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Ansteckender Optimismus in der Krise

20 Jahre ist Steffen Fellinghauer Caterer mit Leib und Seele. Das hätte er sich zu Beginn seiner Zeit in der Branche nicht vorstellen können. Auf die Frage einer Freundin, ob er sich vorstellen könnte, ihr Cateringunternehmen zu übernehmen, hat er zunächst mit einem entschlossenen „Nein!“ geantwortet. Nach Ausbildung zum und Anstellung als Koch, einigen Jahren der Führung eines Weinrestaurants im rheinhessischen Nackenheim, war er als freiberuflicher Berater im Rhein-Main-Gebiet tätig.. „Heute hier, morgen da und meine Erfahrung einbringen, das kann ich gut“, erzählt Steffen.

Dann kam im Jahr 2000 das Angebot aus Berlin. Nach einem halben Jahr als Vertretung der Geschäftsführung bei Al Dente Catering und weiteren halben Jahr, das er gemeinsam mit der Vorbesitzerin des Unternehmens als Doppelspitze bestritt, erkannte er mehr und mehr die Möglichkeiten, die sich mit der Übernahme des Cateringunternehmens für ihn bieten würden. „Die Ideen, die ich anderen während meiner Zeit als Berater mitgegeben habe, wieder im eigenen Unternehmen umsetzen zu können, hat mich gereizt und tut es immer noch. Und seit rund 20 Jahren habe ich diesen Schritt nicht bereut.“

Anträge, Kurzarbeit, Kostenreduktion – ein neuer Alltag

Bevor Corona die Branche lahmlegte, hatte Steffen elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für einige der Aushilfen ist zur Zeit einfach keine Arbeit da. Die Vollzeitkräfte sind in Kurzarbeit, zum Glück keiner zu 100 Prozent. „Ich versuche alle Mitarbeiter so viel wie möglich weiter zu beschäftigen. Aber das gelingt nur bedingt. Gerade im administrativen Bereich gibt es viele Aufgaben, die ich als Geschäftsführer selbst erledigen muss.“ Aktuell beschäftigt Steffen sich mit der Suche nach passendem Soforthilfepaket, deren Kriterien sein Cateringunternehmen erfüllt. „Das ist sehr zeitintensiv. Von der Antragsstellung ganz zu schweigen.“ Die bisherigen Soforthilfepakete waren mal zu groß und mal zu klein. Jetzt hofft Steffen, dass Al Dente beim Soforthilfepaket V für Berlin berücksichtigt werden kann.

Köstlichkeiten im Glas - Portionsweise angerichtet statt Buffet

Köstlichkeiten im Glas – Portionsweise angerichtet statt Buffet

„Wir haben in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und uns auch finanziell gut absichern können, so dass wir bisher noch keine Existenzängste haben mussten. Aber die Krise hält an. Für dieses Jahr rechnet Steffen nicht mehr damit, Veranstaltungen mit mehreren Hundert Leuten abwickeln zu können. „Nicht nur, weil es nicht erlaubt sein wird, sondern einfach auch , weil solche Events eine gewisse Planungszeit erfordern.“ Außerdem sieht er auch die Zurückhaltung der Kunden. „Viele werden auch in den nächsten Monaten Veranstaltungen meiden, nicht zuletzt auch, weil Spaß und Genussfaktor fehlen.“

Arbeiten Corona-konform – Neue Cateringformen und altbekannte Hygienevorschriften

Bisher musste Al Dente Catering nicht komplett schließen. „Kleinere Veranstaltungen, gerade in der Film- und Fotoproduktion, konnten weiterlaufen oder sind mittlerweile wieder gestartet. Und hier haben wir uns in all den Jahren zum Glück einen treuen Kundenstamm aufbauen können.“ Natürlich gibt es hier Einschränkungen und Anpassungen: „Portionsweise angerichtete Leckereien in Gläschen sind im Moment besonders gefragt. Schön präsentiert im Kühlschrank oder auf Eis.-jeder nimmt sich , was und wann er mag.“, erklärt Steffen, „Man muss jetzt neue Wege finden, wie Catering funktioniert. Aber gerade, was die Hygieneregeln betrifft, fühle ich mich einfach nur bestätigt. Das, was wir seit Jahren wie selbstverständlich machen, ist seit Corona nicht mehr übertrieben, sondern schlicht notwendig. Und vielleicht fällt es mir als Caterer auch leichter mich auf immer neue Vorschriften und Regelungen einzustellen. Das ist mein tägliches Geschäft – feste Strukturen gibt es im Catering nicht wirklich. Wir stellen uns bei jedem Auftrag auf neue Gegebenheiten ein und finden die beste Lösung“

Zeit für Horizonterweiterungen

Zeit für kreative Ideen - Al Dente bietet BBQ-Boxen für zu Hause an

Zeit für kreative Ideen – Al Dente bietet BBQ-Boxen für zu Hause an

Trotz Ausfüllen von Anträgen, Kurzarbeit und Storno-Management strahlt Steffen eine positive Energie aus, die ansteckt. „In den ganzen Wochen ist bei mir noch keine Minute Langeweile aufgekommen. Klar, der zusätzliche Bürokram nervt. Aber wir haben die Zeit nutzen können, um endlich eine der vielen Ideen, die seit Jahren in der Schublade liegen, hervorholen zu können.“ Das Al Dente-Team hat BBQ-Boxen zusammengestellt, mit denen jeder zu Hause einen besonderen Grillabend feiern kann. Rezeptieren, Würzmischungen entwickeln, Vakuum-Verpackungen testen, Etiketten gestalten, einen Webshop aufbauen … „Viel Neuland, aber es macht Spaß, sich da reinzufuchsen. Im Moment testen wir Verpackungen, mit denen wir die Boxen auch gekühlt versenden können, ohne Styropor-Müllberge zu produzieren.“ Außerdem genießt Steffen es, mehr Zeit fürs Miteinander im Team zu haben. Plaudereien kommen beim normalen Zeitdruck oft zu kurz, jetzt bleibt dafür mal Zeit.

Mehr Austausch und Miteinander

„Außerdem bin ich froh über den Austausch in der Branche. Man spricht mit anderen Verleihern, Lieferanten, Vermietern, alle haben die gleichen Schwierigkeiten, aber jeder ist bereit zu unterstützen, wenn er kann. Früher traf man sich nur zur Abwicklung von Events, jetzt sucht man gemeinsam neue Wege.“ Das ist eine der Entwicklungen, von denen sich Steffen wünscht, dass sie auch über die Krisenzeit hinaus Bestand haben. „Jeder übernimmt ein Stück weit Verantwortung, um weitermachen zu können, alte Strukturen werden aufgebrochen. Schade, dass dafür erst so eine Situation aufkommen musste.“

Ein Bild aus anderen Zeiten - Großveranstaltungen sind derzeit nicht möglich

Ein Bild aus anderen Zeiten – Großveranstaltungen sind derzeit nicht möglich

Zuversicht, Hoffnung, Optimismus – etwas anders hilft nicht

„Ich halte den Optimismus hoch!“ betont Steffen „Sowohl bei Al Dente als auch privat. Mein Partner arbeitet in der Kulturbranche. Wir haben also in Sachen Corona beide einen Volltreffer gelandet“ Dank des Rückhalts im Privatleben und dem Miteinander im Beruf schafft er es sich immer wieder, sich vor Augen zu führen, dass es ihm und seinem Unternehmen nach wie vor vergleichsweise gut geht. Trotz Vorleistungen, Unsicherheiten und Einschränkungen geht es weiter. „Sport, Restaurantbesuche, Treffen mit Freunden und der Familie, all das fällt weg und fehlt sehr. Aber ich habe mehr zu Hause gekocht denn je – ob das jetzt gut oder schlecht war, sei dahingestellt“ lacht er. „Was mir wirklich fehlt, ist das gute Gefühl nach einem gelungenen Event müde und glücklich heim zu gehen.“

Steffen verabschiedet sich mit der Überlegung, was wir wohl in einem oder zwei Jahren zu besprechen haben werden. Eine Frage, die im Moment viele beschäftigt und der man mit einer ordentlichen Portion Optimismus begegnen sollte…, Was mir zumindest bei Al Dente Catering nun wirklich leichtfällt.