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Würdigung der Gewinner des Kulturförderpreises The Power of the Arts 2020

vom 09.02.2021 veröffentlicht über meinMemo

In den vergangenen Jahren wurden die Gewinnerprojekte des Förderpreises The Power of the Arts stets im Rahmen einer festlichen Veranstaltung mit Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Gesellschaft gewürdigt. Aus Rücksicht auf den Infektionsschutz müssen wir zu unserem Bedauern dieses Jahr von einer feierlichen Preisverleihung absehen und haben die Prämierung in Einzelterminen vorgenommen. Dennoch möchten wir Ihnen die Gewinner nicht vorenthalten und freuen uns, Ihnen heute einen kurzen Zusammenschnitt aller Gewinnerprojekte zu präsentieren.

Die Jury, zu der unter anderem Kübra Gümüşay (Publizistin und Aktivistin), Diana Kinnert (Politikerin und Unternehmerin), Maryam Zaree (Schauspielerin, Autorin und Regisseurin) und Samy Deluxe (Rapper) zählen, wählte aus über 130 Einreichungen zehn Leuchtturmprojekte mit Vorbildcharakter aus ganz Deutschland aus.

Um die durch die Corona-Pandemie besonders betroffene Kulturszene zu unterstützen, fördert The Power of the Arts im Jahr 2020 mit einer Fördersumme von 200.000 Euro insgesamt zehn Projekte, statt bisher vier.

Die Preisträger decken wieder ein außergewöhnlich breites Themenspektrum ab: von der Integration Geflüchteter und der Inklusion von Menschen mit Behinderung, über queeres Leben im arabischen und nordafrikanischen Raum bis hin zu Begegnungsräumen mit jugendlichen Strafgefangenen und zur Aufarbeitung der NSU- Verbrechen.

Wir gratulieren den Preisträger:innen sehr herzlich!

Access Maker, Un-Label e.V., Köln
„Häufig ist die Rede davon, struktureller Ausgrenzung und Diskriminierung in Kultureinrichtungen etwas entgegensetzen zu wollen. Selten hingegen sind Konzepte, die dies aktiv umsetzen. Mit seinem überzeugenden Konzept unterstützt Un-Label Kultureinrichtungen dabei, ihr Angebot diverser zu gestalten und zu öffnen, und wirkt darauf hin, Strukturen im Kulturbetrieb langfristig und nachhaltig zu verändern“, sagt die Jury.

Baynatna & FANN, Wir machen das / wearedoingit e.V., Berlin
„Soziale Räume sind wichtig und notwendig, wenn sich Völker und Kulturen begegnen sollen. Baynatna & FANN – die arabische Bibliothek Berlins füllt die klassische Institution Bibliothek mit vielfältiger, aktiv gelebter Kunst und Kultur über Länder- und Kulturgrenzen hinweg. In Zeiten, in denen Bibliotheken schließen müssen, kann das nicht hoch genug geschätzt werden“, sagt die Jury.

Himmel über Adelsheim, Stuttgarter Kammerorchester e.V., Stuttgart
„Ein interdisziplinäres Experiment in einem Jugendgefängnis. Gleichzeitig ein offenes und selbstbewusstes Projekt, das den Jugendlichen die Möglichkeit gibt, Teil einer künstlerischen Produktion zu sein, ihnen neue Perspektiven eröffnet und sie aus ihrer Rolle befreien kann. Ein Projekt, das entstigmatisiert und in der Begegnung zweier Welten beide Seiten bereichert“, sagt die Jury.

Kein Schlussstrich! Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex, Licht ins Dunkel e.V., Jena
„‚Kein Schlussstrich! Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex‘ ist ein mutiges und notwendiges Projekt zu einem aktuellen Thema der jüngsten Zeitgeschichte. Der NSU-Terror betrifft uns als Gesellschaft. Kunst und Kultur sind unsere einzigen Mittel, um dem Schmerz einen Raum zu geben und jenseits der politischen Diskussion das Thema Rassismus aufzuarbeiten. Dass sich hier Kulturschaffende über Städte- und Ländergrenzen hinweg verbinden, ist eine besondere Stärke des Projekts“, sagt die Jury.

MeetKinoMobil, MPower e.V., Berlin

„MeetKinoMobil schafft Orte zum Austausch und nutzt kulturelle (Film-) Bildung als Empowerment-Methode. Professionelle Filmemacher:innen stärken die jungen Frauen, geben Impulse und können ‚Role Models’ für sie sein. Die jungen Frauen werden empowert, indem sie technisch und kreativ befähigt werden, sich filmisch auszudrücken. Sie werden ermutigt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar zu werden“, sagt die Jury.

Musiklusion, Lebenshilfe Tuttlingen e.V., Tuttlingen
„Ein Thema mit hoher Innovationskraft und Komplexität. Es verdeutlicht uns, dass Gegenstände, etwa Musikinstrument, mit denen wir ganz selbstverständlich umgehen, nicht für alle gemacht sind. Das Bemühen darum, Musikinstrumente durch den Einsatz neuer Technologien für alle Menschen spielbar zu machen und damit Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ist absolut auszeichnungswürdig“, sagt die Jury.

Nach:Denkmal, Fuchsbau e.V., Hannover
„Deutschland hat Nachholbedarf in der Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit. Notwendig ist eine kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen und Narrativen. Das Projekt erweitert den aktuellen Diskurs, indem es einen anderen Blick auf unsere Geschichte ermöglicht, und darauf, was wir für erinnerungs- und erhaltenswert halten“, sagt die Jury.

Sexability, Thikwa Werkstatt für Theater und Kunst der nbw gGmbH, Berlin

„Das Projekt nähert sich mit hoher Sensibilität einem tabuisierten Thema an. Sexability findet Wege, um Tabus und Mythen im Zusammenhang mit der Sexualität von Menschen mit Behinderung aufzubrechen. Der Animationsfilm als künstlerisches Mittel ist geeignet, um mit dem Thema auf künstlerische hochwertige Weise umzugehen – anschaulich und aufklärend, aber ohne vorzuführen. Ein wichtiges Projekt, das einen essentiellen Beitrag zu Teilhabe und Inklusion leistet“, sagt die Jury.

Soura Film Festival, Soura Film Festival e.V., Berlin
„Für die postmigrantische LGBTQI+ Community sind sichere Orte wichtig. Orte, die Unterschiede und Diversität feiern. Das Soura Film Festival ist ein solcher Ort. Das Festival macht queere Menschen nicht zum Objekt, sondern bietet die Möglichkeit, die Welt aus ihren Augen zu betrachten. Das Soura Film Festival bricht Strukturen auf und gibt marginalisierten Gruppen einen Raum. Hier kommt die ‚Nische’ auf die große Bühne!“, sagt die Jury.

SPIEGEL|Arche, Der Grüne Salon e.V., Roldisleben (Thüringen)

„Ein großartiges Projekt von hoher künstlerischer Qualität, ein Monument der Freiheit mit einem philosophischen, experimentellen und existenziellen Anspruch. Die SPIEGEL|Arche sieht jeden Tag anders aus, ein großes Zeichen für unsere Wandelbarkeit und eine Einladung, sich selbst im Kontext der Natur zu erfahren“, sagt die Jury.

Ausführliche filmische Einzelportraits finden Sie auf der Website.