Christoph Sieber gewinnt den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Kabarett

Deutscher Kleinkunstpreis 2015: die sehr Geehrten

Der Deutsche Kleinkunstpreis gilt als einer der wichtigsten Auszeichnungen seiner Art im deutschsprachigen Raum. Mit ihm wurden in Mainz nun zum 43. Mal wieder überragende Künstler in fünf verschiedenen Kategorien geehrt. Gastgeber des Abends im Forum-Theater Unterhaus war der Kabarettist Volker Pispers.

Stefan Stoppok gewinnt den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson - Lied - Muisik

Stefan Stoppok gewann den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson – Lied – Muisik

Als erster Preisträger wurde Stefan Stoppok in der Kategorie Chanson-Lied-Musik ausgezeichnet. Ein Sänger, »der in seinen Liedern die poetische Seite des Alltags vermittelt«, so die Kleinkunstpreis-Jury. Stoppok performte einen Song seiner aktuellen CD »Popschutz«, in dem es um die Kompostierung von Müll geht, der am Ende wieder auf den eigenen Tellern landet. Das Publikum stimmte beherzt in den Refrain ein und begab sich mit dem Singer-Songwriter auf Müll-Pilgerfahrt nach »la Kompostella«. Anschließend versuchte der bekennende Hobbypädagoge mit »Learning by burning«, alleinerziehenden Müttern musikalisch zu veranschaulichen, wie aus Kindern keine Pyromanen werden. Stefan Stoppok implantiert seine politischen Statements geschickt in Ohrwürmer aus Folk, Rock, Rhythm & Blues und manche luzide Pointe zündet erst, nachdem der eingängige Refrain bereits arglos mitgesungen wurde.

Christoph Sieber warnt mit viel Humor vor Endsolidarisierung der Gesellschaft

Christoph Sieber gewinnt den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Kabarett

Für Christoph Sieber ist alles nie genug

Für Christoph Sieber, den Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises in der Sparte »Kabarett«, ist Humor das einzig probate Mittel im Kampf gegen Extremisten aller Art, egal ob: »Islamisten, Katholiken oder Karnevalisten«! Der zuvor schon vielfach ausgezeichnete Künstler, der mit seinem tagesaktuellen Soloprogramm »Alles ist nie genug« zurzeit bundesweit auf Tour ist, warnte in Mainz nachdrücklich vor einer Endsolidarisierung der Gesellschaft. Pegida-Plakatslogans wie »Kartoffeln statt Döner« lassen Sieber bei deren Urhebern schwere Fälle von geistiger Unzurechnungsfähigkeit vermuten. Für seine klaren Haltungen gerühmt, formulierte der Autor, Kabarettist und Moderator es so: »Wenn das das Volk ist, dann bin ich für jeden Asylanten dankbar, der zu uns kommt und uns mit den Arschlöchern nicht alleine lässt!«

Den Förderpreis der Stadt Mainz erhielt der Musikkabarettist Martin Zingsheim

Martin Zingsheim bringt es auf den Punkt: “Was heißt hier postmodern? Das Bild sieht scheiße aus!”

Den Förderpreis der Stadt Mainz erhielt der Musikkabarettist Martin Zingsheim, »der mit Ironie und Spott auf Gott und die Welt sieht«, so die Jury, und »mit grandiosem Klavierspiel seine raffinierten Texte illustriert«. In Mainz servierte er sein musikalisches Hauptwerk: »Was heißt hier postmodern? Das Bild sieht scheiße aus!« In seinem zweiten Soloprogramm »Kopfkino« verwandelt der studierte Musikwissenschaftler und Philosoph Museumsbesucher in eine Herde Hooligans und referiert über den Deutschen »Expressonismus« an der Kaffeebar.

43. Deutscher Kleinkunstpreis war ein sehr gelungener Abend, »vom ganzen Ding her«!

Der Deutsche Kleinkunstpreis  In der Sparte »Kleinkunst« ging an Matthias Egersdörfer

Der Deutsche Kleinkunstpreis In der Sparte »Kleinkunst« ging an Matthias Egersdörfer

In der Sparte »Kleinkunst« durfte sich Matthias Egersdörfer über eine Nachbildung der Unterhaus-Glocke freuen. »Ein Künstler«, so befand die Jury, »der die Welt mit grantigem Blick betrachtet und mit anarchischer Urigkeit kommentiert.« Egersdörfer plauderte in Mainz über das Sixpack unter seiner Wampe, schilderte den kläglich gescheiterten Besuch eines Fitness-Studios und fahndete nach dem Urheber der IBAN-Nummer. Auch in seinem aktuellen Programm »Vom Ding her« erzählt der gebürtige Franke unmögliche Geschichten, in denen sprechende Singvögel und Gerüstbauer vorkommen, – einfach alles, was perfekt in diese unglaubliche Erfindung namens »Welt« hineinpasst.

Den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhielt Gerd Dudenhöffer

Gerd Dudenhöffer, besser bekannt als “Heinz Becker”

Den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhielt Gerd Dudenhöffer, dessen Bekanntheitsgrad lediglich von dem seiner genial-biederen Kunstfigur »Heinz Becker« übertroffen wird. Der Kabarett-Grandseigneur bedankte sich mit erstklassigen »Becker-Weisheiten«, die schwarz-humorig funkelten. Die 43. Verleihung war eine wunderbar eigenwillige Kleinkunst-Melange oder um es in egersdörferischer Manier auszudrücken: ein sehr gelungener Abend, »vom ganzen Ding her«!

Diesen Text haben wir bereits in unserer aktuellen showcases-Ausgabe veröffentlicht. Wir wollten ihn unserer Online-Leserschaft aber nicht vorenthalten.