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Zeit, dass sich was dreht! – Über Leidenschaft bei dem, was man tut

Nein, egal ob man in die Politik schaut oder in den Fußball des DFB, vergnügungssteuerpflichtig ist das gerade nicht. Der Großintellektuelle und Rhetorikprofessor Walter Jens hat vor 50 Jahren mal einen Zusammenhang zwischen der – den adenauerschen Muff aufbrechenden – Reformpolitik Willy Brandts und der Europameisterschaftsmannschaft von 1972 mit Ballkünstlern wie Beckenbauer und Netzer hergestellt.

Helmut Kohl

Helmut Kohl

Brehme angesagt: »Hast du Scheiße am Schuh, hast du Scheiße am Schuh.« Es mangelt nicht an Talent, aber an Leidenschaft. Zumindest glaube ich, diese als die große Fehlstelle ausgemacht zu haben. Nagelsmann spricht von Emotionen. Es fehlt die Bereitschaft, alles zu geben.

1990 war ein großes Jahr für Deutschland, das durch den Instinktpolitiker Helmut Kohl mit dem richtigen Timing und Leidenschaft für die Wiedervereinigung in ebendiese Wiedervereinigung geführt wurde. Helmut Schmidts Ära war durch Mentholzigarettengeschwängerte Wolken und auch durch große Leidenschaft geprägt.

»Ich erinnere mich noch gut an die wuchtigen Rededuelle der beiden Helmuts im Deutschen Bundestag. Neben ihrer Leidenschaft konzentrierten sich beide auch auf das Wesentliche.«

Heute ist die Haltung, dass man alles haben kann und alles haben muss. Das ist das, was uns die Werbung, auch die politische, seit Jahrzenten eingehämmert hat! Die übrig gebliebene Leidenschaft folgt dem Konsum. So post ein Nationalspieler bei der Fashion Week, anstatt sich voll in das nächste Spiel zu schmeißen.

Wer sind wir, was wollen wir und was brauchen wir – das sollten wir uns als Gesellschaft fragen und der Politik mit auf den Weg geben. Und das sollte sich auch der DFB fragen und danach aufstellen. Jeder Coach, der sein Handwerk versteht, würde das sagen.

Wir müssen feststellen, dass wir gezwungen sind, mit begrenzten Ressourcen hauszuhalten – was wir nicht tun! Wir müssten überlegen, wie wir diese knappen Güter bestmöglich nutzen und auch, wie wir diese optimal verteilen. Denn auch das gilt im Fußball wie in der Politik. Ein Haufen talentierter Einzelkämpfer:innen macht noch kein siegreiches Team. Die vor uns liegenden gewaltigen Aufgaben lassen sich nur gemeinsam lösen. Wir sind die Kommunikationsbranche. Wir müssten gut darin sein, ein gemeinsames Ziel zu entwickeln, ohne in emotionale Identitätsgefilde zu steuern. Die Vernunft sollte unser Polarstern sein. Und für die sollten wir die Leidenschaft neu entwickeln. 2006 vor dem Sommermärchen starteten wir das »Land der Ideen«.

Es ist noch nicht zu spät für einen Neustart. Die Frauen und die U17 der Männer haben schon mal gezeigt, wie es gehen kann. Für den Fußball zumindest. 2024 ist es an der Zeit, dass sich was dreht!