Giovanno Alecci

Medienrummel für Zauberer und Taschendieb Giovanni Alecci

Seitdem Giovanni Alecci dem nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger im Auftrag von Radio 1Live das Handy aus der Jacketttasche geklaut hat, steht sein eigenes Telefon nicht mehr still. RTL, Pro 7, die Bild-Zeitung, alle wollen sie einen Beitrag über den sympathischen Zauberer und Taschendieb machen, der sein Publikum sonst auf Messen, Firmenveranstaltungen und Privatfeiern begeistert. Wir haben den 47-Jährigen zum Gespräch getroffen, die Fragen aus Angst um unsere Wertsachen aber aus gebührendem Abstand gestellt.

Giovanni Alecci beklaut den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger

Giovanni Alecci beklaut den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger – außgerechnet auf einer Konferenz zum Thema Sicherheit. Selbstverständlich gibt er alles zurück…

Giovanni Alecci ist derzeit ein äußerst gefragter Mann. Los ging alles mit einem rund 15-minütigen Beitrag beim Pro7-Wissensmagazin Galileo vor einigen Wochen, in dem der gelernte Handelsvertreter gemeinsam mit Reporter Jan Schwiderek ahnungslose Passanten ausraubte und damit vor Trickbetrügern warnen wollte. Das Echo darauf sei aber „noch harmlos“ gewesen im Vergleich zu dem, was nach der Geschichte mit dem Innenminister auf Giovanni Alecci hereinbrach. „Das macht gerade eine Riesenwelle“, sagt er und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich warte jetzt eigentlich nur noch darauf, dass Stefan Raab anruft.“ Giovanni Aleccis Agentin, Ellen Kamrad, über deren Künstlervermittlung schon der Kontakt zu Galileo zustande gekommen war, hat da schon eine Idee: „Wir werden dem Raab einfach das Video und den Radiomitschnitt unterjubeln und dann schauen wir, was passiert.“

Wenn er nicht gerade den Innenminister beklaut, bietet er Bühnenshows, Walk Acts und Close-Ups an

Charmant und charismatisch - der Close-Up-Künstler Giovanni Alecci

Charmant und charismatisch – der Close-Up-Künstler Giovanni Alecci

Fürs Geschäft ist die riesige Medienpräsenz goldwert. Unter dem Motto „Magic & Comedy“ bietet Giovanni Alecci sowohl große Bühnenshows als auch Walk Acts und Close-Ups an. Letztere mache er selbst am liebsten, wie er uns verrät: „Ich bin gerne nah am Menschen. Wenn ich einen Meter neben ihnen stehe und ihnen die Uhr klaue, ist das vom Effekt her viel stärker, als wenn ich ein paar Meter entfernt auf der Bühne Kunststücke vorführe.“ Also mischt er sich meist in Verkleidung unter Messebesucher oder Partygäste und begeistert diese mit seinem Charme und ein paar spektakulären Tricks wie dem Taschendiebstahl oder dem Gabelverbiegen.

Eine normale Armbanduhr klaut Giovanni Alecci in weniger als drei Sekunden

100 Uhren musst du klauen, bis du diese Kunst perfekt beherrschst und das Opfer nichts mehr davon merkt. So lautete die Faustregel, die ihm der berühmte „König der Taschendiebe“ Christian Lindemann vom Cirque du Soleil vor rund drei Jahren bei einem Seminar mit an die Hand gab. Giovanni Alecci, der bis dato schon viele Jahre hauptberuflich als Zauberkünstler gearbeitet hatte und sich irgendwie von der Konkurrenz abheben wollte, ließ sich das nicht zwei Mal sagen und übte fortan in jeder freien Minute.

Seine Opfer waren anfangs hauptsächlich Freunde und Bekannte, die ihre Wertsachen natürlich im Handumdrehen zurückbekamen. Als es besser lief, band er die Nummer in seine Shows ein. „Am Anfang hat es jeder zweite gemerkt, heute merkt es kaum noch jemand“, erzählt er stolz. Kein Wunder: Mittlerweile hat Giovanni Alecci sein Handwerk so perfektioniert, dass er eine einfache Uhr mit Lederarmband und Dornverschluss in weniger als drei Sekunden vom Handgelenk seines Besitzers klaut. Am Tag kommen so einige Uhren, Portemonnaies, Schlüssel und Handys zusammen, die die Besitzer nach einer Schrecksekunde natürlich sofort zurück bekommen.

„Bei mir musst du früher aufstehen“, prahlte der Junge, da hatte Giovanni Alecci schon dessen Handy

„Die Leute denken immer: Mich erwischt der nicht. Aber das ist ein Trugschluss“, sagt Giovanni Alecci, der eine Unmenge von amüsanten Geschichten aus seinem Show-Alltag erzählen kann. So zum Beispiel die über den Sohn, der sich bei einer Hochzeit über seinen Vater lustig machte, weil dieser sich von Giovanni Alecci Uhr, Handy und Schlüssel hatte klauen lassen. „Bei mir musst du früher aufstehen“, prahlte der Sohn in Richtung des Taschendiebs. Doch der präsentiert dem begeisterten Publikum da bereits das Handy des Jungen.

Giovanni Alecci ist für Galileo unterwegs

Giovanni Alecci war für Galileo unterwegs als Tricktaschendieb – damit fing alles an.

Seine Masche ist dabei meist dieselbe. Giovanni Alecci verwickelt sein Opfer in ein Gespräch oder lenkt es mit seinen Zaubertricks ab und dann schlägt er zu. Besonders gerne verwendet er den Trick mit dem Sicherungsetikett, das er unauffällig an der Jacke seines Opfers befestigt. Wenn er die Leute dann darauf aufmerksam macht, hat er einen Grund, sie anzufassen und schon ist es passiert.

„Verdammt, und wir dachten, uns kriegt er wirklich nicht“

So hat er auch dem Innenminister Ralf Jäger das Handy geklaut, ausgerechnet als dieser im Rahmen einer Aktionswoche zum Thema Prävention gegen Taschendiebstahl referierte. Giovanni Alecci dürfte als vermeintlicher Techniker von 1Live-Reporter Daniel Danger dem Interview mit dem Politiker beiwohnen und kam so ganz nah an ihn heran. Selbst die Personenschützer bekamen nichts von dem Diebstahl mit (Den Radiomitschnitt gibt es hier). Giovanni Alecci: „Uns ging es bei dieser Aktion nicht darum, den Innenminister oder dessen Personenschützer vorzuführen. Wir wollten auf das Thema aufmerksam machen und zeigen, dass wirklich jeder Opfer einer solchen Tat werden kann – selbst die, die glauben, sie würden es merken.“

Ärger hat Giovanni Alecci im Laufe seiner Karriere aber noch nicht bekommen. „Die Leute wundern sich immer, dass mir gegenüber noch nie jemand aggressiv oder handgreiflich geworden ist“, sagt Giovanni Alecci lachend. Das wird zum einen daran liegen, dass er eine absolute Frohnatur ist und die Leute damit sofort in seinen Bann zieht, und zum anderen daran, dass er sein Diebesgut umgehend wieder zurückgibt. So wie er uns bei der Verabschiedung nach unserem Interview auch unsere Handys zurückgibt, die er uns (wie auch immer und wann auch immer) aus der Hosentasche geklaut hat. Verdammt, und wir dachten, uns kriegt er wirklich nicht.