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Personal Project-Graduation Show in Tilburg

Im April 2019 präsentierten sich die Absolventen der staatlichen Hochschule FONTYS in Tilburg/Niederlande an zwei Tagen mit 14 Nummern mit ihren Personal Project dem Publikum und einer Jury. Sie zeigten nach einem vierjährigen Studium an der Circusschule ACaPA ( Academy of Circus and Performance Art) ihre selbst kreierten Nummern. Viele ausgefallene und innovative Ideen sowie auch klassische Elemente fanden sich in ihren Acts, die von einer Jury, die auch als Prüfer agierte, bewertet wurden.

Josef Stiller aus Deutschland jongliert mit Bambusröhren.

Josef Stiller aus Deutschland jongliert mit Bambusröhren.

Die Show begann mit sehr originellen Jonglierspielereien mit drei Bambusröhren. Josef Stiller aus Deutschland spielte und agierte mit den Röhren, ließ sie kreisen und eine der Bambusröhren sogar schweben. Letztendlich baute er sie zu einem langen Pole zusammen, den er dann an und mit seinem Körper balancierte.

Die 25 jährige Signild Elisabeth aus Dänemark setzte ihre Mundharmonika als Partner ein, indem sie während ihrer ganzen, recht poetischen Aufführung am statischen Trapez jede Bewegung und jeden Trick mit der Mundharmonika musikalisch und dramaturgisch untermalte und hervorhob.

Stella Garbe Hudeo aus Deutschland, die schon 2108 beim European Youth Circus in Wiesbaden auftrat, überraschte mit einer neuen Handstandnummer. Sie spielte in dieser Nummer ihre eigene Persönlichkeit und ebenso spielt sie mit dem Requisit, auf dem sie sehr saubere, technisch gute Handstandtricks in einer unterhaltsamen Nummer zeigte.

Introvertiert berührte der junge Schweizer Noah Schildknecht zu Beginn seiner Nummer die Bälle auf dem Boden, jagte einem Ball hinterher und begann dann eine kurzweilige Jonglage. Eine mehr theatralische Performance als eine Jonglage, weil er fast nur mit einem Ball während der kompletten Nummer arbeitete. Die Nummer lebte eigentlich mehr von der Idee mit dem implementierten Chip zur Tonerzeugung.

Crispin Bade aus Deutschland und Ali Clarke aus Irland, ein Duo aus dem KNOT-Kollektiv, einer jungen Circus Company, zeigten eine Vertikalseilnummer, die sie “ One reality to exist“ nannten. Ihre Körper schwebten dynamisch über die Bühne und am Boden sowie in der Luft agierten die beiden mit sehr originellen, unkonventionellen Ideen und harmonischen Tricks am und um das Seil.

Die Engländerin Helena Berry aus Bristol verband mit dem Titel ihrer Nummer “Undercover“ Balljonglage mit Ballmanipulationen, indem sie ihre bunten Bälle unter ihrem zu großen T-Shirt verschwinden und diese dann in einer sehr witzigen Art und Weise wieder irgendwo an ihrem Körper auftauchen ließ. Sie verkörperte einen sehr originellen Typ mit einer sehr originellen Idee.

Melinda Meijs und Carlota van den Logt an Vertikalseil und E-Gitarre.

Melinda Meijs und Carlota van den Logt an Vertikalseil und E-Gitarre.

Ganz in weiß gekleidet begann die Französin Malou Latrompette ihre Darbietung am Schwungtrapez an einem daran hängenden Schwungseil, bis sie dann zu esoterischer Musik sehr saubere Sprünge mit Longe am Trapez mit sogar einer zweifachen Pirouette absolvierte. Eine sehr ruhige und anspruchsvolle Trapezarbeit.

Julian Vogel aus der Schweiz begann seine Diabolo-Nummer liegend ohne Musik, die dann später trotz eines Beats viele Längen und fast immer die gleichen statischen Bewegungen ohne große Höhepunkte hatte.

Ganz anders dagegen bewegte sich Melinda Meijs zu den Klängen der live gespielten E-Gitarre von Carlota van den Logt mit genau abgestimmten Abfallern und Moves auf und ab am Vertikalseil. Dabei band sie öfters ihren Haarzopf in die Nummer mit ein, wenn sie am Boden war, indem sie damit das Seil umschlang und es bewegte oder routieren ließ. Eine coole und außergewöhnliche Performance der beiden Niederländerinnen.

Mit Sonnenbrille und als Johnny Depp – Verschnitt versuchte der Brite Ollii Park in seiner Nummer namens“ Cigarettes and Palm Trees“ Comedy schräge Performance und seriöse Arbeit am statischen Trapez zu verbinden. Zeitweise hing sein Körper bewegungslos an der Trapezstange und es passierte nichts. Die Nummer wurde somit zu langatmig und auch stellenweise nicht mehr ästhetisch, obwohl er mit einer zweifachen Pirouette artistisches Potenzial zeigte.

Zu orientalischem Sprechgesang präsentierte Hanne Coeckelberghs aus Belgien sehr interessante, ausgefallene Abfaller und schöne Bilder am doppelten Tuch. Eine perfekte inszenierte fertige Nummer mit dem Titel Aquila- Adler.

„Ladies and Gentlemen – this is the night “so kommentierte Cal Courtney aus Großbritannien sehr witzig als sprechender Jongleur seine Tricks und auch seine Drops und wies auf die Nacht der Nächte hin, in der seine “Topnummer“ präsentierte. Immerhin jonglierte er mit fünf Keulen und sieben Bällen.

Bella Hannah mit Rotwein und Zigarette am Luftring.

Bella Hannah mit Rotwein und Zigarette am Luftring.

„Cabernet Sauvignon“ nannte Bella Hannah ihre Luftring-Nummer ,die sie mit einem Glas Rotwein und einer Zigarette zu Jazzmusik begann. Ihre Tricks an dem in blau beleuchtenden Ring waren fließend und sehr dezent vorgeführt.

Der junge Niederländer Sander Boschma, der ebenfalls in 2018 beim European Youth Circus schon Festivalerfahrung hatte, zeigte mit „Outside in“ seine neue Strapaten-Arbeit, die technisch ausgezeichnet ist, jedoch fehlt ihm noch etwas der Kontakt zum Publikum.

Abschließend kann man sagen, dass die Circusschule in Tilburg eine gelungene Show mit einigem Potenzial für die zukünftige Artistenwelt, natürlich in ihrem besonderen Stil, auf den Weg bringt. Die Praxis und Live-Erfahrung der jungen Absolventen wird ihren Nummern sicherlich noch viele kreative und technische Veränderungen geben. Toi, toi, toi