Outdoor-Führungskräfte-Coaching mit Pferden
In den letzten Jahren durfte ich wirklich schon viele inspirierende Coachings und Teambuilding-Events mitmachen, aber wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich mal ein Outdoor-Führungskräfte-Coaching mit Pferden machen werde, hätte ich ihn wahrscheinlich nur nett belächelt. Ich und Pferde? Das ist wie Feuer und Wasser oder wie Schalke und Dortmund. Das rührt von einem alten Kindheitstrauma her. Ich wollte damals, so ungefähr mit acht, unbedingt im Urlaub mit meiner Cousine auf den Pferdehof, obwohl ich die ein oder andere Allergie hatte. Meinem ständigen Quengeln erlegen, hat meine Cousine mich mitgenommen. Ich durfte sogar aufsitzen und auf einem großen Pferd reiten. An das Gefühl kann ich mich nicht mehr erinnern, sondern nur noch daran, dass ich immer schlechter Luft bekam und der Abend damit endete, dass meine arme Tante von Not-Apotheke zu Not-Apotheke fahren musste, um ein Asthmaspray für mich aufzutreiben. Rückblickend kann ich sagen, dass es nicht nur ein Trauma für meine Tante, meine Cousine, ja wahrscheinlich auch für das Pferd war, sondern auch, dass für mich damit das Thema mit den Pferden durch war.
Bernd Osterhammel, der Pferdeflüsterer
Doch man soll ja bekanntlich niemals nie sage. Springen wir einfach 29 Jahre weiter auf dem Zeitstrahl des Lebens. Ich lebe immer noch in meinem Heimatort im schönen Oberbergischen. Mitten in der Natur, umgeben von viel, viel Wald und Wiesen. Einige dieser Wiesen gehören Bernd Osterhammel und seiner Familie. Bernd ist auch bekannt als der Pferdeflüsterer und bietet neben seiner Tätigkeit als Speaker auch Outdoor-Führungskräfte-Coaching mit Pferden zusammen mit seiner Tochter Maike an. Wir kennen uns als Nachbarn schon ein Leben lang und doch hatte es bis dato noch nicht wirklich tiefgründige Berührungspunkte oder einen intensiveren Austausch zwischen uns gegeben. Das wäre vielleicht auch so geblieben, wenn nicht die Pandemie unser aller Leben völlig auf den Kopf gestellt hätte. Denn wie die ganze Eventbranche und somit auch wir, stand Bernd im März 2020 auf einmal vor einem Tätigkeitsverbot, denn es gab keine Veranstaltungen mehr, auf denen er als Speaker auftreten konnte. Auch die Outdoor-Führungskräfte-Coachings mit Pferden waren lange nicht durchzuführen.
Meine persönliche Trauma-Bewältigung
Bernd überlegt, seine Speaker-Tätigkeit auf Online-Vorträge umzustellen. Und da er mitbekommen hat, dass wir mit memo-media sehr proaktiv mit der ganzen Situation umgehen und immer nach vorne schauen, lädt er mich zu einem kleinen Austausch mit Maike und ihm in seine Seminarräume ein. Als Dank für meine Tipps und Infos lädt er mich danach dazu ein, ein solches Pferde-Coaching bei ihm zu machen. Seit dem Treffen und der Einladung ist mehr als ein Jahr vergangen. Bernd hat inzwischen schon einige Online-Coachings durchgeführt und -Vorträge gehalten und sie können teilweise auch schon wieder Outdoor-Führungskräfte-Coachings mit Pferden anbieten. Und irgendwie hat diese Einladung latent in mir gearbeitet und die Neugier überwiegt, so dass ich mich bereit fühle, mich meinem Pferdetrauma zu stellen.
An einem verregneten Samstagnachmittag Ende Januar finde ich mich zusammen mit meiner Frau Yvonne und meinem besten Freund Richy unter dem Dach der riesigen Reithalle wieder. Wir beginnen mit einer kleinen Einweisung. Bernd sieht sich selbst als Geschichtenerzähler und plaudert mit vielen Anekdoten aus seinem Leben. Die Pferde waren schon immer seine Passion und sein Lebens-Elixier. Er wurde in seinem ersten Leben als erfolgreicher Unternehmer eines Architektur-Büros immer wieder gefragt, warum er so viel erfolgreicher und sein Team so viel produktiver sei als seine Mitbewerber. Viele Dinge, die er in der Arbeit mit seinen Pferden ganz alltäglich verinnerlicht hat, haben ihm auch in der Führung seiner Mitarbeitenden geholfen. Pferde sind wie ein Spiegel und man erkennt in ihrem Verhalten schnell das eigene Verhalten, mit Stärken wie auch Schwächen. Und darin liegt der wesentliche Kern des Outdoor-Führungskräfte-Coachings mit Pferden. Die Führungskräfte lernen, wie sie auf ihre Mitarbeitenden wirken. Das Seminar eignet sich auch als Teambuilding, denn man erkennt schnell, wie seine Kollegen agieren und reagieren, was das Verständnis untereinander extrem fördert und bereichert.
Meine Erfahrungen beim Outdoor-Führungskräfte-Coaching mit Pferden
Und genau das sollen wir jetzt selbst erfahren dürfen. Während uns Tochter Maike noch ein paar Hinweise zum Verhalten der Pferde gibt, holt Bernd vier völlig unterschiedliche Pferde, die er einige Meter von uns entfernt anbindet. Wow, sind die groß, schießt es mir durch den Kopf und ich merke, wie auch bei Yvonne und Richy die Ehrfurcht wächst. Nun sollen wir jeder ein Pferd auswählen, mit dem wir arbeiten wollen. Yvonne entscheidet sich für den blonden Ray, Richy nimmt Camillo mit den stechend blauen Augen und ich entscheide mich für Cisco, der es mir irgendwie auf Anhieb angetan hat. Wie schwer ist eigentlich so ein Pferd? Ray dürfte so etwa 550 Kilo auf die Waage bringen, und ich habe mir mit Cisco das größte Pferd ausgesucht. Er wird so 650 Kilo wiegen. Na, wundervoll…
In der Reithalle stehen vier Stühle hinter einer Abtrennung, auf denen wir jetzt erstmal Platz nehmen, während Bernd uns mit dem Pferd vormacht, was wir dann gleich mit unseren neuen Gefährten machen sollen. Nur mit einem Seil in der Hand steht er nun in der Mitte der Halle und schafft es allein durch Körpersprache und Gestik, das Pferd zu führen. Sehr beeindruckend. Was mir wirklich Sorge bereitet, ist, dass das Pferd zwischendurch versucht auszubrechen, bockt und springt. Wie soll das dann bloß bei uns aussehen… Maike beruhigt mich und erklärt, dass auch dieses Pferd nur die Seele und Gemütslage seines Gegenübers spiegelt. Und da Bernd dieser Tage in Aufbruchsstimmung ist und ständig überlegt, was es braucht, dass wir wieder zu einem heileren Miteinander kommen, passt es auch, dass das Pferd zwischendurch so aufgewühlt ist. Beeindruckend!
Wir wirken immer und jederzeit – das sieht man sehr gut beim Teamtraining mit Pferden
Nun sind wir an der Reihe. Richy will beginnen und Bernd leitet ihn an, dass er nur in der Mitte der Halle stehen und warten soll, bis das Pferd Kontakt zu ihm aufnehmen will. Danach gilt es dann mithilfe des Seils das Pferd zu führen. Hierzu soll er aber auch in der Mitte stehen bleiben und das Seil nur dazu nutzen, dem Pferd die Richtung zu weisen, in das es gehen soll.
Es dauert nicht lange und Camillo und Richy sind connected. Yvonne, Maike und ich haben die Beobachter-Rolle und schreiben auf, was uns auffällt. Und es ist echt spannend: Sobald Richy auch nur ein bisschen den Fokus auf Camillo verliert, versucht dieser, die Richtung zu wechseln und andersherum zu laufen. Und wenn Richy wieder auf das Pferd fokussiert ist, läuft alles wie am Schnürchen. Er darf nach dem Führen noch vier kleine Jobs mit dem Pferd erledigen. Dabei geht es um Vertrauen, Führung und Wirkung. Denn wir wirken jederzeit – bewusst und unbewusst, erklärt uns Bernd. Richy ist völlig beflügelt, als wir später gemeinsam seine Runde analysieren. Er arbeitet in einer Führungsposition bei einem globalen Unternehmen, und sagt selbst, dass er Erkenntnisse aus dem Outdoor-Führungskräfte-Coaching mit Pferden mit ins Unternehmen nehmen wird.
Danach ist Yvonne an der Reihe. Auf sie und mich wartet im Sommer eine für uns völlig neue Art, Führungskräfte zu sein, da wir Eltern werden. Als Bernd den blonden Wallach Ray in die Halle holt, begutachten sich die beiden erstmal gut fünf Minuten gegenseitig, bevor er den ersten zögerliche Schritt macht. Maike erzählt mir in diesen ersten Minuten schon so viel über meine Frau, dass ich meine, sie würde sie schon ewig kennen. Spannend! Auch Yvonne kommt strahlend in die Nachbesprechung. Immerhin hat sie gerade 550 Kilo bewegt. Wenn man sieht, was man alles kann, blickt man doch etwas gelassener auf die bevorstehenden Aufgaben des Elternsein. Eine schöne Erkenntnis!
Jetzt bin ich an der Reihe und denke nur noch, dass Cisco wirklich verdammt groß ist. Ich bin echt aufgeregt und es fühlt sich ein bisschen an wie vor einem Handball-Spiel. Wenn ihr es nicht weitersagt, verrate ich euch jetzt, dass ich vor jedem Spiel als letzter aus der Kabine komme, weil ich immer nochmal schnell pinkeln gehe. Und ihr glaubt nicht, was Cisco zuerst macht, als er in die Halle geführt wird: Er stellt sich in eine Ecke und lässt erstmal laufen. Wir alle lachen aus tiefstem Herzen, als Yvonne die anderen über meine Handball-Macke aufklärt. Was für ein perfekter Spiegel.
Jetzt will ich aber anfangen und gehe vorsichtig auf Cisco zu und gebe ihm erste nonverbale Anweisungen. Ich bin von mir selbst überrascht, denn mein Pferdetrauma scheint völlig vergessen. Wahnsinn, denn ich kann diesen riesigen Koloss bewegen. Schritt, Trab, Galopp – er macht alles so wunderbar mit, dass ich schon ziemlich schnell zu den vier Jobs übergehe. Ich lege also das Seil beiseite und winke ihn mit der Schulter heran. Und siehe da, er komm direkt zu mir in die Mitte der Halle gelaufen. Maike und Bernd sind total verblüfft, denn Cisco braucht normalerweise viel länger, um eine Bindung aufzubauen. Richy bringt es im anschließenden Gespräch schön auf den Punkt: Ich gehe offen und unvoreingenommen auf meinen Gegenüber zu und ein, dass mir diese Offenherzigkeit auch meistens entgegengebracht wird. Danke Cisco, dass du mir diese Stärke so offenbart hast!
Ich kann so ein Outdoor-Führungskräfte-Training mit Pferden jedem empfehlen, der mehr über sich selbst erfahren und wissen möchte, wie er wirkt. Denn wir wirken immer.
Das Seminar eignet sich auch als Teambuilding, denn man erkennt schnell, wie seine Kollegen agieren und reagieren, was das Verständnis untereinander extrem fördert und bereichert
Übrigens habe ich am Abend noch meiner Cousine eine WhatsApp mit dem Foto von Cisco und mir mit den folgenden Worten geschickt: Trauma bewältigt 😊.
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