Winnie Böwe

Winnie Böwe im Land des Lächelns

Wir konnten Winnie Böwe als Autorin für das Glossary des neuen showcases gewinnen und wollen diesen tollen Artikel der digitalen Welt nicht vorenthalten.

Winnie Böwe ist ein Spross des gleichnamigen ostdeutschen Schauspielerclans. Sie ist eine beliebte Schauspielerin auf Leinwand und Mattscheibe. Nicht nur in Mädchenfilmen. Sie ist ganz natürlich auch auf der Bühne zu Hause und fühlt sich in Oper, Operette und Musical pudelwohl. »Wie werde ich reich und glücklich?« will sie gerade in einer Inszenierung von Christian Weise am Deutschen Nationaltheater in Weimar wissen. Bei uns erzählt Winnie Böwe von der Faszination, die ihr Beruf auf sie ausübt – von A wie “Ausverkauft” bis Z wie “Zugabe”.

Winnie Böwe

Winnie Böwe: Fühlt sich pudelwohl beim Theater

Ausverkauft Wie oft habe ich in meiner Karriere ambitionierte Inszenierungen vor halbleerem Haus gespielt. Und dann kam »My Fair Lady« an der Oper Hannover. Diese Vorstellung ist seit sechs Jahren so gut wie immer ausverkauft. Was für ein fantastisches Gefühl, vor 1.300 Menschen zu singen!

Applaus Und wenn die dann auch noch in Jubel ausbrechen, wenn der Vorhang fällt, dann weiß man wieder, warum man ursprünglich mal zur Bühne wollte. Die »Lady« hat mir den Glauben an die Kraft des Theaters wieder geschenkt.

Berliner Operette Paul-Lincke-Melodien habe ich schon oft in Potpourries mit dem Salonorchester Unter’n Linden gesungen. Ich mag sie sehr. Wenn man die Stücke auf die Bühne bringt, sollte man darauf achten, dass man ihnen mit einem frischen Zugriff die Biederkeit austreibt.

Bühne Ein recht staubiger, manchmal zugiger, ein magischer Ort. Auch mitunter gefährlich und widerspenstig. Wenn in »My Fair Lady« die Hubpodien nicht fahren wollen, kann man nur beten, dass sie es sich irgendwann anders überlegen. Und in die tiefen Gräben, die sich während der Show plötzlich hinter einem auftun, sollte man nicht hineinfallen.

Eliza Doo little Diese Rolle ist für mich ein Riesengeschenk. Wer Eliza spielen darf, sollte dem Schicksal auf Knien danken. Sie ist laut, voll daneben, lustig, rührend, stark, unsicher, kämpferisch, dumm, lebensklug, leidenschaftlich. Sie ist anfangs schmutzig und unansehnlich und dann plötzlich elegant und chic. Und die Lieder sind herrlich zu singen – was will eine Schauspielerin/Sängerin mehr?

Winnie Böwe: “Das fand ich sehr deutsch von dem Journalisten und reichlich albern”

Kitsch Beim Musical »Lady in the Dark« von Kurt Weill, in dem ich an der Oper Hannover die Hauptrolle singen durfte, hat die Hauptfigur einen Traum, in dem sie mit einem Cowboy tanzt, wenig später kommen noch mehr Cowboys und wirbeln sie durch die Luft. Der Bariton sagte zum Regisseur: »Das ist doch Kitsch, was wir hier machen!« Ich antwortete: »Genau! Das ist ein Traum! Hau dich rein!«

Kunst In einem Interview kurz vor der Premiere von »Wie werde ich reich und glücklich?« von Mischa Spoliansky/Felix Joachimson in Weimar musste sich der Regisseur Christian Weise rechtfertigen, warum er mit seinem Stück die Menschen unterhalten und zum Lachen bringen wolle. Ob das denn für eine große Bühne reiche, wo denn die Kunst bleibe. Das fand ich sehr deutsch von dem Journalisten und reichlich albern.

Lachwurzen Ich bin einer. Sehr empfänglich für dumme Witze jeder Art und beim Proben leicht zum Lachen zu bringen. Wurde beim Film auch schon ein paar Mal rausgeschickt. »Geh ’ne Runde ums Haus!« Manchmal habe ich mir eine Spritze mit einem Anti-Lach-Mittel gewünscht. Denn wenn man einmal einen Lach-Flash hat, gibt’s kein Morgen …

Libretto Es gibt wenige gute davon. Die Texte sind meist schwach. Aber »My Fair Lady« ist ein Knaller. Deswegen ist es auch unsterblich.

Revue In den Zwanzigern gab es eine reiche Vielfalt an kleinen Bühnen, die regelmäßig Revuen aufführten, also Theaterstücke mit viel Musik und Tanz. Die Bühne Schall und Rauch war so ein Ort. Dort wirkte Mischa Spoliansky. Sein weniger bekanntes Stück »Wie werde ich reich und glücklich?« läuft sehr erfolgreich am Nationaltheater Weimar. Ich spiele das reiche Mädchen Marie. Es ist ein Mordsspaß!

Winnie Böwe singt Weill und Eisler in der Originaltonart: hoch

Sopran Ich sage gern über mich: Ich bin Schauspielerin und Sopranistin. Denn ich singe bis zum dreigestrichenen Es! Ich habe keine rauchige Chansonstimme, wie es viele von einer singenden Schauspielerin erwarten. Also stelle ich lieber gleich klar: Ich singe hoch! Vielen Menschen ist auch nicht klar, dass die meisten Weill- und Eisler-Songs für hohe Frauenstimmen geschrieben wurden, denn die meisten Chansonetten singen sie eine Oktave tiefer. In den Zwanziger- bis Vierzigerjahren waren aber hohe Stimmen bei Frauen beliebt, denken Sie an Lotte Lenya! Ich singe Weill und Eisler mit Freude in der Originaltonart.

Zugabe Prägnant und wirkungsvoll sollten sie sein. Bei meinen Liederabenden habe ich eine Lieblingszugabe: »Tschaikowsky« von Weill aus »Lady in the Dark«. Da werden in einem Affenzahn gefühlte 1.000 russische Komponisten aufgezählt, bis man als Sänger erschöpft und halb irre abbricht.

Wirklich interessant, oder?! Übrigens: Das richtige Unterhaltungsprogramm macht jede Veranstaltung unvergesslich. Wenn du auf der Suche nach einer Idee für deine nächste Feier bist, schau doch mal bei www.goforartists.com vorbei. Ein Angebot für die kinderleichte Künstlerbuchung vom Team von memo-media.