelle Leistungen belohnt werden sollen. Mir ist in der Praxis noch kein System untergekommen, das in allen Punkten gerecht ist. Das fängt schon bei der Definition von überdurchschnittlicher Leistung an. Was ist selbstverständlich? Was kann ich in einer gewissen Position erwarten? Wo fängt das belohnenswerte Ergebnis an? Vielleicht haben Sie ja eine gute Idee, liebe Lesende. Tausende Agenturen wären sicher dankbar.

SUBOPTIMAL Wie bespricht man als motivierender Chef die schlechte Leistung eines Mitarbeiters? Für dieses Urteil hat sich oft die Formulierung »suboptimal« eingebürgert. Dabei weiß man, dass das Optimum ja bereits unter dem Maximum liegt. Dann ist »suboptimal« also eher unterirdisch. Ein wirklich motivierender Chef sagt höchstens: »Ein in Ansätzen gutes Ergebnis, lass uns gemeinsam nachdenken, wie wir es weiter optimieren können.« Aber Chefs und Lob ist ein ganz eigenes Kapitel.

TO-DO-LISTE Haben Sie schon einmal versucht, eine To-do-Liste abzuarbeiten? Ein absolut müßiges Unterfangen. Meistens ist sie am Abend länger als zu Beginn des Tages. Da hilft nur eins – immer wieder neu priorisieren. Erstaunt werden Sie feststellen, dass selbst Prio-1-Aufgaben sich mit der Zeit relativieren. Und klingt es nicht wunderbar beschäftigt, wenn man sagt: »Diese Aufgabe setze ich auf meiner Prioliste ganz nach oben.«

WERTSCHÄTZUNG Das ist die wichtigste Währung für die Motivation der Mitarbeiter einer Agentur. Ich erinnere mich in grauer Vorzeit an einen Praktikanten, der mit Druckluft Diarähmchen säubern musste. Seine Kollegen haben ihm Visitenkarten gedruckt mit dem schönen Titel »Slide Cleaning Director«. Aber im Ernst: Die Anerkennung der eigenen Leistung durch Vorgesetzte bedeutet mehr Motivation als Geld.

Wolfgang Altenstrasser ist ein rekordbrechender Agenturprofi. 35,5 Jahre arbeitet er ausschließlich bei Vok Dams. Im Rheinland machte er zuvor das Abitur und studierte anschließend in Düsseldorf Deutsch und Philosophie fürs Lehramt Gymnasium. Nach dem Referendariat ergab sich allerdings keine Chance für einen pädagogischen Berufsstart. So begann er seinen Berufsweg bei der Agentur für Events und Live-Marketing in Wuppertal. In den folgenden Jahren hatte er dort verschiedene Aufgabenbereiche und Positionen bis hin zum Geschäftsführer inne. In seinem Unruhestand ist er der Branche als Referent treu geblieben.