Töne wie Seide: Die Pianistin und Sängerin Olivia Trummer
Die Pianistin und Sängerin Olivia Trummer
Frauen machen inzwischen einen großen Teil der Musiker:innen in den klassischen Orchestern aus. Im Jazz sieht das noch anders aus. Die Berlinerin Olivia Trummer hat sich allerdings durchgesetzt. Als Sängerin und Pianistin. Sie ist auf der Bühne genauso gefragt wie im Tonstudio. Sie ist ein ultimativer Tipp für einen Live-Act. Sie spielt mit ihrem eigenen Trio, aber auch in anderen Formationen. Sie singt auch, aber hier soll der Schwerpunkt auf ihrem großen Können auf dem Pianoforte liegen, auf dem sie zwischen Jazz und Klassik wandelt.
Das Klavier war auch das Instrument ihrer Eltern, die beide klassische Pianisten sind. Insofern stand bei der Familie zu Hause im Wohnzimmer ein schöner Steinway-Flügel, der bereits früh die Aufmerksamkeit der kleinen Olivia erregte und schnell zu ihrem »Lieblingsspielzeug« wurde. Sie bekam klassischen Unterricht, der ihr anfangs von ihrer Mutter erteilt wurde. Aber sie begann schon früh, die Musik auf eigene Faust improvisatorisch zu erkunden. Von der Klassik hat sie sich nie ganz verabschiedet. Klassik und Jazz möchte sie gerne zusammenführen: »Jazz verkörpert für mich ein Element, das der Klassik verlorengegangen ist, die Fähigkeit, zu improvisieren und sich durch Töne auch spontan und kreativ mitzuteilen. Das ist für mich ein ganz zentraler, lebendiger Teil von Musik, der früher auch in der Klassik praktiziert wurde. Ich fände es schön, dazu beizutragen, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen, Klassik und Jazz seien zwei völlig verschiedene Dinge.«
Ihre Konzerte führen sie um die Welt und zu den heißesten Plätzen der Jazzmusik. Dazu zählen das wunderbare Montreux Jazz Festival, das Montréal Jazz Festival, das Vancouver Jazz Festival, Ronnie Scott’s berühmter Club in London oder das Blue Note in Beijing und auch in Tokyo. Sie spielte mit Jimmy Cobb oder Bobby McFerrin. Preise bekam sie reihenweise. Es begann 1999 bis 2003 mit fünf Auszeichnungen bei »Jugend Musiziert«, darunter zwei erste Preise. Es folgte ein Preis bei der International Piano Competition »Palma D’Oro« in Finale Ligure oder der Jazz Award Baden-Württemberg. Neun eigene Alben hat die junge Musikerin schon eingespielt und bei einem weiteren halben Dutzend mitgewirkt. Mit der Sprecherin Marit Beyer hat sie das Live-Projekt »PARIS« mit Werken von Rainer Maria Rilke und der Musik Erik Saties als Kombination von Poesie und Musik amalgamiert.
»Ich fände es schön, dazu beizutragen, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen, Klassik und Jazz seien zwei völlig verschiedene Dinge.«
By the way: Ihr Stil ist lyrisch. Die Töne, die sie dem Flügel entlockt, schweben wie federleichte Seide. Da erinnert sie an Miles Davis oder Teddy Wilson, den Pianisten von Benny Goodmans legendärem Quartett, wenn wir beim Klavier bleiben. Ihre wichtigsten Einflüsse waren zuerst ihre Eltern, die sie von klein auf tagtäglich zuhause mit »live« gespielten Klavierklängen von Bach, Chopin, Debussy umsorgten. Sicherlich zählen Jazzmusiker beziehungsweise Pianisten wie Bill Evans, Herbie Hancock oder Chick Corea dazu. Ein anderer Einfluss sind Musiker, die sowohl Instrumente spielen als auch singen und vielleicht auch komponieren wie Stevie Wonder, Joni Mitchell oder Shirley Horn.
Wo sie sich zu Hause fühlt: »In jedem guten, geräumigen Studio, in dem ein schöner Steinway-Flügel steht und in welches das Tageslicht fällt! Für mich macht die Umgebung weniger den Unterschied als das Gefühl, dass die Mikrofone ›zuhören‹ und den Klang und die Magie des Moments einfangen.«