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Die Kunst des Wartens

Die Geschichte der Wartehotline: Begann 1962 mit einer Panne. Alfred Levy, ein Fabrikbesitzer aus Long Island, hatte Probleme mit seiner Telefonanlage und hörte Musikgeräusche in seiner Leitung. Durch ein schadhaftes Kabel wurde die Musik einer benachbarten Radiostation in sein System eingespeist. Seine Kunden warteten nicht mehr in Stille auf die Vermittlung eines Gesprächs, sondern hörten aus Versehen seltsame Hintergrundmusik. Levy sicherte sich ein Patent und das Grauen nahm seinen Lauf.

Der „Dieter Bohlen“ der Warteschleifen: Heißt Stefan Ladage. In seinem Studio in Herford produziert er mit 27 Mitarbeitern jährlich ca. 24.000 begeisternde Telefonwarteschleifen wie zum Beispiel »Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin, kein Sturm hält sie auf, unsere Air Berlin.«

Ruf mich an!: »Als das Telefon nicht klingelte, wusste ich, dass Du es warst.« (Dorothy Parker)

Von Disney lernen, heißt warten lernen: Die weltweit führenden Wartespezialisten arbeiten für Disneyland. Dort zahlen Besucher viel Geld dafür, dass sie den ganzen Tag in der Schlange stehen. Knapp 100 Schlangenforscher grübeln weltweit an der Perfektionierung eines mathematisch und psychologisch fundierten Wartesystems.

Die dunkle Seite des Wartens: Mc Donalds musste zugeben, dass bei der Markteinführung des »Quarter Pounder« in Fast-food Filialen in Osaka tausende professionelle Schlangensteher angeheuert wurden, die für ca. zwölf Dollar die Stunde einen Run auf die Produkte vortäuschen sollten.

Müßiggang und Kreativität: Laut Hermann Hesse besteht in allen kreativen Prozessen ein Drittel bis die Hälfte der Zeit notgedrungen aus schöpferischen Pausen. So ist Warten die hohe Kunst, sich für den Kuss der Muse bereit zu halten.

Die Kunst des Wartens: In Halberstadt wird seit 2001 das Orgelstück ASLSP (As Slow As Possible) von John Cage als langsamstes Musikstück der Welt aufgeführt. Die Performance endet voraussichtlich in 639 Jahren.

Mit Warten kennt sich Armin Nagel aus und lässt in der Warte-Hotline Anrufer an seinem Wissen teilhaben.

Mit Warten kennt sich Armin Nagel aus und lässt in der Warte-Hotline Anrufer an seinem Wissen teilhaben.

Wartestatistik: 219 Tage unseres Lebens stehen wir im Stau. Nur 140 Tage dagegen hängen wir in Warteschleifen. Prince Charles wartet seit 68 Jahren auf den Tod von Queen Elizabeth.

Wartezeit: Da es am Flughafen von Los Angeles Beschwerden über die Wartezeit bei der Gepäckabholung gab, hat man den Fußweg vom Flugzeug zur Ausgabestelle einfach verdoppelt. Die Kritik nahm signifikant ab.

Die Könige des Schlangestehens: Sind die Briten. Sie haben das Warten so im Blut, dass während der Straßenunruhen von 2011 selbst englische Hooligans ordentliche Schlangen bildeten, um sich dann nacheinander in aufgebrochenen Läden mit Elektronikartikeln zu versorgen.

Der Schlaf: Ist eine Übung in Absichtslosigkeit, ein »Nichtinvestment, das nirgendwohin führt« (Friedrike Gräff)

Plauderkassen für Plaudertaschen: Im niederländischen Vlijmen richtete eine Supermarktkette eine »Plauderkasse« ein, an der es nicht ums Tempo geht. Wer sich hier anstellt, bringt Zeit mit und kann vor dem Zahlen an der Kasse eine Runde plaudern.

Gutes Warten, Schlechtes Warten: Warten empfinden wir nur dann als positiv, wenn wir freiwillig warten. Mächtige Menschen lassen warten. Ohnmächtige Menschen müssen warten.

Wart Academy: Wie viel sind Sie pro Minute wert? Ab welchem Alter haben Sie es aufgegeben, damit zu rechnen, dass Sie noch entdeckt werden? Welche Out-of-office Meldung würden Sie kurz vor Ihrem Tod einrichten? Bitte sprechen Sie nach dem Piep …

Die Zeit totschlagen: Das Warten hat eine existenzielle Dimension. Sobald wir geboren sind, warten wir auf unseren Tod. Wir können versuchen, die Zeit totzuschlagen, es wird uns aber nicht gelingen.

Spiel mir das Lied vom Tod: Ist ein Filmklassiker, der mit dem Satz endet: »Irgendeiner wartet immer.«