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Brauchtümer in der Krise pflegen – Best Cases aus dem Kölner Karneval

Karneval in Köln. Menschenmassen in den Altstadtgassen, dichtes Gedränge in den Kneipen mit Schunkeln, Bützen und mehr. So kennt man es seit vielen Jahren und für viele ist der Karneval mehr als eine Veranstaltung im Winter. Es ist ein fester Bestandteil ihres Lebens, ihrer Mentalität. Doch wie pflegt man solch ein weltweit bekanntes Brauchtum in Zeiten, in denen Kontakte vermieden werden müssen und enger Kontakt in Menschenmassen undenkbar ist. Ich habe mir als Karnevalsliebhaber einige angeschaut!

Digitaler Funkenbiwak der roten Funken

Am Karnevalssamstag treffen sich traditionell alle Kölner Traditionscorps zum jährlichen Funkenbiwak auf dem Neumarkt in Köln. Dieses Jahr musste dieser pandemiebedingt abgesagt bzw. in die digitale Welt verschoben werden. So luden die roten Funken ins Streaming-Studio ein und begrüßten dort Band-Leader, um mit ihnen über die ausgefallene Session zu sprechen und ganz persönliche Einblicke zu geben. Die Traditionscorps der Stadt sendeten Videogrüße ins Studio. Auch der Tanz des diesjährigen Tanzpaares sowie das Stippeföttche fiel somit auch in diesem Jahr nicht aus. Zu sehen war der digitale Funkenbiwak kostenfrei auf der Plattform Jeckstream. Tolle Tradition!

Online-Karnevalssitzung selbst zusammenstellen

Die Plattform Jeckstream ermöglichte den Narren und Närrinnen auch dieses Jahr die Teilnahme oder die Ausrichtung einer Sitzung. So konnte man sich seine eigene, ganz persönliche Sitzung zusammenstellen. Wie viele Künstler? Wer moderiert? Welche Bands? Alle Entscheidungen konnte man selbst treffen und im Anschluss seine Sitzung in den eigenen vier Wänden genießen. Auch für Karnevalsvereine gab es die Möglichkeit, so eigene Sitzungen zu kreieren und auszurichten. Die Erlöse wurden fair unter den Künstlern aufgeteilt. Tolles Konzept!

Spendenmarathon für die Kulturschaffenden im Karneval

Alljährlich wird der Straßenkarneval feierlich an Weiberfastnacht eröffnet und die tollen Tage beginnen. Aufgrund der Absage der Feierlichkeiten vor Ort initiierte man kurzfristig eine Show, die zugleich Spendenmarathon für die Kulturschaffenden im Karneval wurde. Nicht für die Künstler und Bands, sondern für die Leute hinter der Bühne. Alle Größen des Kölner Karnevals waren beim Stream aus der Kölner LanxessArena dabei und brachten so den Straßenkarneval in Wohnzimmer, Home-Office und Büro. Ein toller Nachmittag, bei dem eine Spendensumme von knapp 1.000.000 € zusammenkam. Backstage-Kulturschaffende können sich nun um eine Förderung von max. 2.000€ bewerben. Tolle Aktion!

Aus Karneval wird CARneval

Auch Live-Events konnten stattfinden. Verantwortlich für je 300 Autos in Köln und 400 in Bonn pro Veranstaltung war die Initiative BonnLive, ein Zusammenschluss der Eventagenturen fünfdrei und RheinEvents aus Bonn. „Über 25.000 glückliche Besucher in 10.000 PKW, 621 Starthilfen und ca. 20 Künstler bei mehr als 40 Veranstaltungen,“ fasst Julian Reiniger (Geschäftsführer der fünfdrei Eventagentur) die drei Wochen mit Karnevalskonzerten zusammen. Neben musikalischen Highlights auf der Bühne gab es auch beste Verpflegung mit Burgern, Bier und Cocktails vor und großem Feuerwerk über der Bühne. Tolles Live-Event!

Mit den Wagen auf die Straße

Nach dem Feiern geht es ab auf die Straße – die Karnevalsumzüge warten! Den Absagen der großen Karnevalsumzüge zum Trotz war auf den Straßen im Rheinland doch einiges los. Die Altstädter, ein Traditionscorps der Stadt Köln, wollte nicht ganz auf den Rosenmontagszug verzichten und schickte so mehrere Werbefahrzeuge im Autocorso auf die Straße. Abgebildet waren neben dem klassischen „D‘r Zoch kütt!“ und „Kölle Alaaf“ auch das Kölner Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau. In Düsseldorf ging man sogar einen Schritt weiter und schickte insgesamt acht Karnevalswagen auf eine geheime Route durch die Stadt. Toller Anblick!

Rosenmontagszug als Puppentheater

Auch der Rosenmontagszug in Köln rollte. Allerdings nicht auf den Straßen Kölns, sondern auf der Straße in der Wagenhalle des Festkomitees Kölner Karneval. Hier wurde in Zusammenarbeit mit dem Hänneschen Theater eine Kulisse im Puppentheater-Stil geschaffen und die Karnevalswagen im Miniaturformat nachgebaut. So rollte der Rosenmontagszug mit Corps, Reitern, Jecken und Wagen durch die Kölner Altstadt im Puppentheater. Toller Zug!

Der Karneval hat die Schwierigkeit dieser zum Ausfall verdammten Saison hervorragend gemeistert sowie Kreativität und Zusammenhalt bewiesen. Statt Trübsal zu blasen, haben die Karnevalisten sich selbst geholfen und waren bemüht, den Menschen das gegeben, was den Karneval ausmacht: Zusammenhalt, Hoffnung und Zuversicht. Auf seine ganz eigenen, ganz verschiedenen, aber wirklich tollen Wegen.