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Bunte Vielfalt – Robert Sterzik über die Fülle des Straßentheaters

Egal, welche Spielart des Straßentheaters wir uns ansehen, es ist meistens auf ein breites und generationsübergreifendes Publikum ausgelegt und erreicht dadurch auch immer Zuschauende, die sich nicht für »Kultur« interessieren.

Durch die Corona-Pandemie hat das Straßentheater zudem eine überraschende Wendung bekommen. So haben Compagnien, die eigentlich immer nur sogenannte Bühnenshows für Theater oder Hallen produzierten, angefangen, nun auch Straßentheatershows oder Straßenparaden zu produzieren. Das galt auch für klassische Theater und Orchester.

Speziell in Deutschland wurden durch die Fördertöpfe des Fonds Darstellende Künste und »Neustart Kultur« sowie durch die Initiative einzelner Künstler:innen oder Künstler:innen-Gruppen neue Produktionen ermöglicht, die sonst unter Umständen gar nicht produziert worden wären.

Straßentheater ist ein sehr lebendiges und vielfältiges Genre, das sich seit Jahrzehnten behauptet, immer wieder wandelt und dadurch immer wieder überraschend ist.

Straßentheater ist ein sehr lebendiges und vielfältiges Genre, das sich seit Jahrzehnten behauptet, immer wieder wandelt und dadurch immer wieder überraschend ist.

Vergleichbare Förderungen gab es vor der Pandemie in Deutschland nur in sehr geringem Maße. Dabei ist in vielen anderen europäischen Ländern die Förderung von Kultur außerhalb der etablierten Spielstätten wie Theater und Oper gang und gäbe. Allen voran natürlich in Frankreich, dessen Regierung schon seit Jahren das Straßentheater als Genre fördert und das als Land wohl auch deshalb die größte Dichte an sehenswerten Straßentheaterfestivals aufweisen kann.

Durch die oben genannten Förderungen in Deutschland und die vielen Initiativen von Künstler:innen und Gruppen, aber auch Veranstaltende ist es möglich gewesen, außergewöhnliche kleine bis größere Straßentheater-Projekte zu produzieren. Diese erlebten einen ungeahnten Zuspruch von Zuschauende, die sich normalerweise für dieses Genre nicht interessierten.

Dabei reicht die Facette von klassischen 20- bis 60-Minuten-Shows aus den Genres Straßentheater, Stelzentheater, Tanztheater und Zirkusshows. Hinzu kommen Theater, Installationen, Paraden oder Spaziergänge und hybride Formate.

Einige Beispiele sind die Produktion »Ne Runde um den Block« in Schwerte und in der Folge in anderen Städten. Der »Just for fun – Express« in Darmstadt – Straßentheater mit einem Lastenfahrrad. »Theater vor der Haustür – Plan H« in München. Und viele, viele andere. Einige Beispiele sind zu sehen auf der Seite des Fonds Daku: www. fonds-daku.de/foerderung/foerder-ergebnisse/takeaction-theater-im- oeffentlichen-raum-zeitgenoessischer-zirkus-nov-2020.

Es zeigt sich, dass sich die Formate, die Möglichkeiten und die Akzeptanz des Straßentheaters so noch einmal erweitert und mit anderen Kunstformen vermischt haben.

Ich bin der Überzeugung, dass in Zukunft noch mehr interessante Produktionen entstehen werden und hoffe sehr, dass die Förderung dieses Genres neben den klassischen subventionierten Theater- und Opernhäusern weiterhin stattfinden wird. Diese Vielfalt macht unsere Straßen und Innenstädte bunter und lebenswerter.

Robert Sterzik betreibt seit über 30 Jahren die Agentur Rudi Renner. Das Hauptaugenmerk von Rudi Renner liegt auf Shows und Künstler:innen aus den Bereichen Cirque Nouveau, Urban Art und Contemporary Art.