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Agentur Mania – Partnerinnen für die direkte Kommunikation

Es ist sechzig Jahre her, dass der junge Wuppertaler Fotograf Volkwart Dams entdeckte, dass man mit Bildern Kommunikation betreiben kann. Aus dem Fotografenatelier Vok Dams sollte Deutschlands älteste noch bestehende Eventagentur werden. Oder wie der nun als Vok abgekürzte Volkwart sagte: »KommunikationDirekt«.

Vok Dams gelang die Ausdehnung in neue Kommunikationsmärkte wie China oder Dubai

Vok Dams gelang die Ausdehnung in neue Kommunikationsmärkte wie China oder Dubai

Das bergische Land wurde mit seiner Nähe zu den Kongress- und Messestädten der Rhein- und Ruhrschiene zum Hotspot einer Entwicklung, die in den Siebzigern und Achtzigern von der Pharmaindustrie befeuert wurde, welche anfing, ihre Informationsveranstaltungen visuell und unterhaltend durchzuführen. Neben Vok Dams gab es Panroyal, House of Events oder G&D in Wuppertal oder die kogag in Solingen. Die kogag war der ewige Konkurrent von Vok Dams, der aber wie die anderen im Laufe der Jahrzehnte die Segel streichen musste. Indessen gelang Vok die Übergabe an die nächste Generation, also an Sohn Colja, und die Ausdehnung in neue Kommunikationsmärkte wie China oder Dubai. Als er im Mai 2023 überraschend verstarb, hinterließ er ein geordnetes Erbe. Etliche andere Branchengrößen überlebten den Umbruch ins 21. Jahrhundert wirtschaftlich nicht, trotz aller optimistischen Prognosen und der Hochzeit der Automobilindustrie in den Neunzigern, dem Milleniumstaumel und der Expo 2000. 9/11, die Finanzkrise und diverse Steuergesetzesänderungen und engere Korsetts durch ebenso diverse Codes of Conduct und natürlich die Digitalisierung machten der Branche zu schaffen. Andere kleinere, wendigere Agenturen überlebten dagegen den evolutionären Druck oder entstanden aus den Trümmern der Disruption. Oder sind wie die ZAV ein lebendiger Dino in einer Nische am Rande des Eventmarktes.

DER ROTE FADEN

Norwin Kandera und Petra Lammers machten sich selbständig und gründeten onliveline für die Kommunikation in Unternehmen

Norwin Kandera und Petra Lammers machten sich selbständig und gründeten onliveline für die Kommunikation in Unternehmen

Petra Lammers hat als Kind schon gerne Geschichten erzählt und spielerisch verschiedene Fäden verknüpft. In Schleswig-Holstein, wo sie aufwuchs, waren Theater weit weg. Doch sie verliebte sich in einen Dramaturgen und begann, sich für den Bühnenbetrieb zu interessieren. Sie studierte Dramaturgie in den USA und in St. Petersburg. Ihr Auslandssemester verbrachte sie in Berlin als Assistentin an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Am place to be! Und gleich in der gigantischen Produktion »Der Idiot« nach Dostojewski, bei der Frank Castorf im Vollbesitz der besten künstlerischen Kräfte war, die das deutschsprachige Theater Anfang des Jahrtausends zu bieten hatte. Hier war sie bald für den extensiven Gebrauch von Video und Musik zuständig. In Düsseldorf vor dem Schauspielhaus errichtete sie nachfolgend ein Containerdorf, in dem 36 Schauspieler:innen parallel agierten und deren dramaturgische Fäden sie in der Hand halten musste. Hier wurde Norwin Kandera, damals Mitglied der Geschäftsleitung bei Panroyal, auf Lammers aufmerksam und holte sie an Bord. Rechtzeitig vor den großen Umwälzungen der Eventbranche machten sich die beiden selbstständig und gründeten onliveline.

Schnell ging es ab, gelang es Lammers doch mit dem Ökonomen-Partner Kandera, ihre Theaterspiellust und Lust am Storytelling für Unternehmen und die Unternehmenskommunikation passend zu schneidern. Mit allen Verspielt- und Verrücktheiten. Was genau jetzt im Kontext von Unternehmen gebraucht wird. So coacht sie Storytelling als Strategietool. Mit dem onliveline- spezifischen roten Faden gelingt es ihr dabei immer wieder, die modernsten Veranstaltungs- und Kommunikationstechniken einzuweben. Selbstredend und zu Recht ist Lammers in den Kreis des Art Directors Club aufgenommen worden und durfte auch schon so ziemlich jeden – auch internationalen – begehrenswerten Branchenpreis in der Hand halten.

GROSSES KINO

Heike-Melba Fendels Agentur vertritt bekannte Schauspieler:innen, Moderator:innen und Autor:innen wie Maria Furtwängler und Matthias Brandt

Heike-Melba Fendels Agentur vertritt bekannte Schauspieler:innen, Moderator:innen und Autor:innen wie Maria Furtwängler und Matthias Brandt

Heike-Melba Fendel hatte ein vitales junges Leben hinter sich, als sie in ihrer Geburtsstadt Köln 1991 mit drei anderen, inzwischen abhanden gekommenen, Frauen die Agentur Barbarella Entertainment gründete. Es war ein Projekt nach anderen. Die Welt hat sie zuvor in New York experimentell gekostet, inklusive der obligatorischen Schauspielkurse bei Lee Strasberg und Super-8-Filmen mit sich selbst. Barbarella Entertainment war dann ein weiteres Experiment, das gelang. Seit drei Jahrzehnten ist die Veranstaltungs- PR- und Künstleragentur etabliert. An der Seite von Heike-Melba Fendel hat sich derweil Lis Miebach als zweite Geschäftsführerin eingefunden, das gibt der Gründerin die Zeit, zu schreiben. Sie veröffentlicht nämlich regelmäßig äußerst intelligente Kolumnen und zu ebensolchen Romanen langt es auch. 2009 erschien der Roman »Nur die« bei Hoffmann und Campe, 2017 ein zweiter Berlinale-Roman namens »Zehn Tage im Februar«. Immer wieder gibt es Texte über Kino, Frauen und das Leben in Büchern und Zeitungen wie der taz oder dem Tagesspiegel. Außerdem ist sie Co-Redakteurin wie auch Autorin für die Kolumne »10 nach8« auf Zeit online.

Die Agentur vertritt währenddessen namhafte Schauspieler:innen, Moderator:innen und Autor:innen wie Maria Furtwängler, Matthias Brandt, Katty Sahlié oder Raul Krauthausen. Und es bleibt noch Zeit für Events. Barbarella ist seit 2006 für die Konzeption und Organisation des Theaterpreises »Der Faust« verantwortlich. Der hessische Filmpreis gehörte ebenso 18 lange Jahre zum Portfolio der Preisverleihungen, die Barbarella inszenierte. Für die Eröffnung der Akademie der Künste in Berlin hatten sich die Barbarellas einen Schillermarathon ausgedacht. Und für VW zehn Jahre lang eine prominent besetzte Lesereihe in Wolfsburg. Dass eine Agentur, die sich nach dem Film Barbarella benannt hat, auch immer was mit Film zu tun hat, ist eigentlich logisch. Seit 2022 macht die Agentur ein Kiez-Open-Air-Kino auf dem Mehringplatz in Kreuzberg. Ohne großes Kino ist Heike-Melba Fendel eben nicht denkbar.

DACAPO

Christian Eggerts größtes Projekt ist »Urbanatix«, die Show aus Artistik und Street-Art

Christian Eggerts größtes Projekt ist »Urbanatix«, die Show aus Artistik und Street-Art

Christian Eggert schafft Sensationen. Auch für die, deren Leben nicht so sehr damit angereichert ist. Die soziale Ader hatte er schon immer. Schon beim Zivildienst machte er Kultur für alle. Als ehemaliger Sportler entwickelte er dabei ein Faible für Artistik. Seine Agentur Dacapo in Bochum ist eine führende Adresse, wenn es darum geht, Artistik und Urban Arts für Corporate Events nutzbar zu machen. Er ist ein angesehener, internationaler Experte. Der Einstieg in die Eventbranche fing mit Events für Touristikunternehmen an. Das war vor mehr als 25 Jahren im Goldgräberzeitalter. Inzwischen werden Menschen gegenüber medialen Inhalten häufig auf der Bühne zurückgedrängt. Zu Unrecht. Beide lassen sich, wie Eggerts Shows zeigen, auch spannend kombinieren. Akkubetriebene LED-Cubes und geflogene LED-Panels kreuzen da schon mal Bühnenwege von Trickern und Parkourern oder Artisten am Trapez oder Pole.

Sein Sohn fuhr auf dem BMX-Rad in den Shows mit. Die Tochter ist dagegen Lehrerin geworden. Sein größtes Kind ist aber »Urbanatix«, die Show aus Artistik und Street-Art, die er uns 2009 das erste Mal in Grundzügen vorstellte und die in der riesigen Jahrhunderthalle dann das Laufen lernte und längst ein erwachsenes, eigenständiges Format ist. Das Motto »Each one teach one« wird hier großgeschrieben. Man spürt den Ursprung der ungeheuren Energie, mit der hier performt wird – vor und vor allem auch hinter der Bühne. Denn die Zusammenarbeit bei »Urbanatix« ist ein Fest für alle, die dabei sind. Alle lernen voneinander und stacheln sich gegenseitig an. Eggert hat mit anderen für diese Projekte einen gemeinnützigen Verein gegründet. Den »Openspace – Streetart und moderne Bewegungskunst e. V.« Dieser Verein ist anerkannter Träger der Jugendhilfe in Bochum, wie es korrekt im Amtsdeutsch heißt. Christian Eggert ist nicht nur ein Visionär und großartiger Regisseur, er ist ein großer Kümmerer. Für seine Artist:innen und das Publikum. Sein Traum ist eine moderne Schule für Artistik im Ruhrgebiet. Dass seine sensationellen Shows in Unternehmenszusammenhänge passen, hat er auch schon beim Festival für den neuen Zirkus in Wolfsburg zeigen können. Dreimal mit unterschiedlichen »Urbanatix«-Produktionen und zweimal mit Eigenproduktionen der Autostadt: »ElectriCity« und »Clouds«. Seine Event-Agentur Dacapo in Bochum ist eine wichtige Adresse in Europa für lebendige, zeitgemäße Show-Inszenierungen.

NIEMALS AUFGEBEN

Die ZAV-Künstlervermittlung ist seit Jahrzehnten die Agentur für professionelle darstellende Künste, Show, Musik, Models und Werbetypen sowie Filmschaffende unter dem Dach der Bundesagentur für Arbeit. Sie ist für eine Vielzahl von Berufen rund um Bühne und Filmset zuständig. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und davor, und natürlich auch vor und hinter der Kamera. Also auch für Dirigent:innen, Korrepetitor:innen, Dramaturg:innen, Bühnen- und Kostümbildende oder Regisseur:innen. 1960 wurde diese Agentur als Künstlerdienst des Arbeitsamtes gegründet. 1973 kam die Zentrale Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung (ZBF) hinzu, die 2007 mit dem Künstlerdienst als ZAV-Künstlervermittlung zusammengefasst wurde.

Andrea Wittwer ist bei der ZAV Künstlervermittlung in Berlin für den Bereich Unterhaltung und Show zuständig

Andrea Wittwer ist bei der ZAV Künstlervermittlung in Berlin für den Bereich Unterhaltung und Show zuständig

Wer nun Amtsschimmel erwartet, wird sich wundern, wie viel Herzblut in der ZAV-Künstlervermittlung steckt. Eine von 130 Vermittler:innen an sechs Standorten ist Andrea Wittwer, die in Berlin für den Bereich Unterhaltung und Show zuständig ist. Ihre Ausbildung absolvierte sie beim damaligen Arbeitsamt Berlin und startete 1983 nach dieser Ausbildung direkt in den Künstlerdienst in der Abteilung Show, Artistik, Entertainment. Da ist sie immer noch. Die engagierte West-Berliner Kleinkunstszene hat sie in den Achtzigerjahren mit aufgebaut. Andrea Wittwer hat wirklich alles gesehen. Deshalb sitzt sie auch in diversen Jurys. Auch beim »Sprungbrett«, einem Nachwuchspreis, den memo-media in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kulturbörse Freiburg an Absolvent:innen der Staatlichen Artistenschule in Berlin vergab. Andrea Wittwer ist natürlich stark vernetzt, denn sie fährt zu allen wichtigen Festivals. Sie hilft jungen Leuten von den Artistikschulen und führt viele Beratungsgespräche mit Newcomern und etablierten Künstler:innen.

Weitere Kolleg:innen aus der ZAV-Künstlervermittlung bieten sogenannte »Transition-Beratungen« an, ein spezielles Angebot für Künstlerinnen und Künstler, die beruflich umsatteln müssen. Dabei werden neue Perspektiven entwickelt. Wittwer sieht die ZAV-Künstlervermittlung nicht als Konkurrenz zu den klassischen Künstleragenturen, sondern als professionelle Partnerin. Das ist ihr wichtig – ebenso wie ihr Motto: »Niemals aufgeben!« Sie weiß durch ihre lange Tätigkeit, alle haben mal schwere Zeiten. Und es kommen immer wieder bessere!

Die Agenturlandschaft ist nicht statisch, sondern lebendig. Sie hat sich durch verschiedene Krisen ausdifferenziert. Agenturen wie Vok Dams haben Metamorphosen durchstanden und sind doch der große Rundum-Kommunikations-Anbieter geblieben. Onliveline ist eine junge Spezialistin für die Transformations-Dramaturgie und Petra Lammers und Nowrin Kandera verstehen sich auf das Geschichtenerzählen im 21. Jahrhundert, in dem das Lagerfeuer längst digital ist. Barbarella Entertainment lässt ihre Kund:innen am Glamour der Film- und Kulturwelt teilhaben. Dacapo dagegen hat das Tempo der Großstadt aufgenommen und setzt es in atemberaubende urbane Formen um. Die ZAV-Künstlervermittlung der Bundesagentur für Arbeit ist seit Jahrzehnten eine verlässliche Partnerin für alle darstellenden Künstler:innen von Artistik über Schauspiel bis hin zu Musik und Models.