ET in der Ausstellung der Bundeskunsthalle

Gelungene Event-Kommunikation für den Weltraum mit ET!

Ausstellungen sind ein allgemein unterschätztes Eventformat. Wie man Kunst und Wissenschaft spannend miteinander verknüpft, zeigt aktuell die Bonner Kunsthalle und beweist, wie man eigentlich Kompliziertes ansehnlich verkauft. Es lohnt sich für alle, die Event-Kommunikation betreiben, in das ehemalige Bundeshauptstadtprovisorium zu fahren, um sich das einmal genauer anzuschauen.

Event-Kommunikation aus dem Weltraum?

Der Weltraum ist natürlich ein Faszinosum. Und entsprechend spannende Geschichten können erzählt werden. Die Erkundung des Alls war nie ungefährlich. Auch nicht für die, die das von der Erde aus taten wie Giordano Bruno oder Galileo Galilei.

Viele Künstler fühlen sich von den Sternen und Planeten mit viel mehr als der Gravitationskraft angezogen. Das war schon immer so, wie es die 4.000 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra beweist. Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt bis zum 22. Februar 2015 die gewaltige Schau „OUTER SPACE – Faszination Weltraum”. Grandiose Bilder, witzige Installationen, die eben erwähnte bronzezeitliche Himmelsscheibe, echte Raumschiffe und staunendmachende Science-Fiction-Originale haben die Kuratoren Claudia Dichter und Stephan Andreae für die zwölf assoziativen Räume der Ausstellung zusammengeholt. Unterstützt von zwei Firmen und Institutionen, die damit geschickte Event-Kommunikation für ihre Sache, die Weltraumfahrt betreiben.

Unter den Exponaten ist die Raumkapsel Liberty Bell 7, die den zweiten amerikanischen Astronauten ins Weltall beförderte, ein dramaturgischer Höhepunkt. Bei der Landung ging einiges schief. Nach dem Ausflug zu den Sternen lief das blecherne Ding voll und sank am 21. Juli 1961 fünftausend Meter tief auf den Grund des Pazifiks. Erst 1999 wurde sie geborgen und restauriert. Der Astronaut Virgil „Gus“ Grissom überlebte diese unperfekte Landung. Er ertrank nicht und flog mit Gemini 3 sogar erneut zu den Sternen, bevor er bei der Apollo-1-Katastrophe lebendig verbrannte. Fehler sind keine Option! Exponate mit Charakter, die aus sich heraus schon eine tolle Geschichte erzählen, schon.

Kunst wirkt!

Peter Paul Rubens „Die Geburt der Milchstraße“ ist eines der berühmtesten Sternenbilder und wurde aus dem Madrider Prado mit einer persönlichen Polizeieskorte herbeigeschafft. Auch Bilder können Stars sein. Die Ausstellungsmacher empfangen die Besucher gleich zu Beginn mit einem absoluten Highlight und schaffen so mit einem straken Auftakt die notwendige Aufmerksamkeit für die restlichen Exponate. Henry Dargers Art Brut Aquarelle sind ein weiterer Höhepunkt der Malerei in dieser Ausstellung. Kunst kann eine mythische Wirkung haben.

Ein aktuelles Performanceformat zeigt Agnes Meyer-Brandis in der humorvollen Installation “The Moon Goose Analogue: Lunar Migration Bird Facility”. Die Analogie zur Planeteneroberung durch die Menschen, zeigt, wie man mit recht bescheidenen Videomitteln und sehr viel Humor ein große Wirkung erzielen kann. Galina Balaschowa war die Designerin der sowjetischen Raumschiffe und Raumstationen. Ihre Entwürfe – wie der des Innenraums der Sojus 19 – für den sowjetisch-amerikanischen Kooperationsflug im Juli 1975 sind ebenfalls ausgestellt. Die mittlerweile 83-jährige Architektin ist kaum bekannt. Dabei ist sogar das auf der ISS gültige Farbkonzept ihr Werk. Ihre Entwürfe zu signieren, war ihr im Kollektivwahn der Sowjets verboten. Originale mit einer Geschichte dahinter machen sich immer gut.

So funktioniert Kommunikation.

Die Botschaft des Weltraumabenteuers kommt so nachhaltig an. Natürlich war die Russin zur Eröffnung geladen. Es müssen nicht immer die naheliegenden Dinge und Personen sein. Geschickte Event-Kommunikation funktioniert anders. Die kleine Russin stahl allen anwesenden weltraumerprobten Astronauten die Schau. Ein Testimonial, auf das sich die Presse gerne stürzte. Das freut natürlich Sponsoren wie das EADS-Konsortium oder den Partner Deutsches Zentrums für Luft und Raumfahrttechnik e.V. (DLR), die immer wieder überzeugen müssen, dass das in den Weltraum geschossene Forschungsgeld gut investiert ist.

Die Bonner Biene kehrt zurück

Messingglänzende astronomische Instrumente und Fernrohre weisen in die Pionierzeit der Astronomie als ernstzunehmender Wissenschaft, als es eben noch Ketzerei war, die Erde aus dem Mittelpunkt des Alls zu verrücken. Meteroitenfunde aus verschiedenen Jahrhunderten gehören zum weiteren metallenem Reservoir der Ausstellung.

Eine Willkommensparty für den deutschen ISS-Astronauten Alexander Gerst wird es am Montag, 8. Dezember 2014, als Live-Event geben. Nach 166 Tagen auf der Internationalen Raumstation kehrt der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst im November von seiner Mission „Blue Dot“ zur Erde zurück. Dabei begleitete ihn eine in Kunstharz eingebettete Biene vom Dach der Bundeskunsthalle, die mit ihm auf der Internationalen Raumstation war und als letztes Exponat in der Ausstellung die vorbestimmte Lehrstelle in der vorbestimmten Vitrine einnehmen wird. Mit solchen bewussten Lehrstellen kann man die Fantasie der Besucher noch mal besonders anstacheln.

Aliens, Roboter und Raumkreuzer als Dekoration für die Event-Kommunikation

Der Weltraum ist natürlich auch der Sehnsuchtsort der Gattung Science Fiction. Der Abteilung Hollywood-Film sind die Exponate wie R2D2, CP3O, diverse Sternenkreuzer, eine Enterprise und der leibhaftige ET entnommen. Der Sohn von Designer Carlo Rambaldi streckt seinen langen Leuchte-Finger aus einer Großvitrine hervor, die er sich mit einigen anderen Aliens (auch dasselbige welche aus dem 1979er Film) und den Star-Wars-Robotern teilen muss. Diese wertvollen Originale und Originalabgüsse sind inzwischen Eigentum des ScienceFictionArchives.com der Callisto Exhibition Group in Serris. Diese Objekte so mancher – nicht nur kindlicher – Begierde sind übrigens nicht nur für die Bundeskunsthalle Bonn zu leihen. Das französische Archiv stattet Events und Ausstellungen weltweit mit seinen Exponaten aus.