Bild zu die suggerierte Sicherheit auf Veranstaltungen
(Bildquelle: © 2018 www.sachverstaendiger.events)

die suggerierte Sicherheit auf Veranstaltungen

vom 15.11.2018 veröffentlicht über meinMemo

… wie Fahrzeugsperren zur Veranstaltungssicherheit beitragen können; oder eben auch nicht!

Die Komplexität von zu erstellenden Sicherheitskonzepten nimmt aufgrund aktueller Bedrohungslagen vermehrt zu.
Bei sicherheitsrelevanten Störungen vor oder während einer Veranstaltung muss nun auch regelmäßig das „Eindringen eines Fahrzeugs von außen“ mit in die Betrachtungen bzw. Bewertungen einbezogen werden.

Dabei beobachtet Thorsten Vorkefeld, als zertifizierter Sachverständiger für Gefährdungsanalysen und Sicherheitskonzepte, hier verstärkt zwei extreme Lager bei Veranstaltern bzw. Kommunen: Ahnungslosigkeit oder purer Aktionismus!

„Dabei bin ich mir letztendlich gar nicht sicher, welches der beiden Extreme in der Konsequenz ein höheres Risiko für die anwesenden Besucher darstellt“ führt Thorsten Vorkefeld aus.

Zweifellos ist ein Nichtbeachten jeder, als realistisch zu bewertenden, Störung auch eine Gefahr für die anwesenden Personen. Die oftmals suggerierte Sicherheit durch nachweislich unwirksame Fahrzeugsperren ist jedoch ebenso gefährlich- im Hinblick auf die reale Gefährdung sowie auf das dem Besucher vermittelte Sicherheitsgefühl.

„We Stop Them All“, „gefertigt aus Panzerstahl“, „wir sind ein Schweißfachbetrieb“ oder „diese Betonklötze sind extrem schwer und wirksam“ sind nur einige vollmundige Versprechen diverser Anbieter, die mit mobilen Fahrzeugsperren auf den Markt drängen.

Und genau dort liegt das Problem: Veranstalter oder Kommunen, die sich der neuen Bedrohungslage stellen, hinterfragen häufig nicht die Wirksamkeit dieser Systeme – die oftmals mehrere 10.000 EUR kosten.

„Wenn eine Kommune aus Kostengründen den Austausch von Spielsand in den öffentlichen Sandkästen verschiebt, aber dann gleichzeitig nahezu unwirksame mobile Sperren für etliche 10.000 EUR anschafft, dann stimmt dies schon nachdenklich“, so Vorkefeld.

Dabei gibt es eine bestehende internationale ISO Norm, die eine verlässliche Aussage über die jeweilige Wirksamkeit der einzelnen Sperren bietet.
Die ISO IWA 14-1:2013 prüft hier entsprechende Sperren im Hinblick auf unterschiedliche Fahrzeugkategorien und Auftreffgeschwindigkeiten und setzt dadurch international gültige Standards.

Somit sollte immer geprüft werden, ob angebotene Sperren nach der o.g. Norm getestet wurden und für welche der aktuell neun Fahrzeugkategorien mit welcher Aufprallgeschwindigkeit die entsprechende Sperre zertifiziert wurde.

„Aktuell kostenintensive Sperren zu erwerben, die „lediglich“ für PKW bis 2500kg und Geschwindigkeiten bis 48 km/h zertifiziert sind, suggerieren dem Besucher eine Sicherheit, die nicht existent ist“ so Thorsten Vorkefeld.

Auch von den teilweise verwendeten Betonquadern rät Vorkefeld ab, da diese zum einen unbeweglich sind und gerade die oftmals behördlich geforderten Flucht- und Rettungswege verengen und zum anderen ebenfalls wortwörtlich zum „Geschoss“ werden, wenn ein Fahrzeug auf sie auftrifft.

„Dies ist mit dem „Puck spielen“ zu vergleichen: Wenn ein 7,5to LKW auf so einen Betonquader trifft, der vielleicht noch unglücklicherweise auf einem Altstadtpflaster platziert wurde, wird der auftreffende LKW nahezu nicht abgebremst, der Beton jedoch zerstört. In Form von kiloschweren Betonbrocken mit hoher Abprall- und Auftreff-Geschwindigkeit stellt dies eine enorme Gefahr für das Umfeld dar“ urteilt Vorkefeld.

Dennoch ist eine Unterstützung des Sicherheitsgefühls für die anwesenden Besucher „Teil einer Veranstaltungsplanung“.
Dabei sollten sich jedoch alle Entscheidungsträger und verantwortlichen Personen darüber im Klaren sein, dass es sich bei den aktuell auf dem Markt befindlichen mobilen Sperren um objektiv wenig wirksame Systeme handelt.

„Eine sinnvolle Alternative bieten deutlich kostengünstigere Systeme und Bauformen, die das Sicherheitsgefühl der Besucher ähnlich stärken“, konstatiert Thorsten Vorkefeld