Frequenzbereiche für Funkmikrofone: Es wird eng
Künstler und Veranstalter, die mit Funkmikrofonen arbeiten, haben es nicht immer leicht. Medientechnikexperte Ludwig Hetfeld hat in einem Gastbeitrag fürs neue showcases erklärt, wo die Probleme liegen und wie die verschiedenen Frequenzbereiche aufgeteilt sind. Für alle, die unsere neueste showcases-Ausgabe noch nicht lesen konnten, veröffentlichen wir den Artikel hiermit auch auf unserem Blog.
Funkmikrofone sind seit mehr als 30 Jahren der Veranstaltungsstandard. Nutzte man in den Anfängen noch einen Bereich bis 200 MHz, so tummeln sich heute professionelle Anwender und Amateure auf den verschiedensten Frequenzen. Frequenzbereiche und die Bedingungen für Künstler und Veranstalter werden dem großen Geschäft Mobilfunk geopfert. Der Finanzminister erfreut sich der Einnahmen. Die notwendigen Frequenzen holt man sich durch drastische Einschränkungen im Betriebsbereich der Funkmikrofone. Viele Künstler, Veranstalter und Verleiher müssen immer noch umrüsten. Ein Großteil der sich im Gebrauch befindlichen Funkmikrofone funktionieren demnächst nicht mehr störungsfrei. So sehr unsere Gesellschaft sich weiterentfalten und verändern muss, so sehr dürfen auf anderer Seite kulturelle Elemente in dieser Veränderung nicht vergessen oder vernachlässigt werden.Funkmikrofone versagen auf größeren Messen häufig
Durch den Wegfall des breitbandigen analogen Rundfunks wurde eigentlich soviel Kapazität für einen an sich ja schmalbandigen digitalen Mobilfunk geschaffen, dass man sich auf Jahre hinaus keine Gedanken zu machen bräuchte. Die Praxis sieht anders aus. Zur Verfügung stehen für Funkmikrofone:
Kapazität in MHz
34,25 bis 38,05
174 bis 230
470 bis 608
614 bis 703
733 bis 823
1.452 bis 1.518
Als Nutzer (im Amtsdeutsch: Bedarfsträger) sind dafür u. a. vorgesehen: Rundfunkanstalten, Produzenten, Theater, Konzerte und Veranstaltungstechnik. Ein Antrag auf Zuteilung bei der Bundesnetzagentur ist erforderlich, es fallen Gebühren und Nutzungsbeiträge an!
Es gibt aber auch anmelde- und kostenfreie Bereiche. Die sehen wie folgt aus:
Kapazität
823 bis 832 MHz
863 bis 865 MHz / EU-weites Harmonized Frequency Band
1.785 bis 1.805 MHz
2,4 GHz / weltweit anmeldefreier WLAN Bereich
Das sieht nach viel aus, ist es aber nicht. Die am meisten genutzten Bereiche von 614 MHz bis 823 MHz sind in Ballungsgebieten immer weniger störungsfrei nutzbar. Auf größeren Messen sind die anmeldefreien Bereiche überlaufen, das Ausweichen auf den WLAN-Bereich von 2,4 GHz funktioniert auch nicht, Hunderte WLAN-Netze sind auf Messen keine Seltenheit und verhindern den Betrieb von Funkmikrofonen nachhaltig. Das Marketing der Hersteller gibt auch keine Orientierung. Es bleibt nur das Ausprobieren, aber Achtung: Das Rückgabe-Angebot der großen Onlinehändler gilt nicht für gewerbliche Anwender!
Alle, die sich mit neuer Mikrofontechnologie ausgestattet haben, haben doppeltes Pech
Als wäre es nicht kompliziert genug, werden die Frequenzbereiche im 700 MHz-Bereich, die bereits neu geordnet wurden, auch noch an die Mobilfunkbetreiber verkauft. All jene, die sich zwangsweise mit neuer Mikrofontechnologie ausgestattet und diesen Frequenzbereich gewählt haben, haben jetzt doppeltes Pech. Zwar soll diese Änderung erst bis 2026 vollzogen werden, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass durch Testphasen und Erprobungen schon viel früher Störungen auftreten.