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Clowns und Tänzer auf der Art Cologne

Art Cologne Gavin Turk, The Other, 2015

Gavin Turk, The Other, 2015

Auch in diesem 50. Jahr der Art Cologne sind die Motive aus der Zirkus- und Entertainment- und Bühnenwelt zu entdecken, wenn man auf den drei Ebenen der Messehalle 11 mal besonders hinschaut. Clowns, Magier, Tänzer und Co., die Protagonisten der darstellenden Künste waren beliebte Motive für die bildenden Künste, bevor diese dann ganz abstrakt wurden. Maler und Bildhauer liebten diese bewegte Halbwelt. Und nimmt man es augenzwinkernd, ist die Neoninstallation „The Other“ von Gavin Turk eine ironische Anspielung auf das große Ich mancher Bühnenkünstler. Diese gab es bei Ben Brown Finearts in Halle 11.2.

Einblicke in die 50. Art Cologne

Art Cologne Victor Vaserly, Sans titre, 1987

Victor Vaserly, Sans titre, 1987

 

In Halle 11.1 sprangen einen bei der Galerie van Vertes direkt die geometrischen Muster eines Victor Vaserly an. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man einen Harlekin in der Arbeit , „Ohne Titel“, die um 1987 entstand.

 

 

 

Art Cologne Hanna Höch, Der Magier 1930

Hanna Höch, Der Magier, 1930

 

Ums Eck findet man Hanna Höchs “Der Magier” von 1930 als Aquarell über Tusche. Es ist nicht die einzige Arbeit der Mitbegründerin des „Berliner Dada“ in der Koje von Remmert und Barth. Dabei ist diese gar nicht mal durch ihre Malerei so berühmt, sonder durch ihre Collagen.

 

Art Cologne Max Beckmann, Der Ausrufer, 1921

Max Beckmann, Der Ausrufer, 1921

 

 

Am gleichen Stand fand ich auch das Selbstporträt von Max Beckmann, „Der Ausrufer“, indem sich der gekonnte Illustrator als Zirkusausrufer sieht. Die Radierung gehört zu den vielen Selbstporträts, die der Berliner Künstler gerne von sich fertigte.

Art Cologne Rudolf Schlichter, Sechstagerennen, 1928 - 1930

Rudolf Schlichter, Sechstagerennen, 1928 – 1930

 

 

Sechstagerennen waren mal ein großes Spektakel, ein Unterhaltungsevent, das damals, als es noch kein Fernsehen gab, die Menschen bannte wie heute nur noch Fernsehserien wie „Homeland“. Man verließ die eigene Couch und zog in die Sportpaläste, um Spannung zu erleben und sich zu amüsieren. Sechs Tage lang. Heute gibt es die nur noch in Bremen und Berlin. Der Maler der neuen Sachlichkeit, Rudolf Schlichter, hat dort zwischen 1928 u d 1930 sein Motiv für ein farbenfrohes Gesellschaftsaquarell mit Sportlern gefunden. Die Galerie Valentin aus Stuttgart bot das Blatt an.

Art Cologne Hermann Max Pechstein, Tanzendes Paar, 1912

Hermann Max Pechstein, Tanzendes Paar, 1912

 

 

 

Von Hermann Max Pechstein fanden sich auf der Art Cologne gleich zwei Darstellungen von Tänzern. Das „Tanzende Paar“ bei Utermann. Ein Aquarell und Tuschpinsel über Kohle von 1912.

Art Cologne Hermann Max Pechstein, Tänzerin im Spiegel, 1923

Hermann Max Pechstein, Tänzerin im Spiegel, 1923

 

 

 

Von 1923 war der Farbholzschnitt bei Henze und Ketterer, der eine Varietétänzerin im Spiegel abbildet. Der Maler der „Brücke“ fängt Situation und Bewegung expressionistisch ein. Es lohnt der Blick in den Bildhintergrund. Die Herren der guten Gesellschaft sind amüsiert.

 

Art Cologne Marc Chagall, Soleil au Cheval Rouge, 1977

Marc Chagall, Soleil au Cheval Rouge, 1977

 

Ein Highlight der Art Cologne findet sich gut ausgeleuchtet in einer Nische beim Salzburger Galeristen Thomas Salis in Öl. Marc Chagall hat das buntlebendige Zirkusleben in der Runde wunderbar idealisiert. Ein rotes Pferd dreht zum Geigenspiel einer Sonne seine Runden: „Soleil au Cheval Rouge“ heißt die großformatige Arbeit.

 

Art Cologne Renée Sintenis, Daphne, 1917

Renée Sintenis, Daphne, 1917

Die Grand Dame der Bildhauerinnen, Renée Sintenis, hat ihre „Daphne“ von 1917 als Tänzerin modelliert. Man sieht die Ähnlichkeit bei Ludorff nicht auf den ersten Blick, aber von Sintenis stammt auch der Berlinale Bär. Für ihre kleinformatigen Tier- und Sportplastiken ist die Dame bekannt. Die kleine Bronze hat mit 39.000 Euro einen stolzen Preis.

 

 

Art Cologne Joseph Cornell, Carousell - Lanner Waltzes, 1971

Joseph Cornell, Carousell – Lanner Waltzes, 1971

Die Tanzcollage von Joseph Cornell, “Carrousel – Lanner Waltzes”, die er 1971 kurz vor seinem Tod fertigte, ist eine surrealistische Traumsequenz. Die Galerie Hollis Taggert zeigte die wunderbar leichte Arbeit auf der Art Cologne. Der Amerikaner war mit vielen Surrealisten befreundet, die Europa wegen der Nazis verlassen mussten und von diesen beeinflusst. Joseph Lanner war übrigens ein früher österreichischer Walzerreformer. Cornell war ein künstlerisches Vorbild für den Hollywoodschauspieler Tony Curtis und wurde von diesem lange unterstützt. Cornell war aber auch bei der 4. und 5. Documenta vertreten.

 

Art Cologne Jake und Dinos Chapman, Little Miss McMuffet Sat on Her McTuffet, 2015

Jake und Dinos Chapman, Little Miss McMuffet Sat on Her McTuffet, 2015

Politisch sind die kleinen Dioramen der Gebrüder Jake & Dinos Chapman, die man bei David Risley finden konnte. Man muss schon genau hinschauen, um den Clown im Horror des Zweiten Weltkriegs zu entdecken. Die Szene ist surreal, ein Traum, aber kein guter. Tod und das sich Verlieren in das Lachen sind sich vielleicht näher, als man gerne denkt. Die englischen Brüder übermalten 2008 für die Ausstellung „If Hitler Had Been a Hippy How Happy Would We Be“ 13 Aquarelle des GröFaZ keck mit Friedenssymbolen.

 

Art Cologne Roy Lichtenstein, Moonscape, 1965

Roy Lichtenstein, Moonscape, 1965

Mein Lieblingsbild der diesjährigen, 50. Art Cologne ist eine Mondlandschaft von Roy Lichtenstein (1965) bei Klaus Benden. Finanziell nicht meine Kragenweite und leider schon verkauft. Auch Motive, die keinen konkreten Bezug zur eigenen Arbeit oder einer gestellten Aufgabe haben, können höchst inspirierend sein. Allen, die kreativ sein müssen, ist ein Flanieren durch dieses gewaltige temporäre Museum empfohlen. Man sieht tolle Bilder und Objekte, die danach in Sammlungen und Wohnzimmern für immer verschwinden. 2017 geht das wieder Ende April, und zwar vom 27. bis 30. April.